KI im Marketing bei Randstad

Was KI im Personalmarketing bewirken kann und nach welchen Prinzipien sein Unternehmen KI einsetzt, erklärt Shezan Kazi vom Personaldienstleister Randstad in Teil 27 unserer Serie.
KI in HR: Shezan Kazi
Shezan Kazi ist Program Director Perm bei Gulp und Head of AI Strategy beim Personaldienstleister Randstad. (© Randstad)

Herr Kazi, wofür haben Sie KI zuletzt persönlich eingesetzt?

Ich persönlich experimentiere gerne und oft mit KI-Anwendungen. Zuletzt habe ich Jahresberichte von einer KI-Anwendung analysieren und zusammenfassen lassen. Solche Bilanzberichte sind sehr umfangreich und fachlich durchaus anspruchsvoll für jemanden, der nicht als CFO aktiv und kundig ist. Die KI hat mir die wichtigsten Punkte im Vergleich aufgeführt – ein echter Zeitsparer. Kann ich sehr empfehlen!

In welcher Weise setzt Ihr Unternehmen KI im Marketing ein?

Für uns bei Randstad ist KI eine sehr spannende Technologie mit vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten. Denn HR ist ein datenintensives Business. Deshalb setzen wir uns nicht nur mit den Möglichkeiten auseinander, sondern haben uns auch ganz klare Leitplanken gesetzt, wie wir KI sinnvoll und verantwortungsvoll zur Unterstützung einsetzen. Denn eines ist bereits jetzt ganz klar: KI bietet großes Potenzial für Produktivitätsgewinne. Im Marketing und speziell im Personalmarketing sammeln wir bereits Erfahrungen in der Content-Entwicklung. Hier evaluieren wir, wie KI den Trend von statischem hin zu dynamischem Content vorantreibt. Online-Content wie Stellenanzeigen oder Artikel ließen sich beispielsweise im Sinne einer dynamischen Customer Experience individueller gestalten und den Kreativprozess in der Content-Entwicklung boosten. Als weltweites Unternehmen haben wir hier den Vorteil, durch unterschiedliche Initiativen in einzelnen Ländern Praxiserfahrung zu gewinnen und gegenseitig Best Practices auszutauschen.

Können Sie anhand eines konkreten Beispiels erklären, wie KI Ihrem Marketing-Team die Arbeit erleichtert?

KI nutzen wir im Marketing-Team unter anderem für Content-Erstellung und Optimierungen von Inhalten. Auch für die Themenrecherche ist KI ein absoluter Gewinn – ob nun in direkter Form selbst oder indirekt über einen unserer Dienstleister. Wichtig dabei ist es, dass es bei der Arbeit mit KI immer die menschliche Beurteilung am Ende benötigt. Die menschliche Qualitätskontrolle und das Gespür für die Sprache sind wichtige Faktoren, um gute Ergebnisse zu erreichen. Das bedeutet: Wir stellen keine KI-generierten Texte direkt online auf die Website, sondern sie durchlaufen immer noch einen menschlichen Qualitätssicherungsprozess.

Bei Randstad gibt es außerdem weitere Einsatzfelder von KI im Bereich der Klassifizierung und Taxonomie von Berufen, Fähigkeiten und Qualifikationen. Zudem prüfen und optimieren wir mithilfe von KI die Performance von geschalteten Stellenanzeigen.

Welche rechtlichen oder ethischen Fragen zur KI sind Ihrer Meinung nach noch zu klären?

Mit den “Randstad AI Principles” haben wir uns bei Randstad bereits 2019 KI-Prinzipien gesetzt, die den Umgang mit der Technologie unternehmensübergreifend regeln. Das ist für uns der zentrale Leitsatz: Bei jedem Prozess, in dem KI involviert ist, behält ein Mensch die Kontrolle und trifft die Entscheidung. Die Nutzung von KI erfordert nicht nur Verantwortung, sondern auch Transparenz. Schließlich werden in Bereichen wie HR Entscheidungen getroffen, die die beruflichen Möglichkeiten von Menschen unmittelbar betreffen. Kenntlich machen, wo KI in Prozesse eingreift, und Entscheidungsoptionen bieten, das wird ein wichtiger Standard werden, auch weil der Output immer realistischer beziehungsweise menschennaher wird.

Welche Aufgaben im Marketing könnte die KI in Zukunft noch übernehmen und wo liegen die Grenzen, also wofür wird es immer das menschliche Hirn brauchen?

Meine Einschätzung ist, es wird keine Grenze für das Potenzial von KI geben. Entscheidend ist, welche Leitplanken wir setzen für einen transparenten und verantwortungsvollen Umgang mit ihren Möglichkeiten und Risiken. Denn die aktuellen KI-Modelle sind die schlechteste Version, die wir gehabt haben werden. Oder andersherum: Die Technik entwickelt sich rasant weiter. Niemand kann sich vorstellen, wo wir in fünf Jahren stehen werden. Deswegen bleibt es spannend.

Das Interview wurde schriftlich geführt.


Alle bisher erschienenen Folgen der Interviewserie mit Markenentscheider*innen zu KI lesen Sie hier. 

Laura Schenk (ls, Jahrgang 2002) ist seit August 2023 Werkstudentin bei der absatzwirtschaft und hat immer Lust, sich neuen Themenbereichen zu widmen. Eine besondere Vorliebe hat sie für kubistische Malerei und das Schreiben in all seinen Formen. Ihrer Heimatstadt Leipzig hat sie 2023 sogar einen Kurzgeschichtenband gewidmet. Sie studiert dort Kommunikations- und Medienwissenschaft und engagiert sich crossmedial bei Lokalzeitungen und beim Radio.