KI im Marketing bei Rossmann 

Mitarbeiter*innen bei Rossmann wurden schon früh zu Risiken und Chancen von ChatGPT gebrieft. Wie die Drogeriemarktkette außerdem mit KI umgeht, erklärt Petra Czora, Geschäftsleitung Marketing bei Rossmann. Teil 10 der Serie Künstliche Intelligenz im Marketing.
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Petra Czora ist die Geschäftsleiterin Marketing bei Dirk Rossmann. (© Dirk Rossmann GmbH)

Frau Czora, in welcher Weise setzt Ihre Marke KI bereits ein? 

Der Einsatz und Umgang mit Künstlicher Intelligenz ist ein wichtiges Thema. Wie bei jedem Hype gilt es aber zwischen einer Nutzung heute und der perspektivischen Bedeutung zu unterscheiden. Natürlich kommt KI beziehungsweise Machine Learning schon heute bei Rossmann zum Einsatz, beispielsweise bei einer Personalisierung des Einkaufserlebnisses unserer Kund*innen. Auch unser Kundenservice wird bereits jetzt bei der Formulierung von Antworten durch KI unterstützt. 

Haben Sie vor ihren Mitarbeitenden (ethische) Leitlinien zum Einsatz von generativer KI an die Hand gegeben oder gibt es schon welche? 

Schon als ChatGPT Anfang des Jahres für Aufmerksamkeit sorgte, haben wir unsere Mitarbeiter*innen proaktiv informiert. Wir organisierten eine Veranstaltung für Führungskräfte gefolgt von einer hybriden Veranstaltung für alle Zentralmitarbeiter*innen. Es wurden Leitlinien sowie Do’s and Don’ts zur Nutzung veröffentlicht und ein zentraler Zugang zu ChatGPT vom Unternehmen geschaffen. So sollen potenzielle Ängste und Bedenken abgebaut sowie Transparenz geschaffen werden. Auch sollen Chancen, die in der Nutzung dieser Technologie liegen, erkannt werden. 

Würden Sie eine persönliche Erfahrung, die Sie mit (generativer) KI gemacht haben, mit uns teilen? 

Privat habe ich ChatGPT genutzt, um Glückwünsche zu diversen Festlichkeiten mal anders zu formulieren als ich es standardmäßig mache. Die Textvorschläge, die eine KI generierte, waren sofort gut und konnten durch gezielte Eingaben und Verfeinerungen schnell optimiert werden, so dass ich einen Großteil als Inspiration verwenden konnte. Aber der letzte persönliche Feinschliff stammt dann doch aus der eigenen Feder. 

Aus heutiger Sicht: Welche Aufgaben im Marketing wird die KI zuerst übernehmen? 

Die Diskussion um eine komplette Aufgabenübernahme ist aus unserer Perspektive nicht richtig. Vielmehr haben wir im Marketing schon heute Probleme, für alle Aufgaben genügend qualifiziertes Personal zu finden. KI kann dabei helfen, Abläufe effizienter gestalten, um einerseits Personalmängel auszugleichen und andererseits Effizienzgewinne zu erreichen.  Es wird aber immer noch Menschen brauchen, die die KI füttern und bedienen. Neben den textbasierten KI-Lösungen schauen wir uns auch Bild- oder Video- generierende KI an.   

In welchen Bereichen oder für welche Tätigkeiten wird es immer das menschliche Hirn brauchen? 

KI kann in vielen Bereichen helfen und Prozesse beschleunigen. In den meisten Fällen wird es dennoch Menschen brauchen, die abschließend die Qualität beurteilen. Wir sind davon überzeugt, dass kreative und erfolgreiche Markenkommunikation nicht ausschließlich KI produziert. Die Technologie kann ein Sprungbrett sein, aber springen muss die Marke selbst. Den Regler zur Höhe und Weite hat der Mensch dabei in der Hand. 

Das Interview wurde schriftlich geführt


Alle bisher erschienenen Folgen dieser Interviewserie mit Markenentscheider*innen zu KI lesen Sie hier:

Folge 1: KI im Marketing bei SAP, Gespräch mit Kerstin Köder
Folge 2: KI im Marketing bei Burger King, Gespräch mit Klaus Schmäing
Folge 3: KI im Marketing bei Ritter Sport, Gespräch mit Franziska Kleinhans
Folge 4: KI im Marketing bei Obi, Gespräch mit Christian von Hegel
Folge 5: KI im Marketing bei Mercedes-Benz, Gespräch mit Bettina Fetzer
Folge 6: KI im Marketing bei Tonies, Gespräch mit Claudia Lührs
Folge 7: KI im Marketing bei Afri Cola, Gespräch mit Sven-Eric Frisch
Folge 8: KI im Marketing bei Henkel, Gespräch mit Sarah Manseck
Folge 9: KI im Marketing bei Nestlé, Gespräch mit Daniel Marschollek

(amx, Jahrgang 1989) ist seit Juli 2022 Redakteur bei der absatzwirtschaft. Er ist weder Native noch Immigrant, doch auf jeden Fall Digital. Der Wahlberliner mit einem Faible für Nischenthemen verfügt über ein breites Interessenspektrum, was sich bei ihm auch beruflich niederschlägt: So hat er bereits beim Playboy, in der Agentur C3 sowie beim Branchendienst Meedia gearbeitet.