Frau Fetzer, in welcher Weise setzt Mercedes-Benz KI bereits ein?
Wir sehen Künstliche Intelligenz als wegweisende Technologie und Chance für innovative und noch bessere Prozesse, Produkte und Dienstleistungen. KI und insbesondere generative KI bietet spannende Möglichkeiten, auch für die Programmierung. Anwendungsfälle werden im Rahmen der Generative-KI-Strategie des Unternehmens gesammelt. Aktuell werden bei uns über alle Geschäftsfelder hinweg mehr als 80 Use Cases getestet und deren Chancen und Risiken untersucht. KI-Ethik und KI-Governance sind die Basis für den verantwortungsvollen Einsatz unserer hochmodernen generativen KI.
Haben Sie vor, Ihren Mitarbeitenden ethische Leitlinien zum Einsatz von generativer KI an die Hand zu gegeben oder gibt es schon welche?
Wir sehen den potenziellen Wert, den KI-Technologie mit sich bringt, aber auch Risiken und Herausforderungen. Vor diesem Hintergrund haben wir als einer der ersten Automobilhersteller Leitlinien für den Einsatz von KI entwickelt. „Verantwortungsvoller Einsatz“, „Erklärbarkeit“, „Schutz der Privatsphäre“ sowie „Sicherheit und Zuverlässigkeit“ sind die vier Grundsätze, nach denen das Unternehmen KI entwickelt und einsetzt.
Würden Sie eine persönliche Erfahrung, die Sie mit (generativer) KI gemacht haben, mit uns teilen?
Das passiert täglich bei der Autofahrt ins Büro, zum Beispiel über unser Multimediasystem MBUX (Mercedes-Benz User Experience). Dieses hat eine intelligente Benutzeroberfläche, ist lernfähig und intuitiv. Die Apps für Navigation, Radio und mobile Kommunikation schlagen auf Wunsch bereits Aktionen vor. Diese basieren darauf, wie wahrscheinlich eine Anwendung ist.
Aus heutiger Sicht: Welche Aufgaben im Marketing wird die KI zuerst übernehmen?
Wir sehen ein großes Potenzial für die Verwendung von KI in der Kundenkommunikation, beispielsweise durch den Einsatz von Bots als virtuelle Begleiter unserer Kundinnen und Kunden. So unterstützt beispielsweise der Mercedes Virtual Assistant (MVA), unser KI-gestützter virtueller Assistent, bereits heute unsere Kundinnen und Kunden, beispielsweise in Großbritannien, rund um die Uhr bei Fragen zu unseren Produkten und Dienstleistungen. In Zukunft wird er auch bei Transaktionsprozessen wie der Buchung von Terminen behilflich sein.
In welchen Bereichen oder für welche Tätigkeiten wird es immer das menschliche Hirn brauchen?
KI kommt vermehrt zum Einsatz, wenn es um die Übernahme von monotonen und repetitiven Aufgaben geht. Sie schafft Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern neue Freiräume, um sich bestenfalls auf höherwertige Aufgaben mit mehr Wertschöpfung zu konzentrieren. Das sind beispielsweise Aufgaben, deren Lösung kreatives Transferdenken über verschiedene Fachbereiche hinweg erfordert. Genauso verhält es sich mit Aufgaben, die ein Verständnis von Empathie und zwischenmenschlichen Beziehungen voraussetzen. Es geht schlussendlich nicht darum, den Menschen durch die Maschine zu ersetzen, sondern eine Synergie zu schaffen, die den Fortschritt fördert und Arbeitsprozesse vereinfacht.
Das Interview wurde schriftlich geführt.
Alle bisher erschienenen Folgen dieser Interviewserie mit Markenentscheider*innen zu KI lesen Sie hier:
Folge 1: KI im Marketing bei SAP, Gespräch mit Kerstin Köder
Folge 2: KI im Marketing bei Burger King, Gespräch mit Klaus Schmäing
Folge 3: KI im Marketing bei Ritter Sport, Gespräch mit Franziska Kleinhans
Folge 4: KI im Marketing bei Obi, Gespräch mit Christian von Hegel