Herr Bauer, wofür haben Sie KI zuletzt persönlich eingesetzt?
Ich nutze KI-Tools in meiner täglichen Arbeit im Moment hauptsächlich, um meine Produktivität zu steigern. Ich benutze beispielsweise ChatGPT bei der Recherche, also zum Zusammenfassen von Dokumenten, Artikeln oder Büchern.
In welcher Weise setzt Ihr Unternehmen KI im Marketing ein?
Wir nutzen Künstliche Intelligenz im Marketingbereich vor allem zur Effizienzsteigerung und um Kosten zu optimieren. KI-Modelle werden entlang der gesamten Customer Journey eingesetzt – von der Anzeigenschaltung über Treueprogrammen für Bestandskund*innen bis hin zu personalisierten Reaktivierungsangeboten auf Grundlage des bisherigen Kundenverhaltens. Unser Tech-Team ist mit über tausend Mitarbeitenden weltweit aufgestellt und arbeitet an Lösungen und KI-Modellen, die wir international nutzen. In Deutschland setzen wir KI-Modelle bereits aktiv im CRM-Bereich sowie bei der Berechnung des Customer Lifetime Value und der personalisierten Ansprache bei der App- und E-Mail-Kommunikation mit den Kundinnen und Kunden ein. In der CRM-Kommunikation nutzen wir beispielsweise mit KI generierte Produkt- und Rezeptempfehlungen. Wir experimentieren außerdem mit generativer KI beim Erstellen von ansprechenden Betreffen in der Kundenansprache per E-Mail.
Können Sie anhand eines konkreten Beispiels erklären, wie KI Ihrem Marketing-Team die Arbeit erleichtert?
Allen voran ist die personalisierte Ansprache im Marketing eines der wertvollsten Werkzeuge, die uns unsere KI-Modelle ermöglichen. Wir arbeiten beispielsweise an einem Modell, das Kundinnen und Kunden individuell über ihre bevorzugten Kanäle und zu der gewünschten Tageszeit kontaktiert. Manche bevorzugen beispielsweise Push-Notifications in der App, andere möchten lieber nach Feierabend eine E-Mail bekommen. Mit dieser automatisierten Ansprache können wir nicht nur Kosten sparen, sondern auch unsere Kapazitäten im Team effektiv einsetzen. Einen ähnlichen Effekt hat das KI-Modell zur Berechnung des Customer Lifetime Value: Damit können wir unsere Kundinnen und Kunden in verschiedene Segmente einordnen und auf sie zugeschnittene Marketingmaßnahmen wie Suchmaschinenwerbung effizient einsetzen.
Welche rechtlichen oder ethischen Fragen zur KI sind Ihrer Meinung nach noch zu klären?
In dem Bereich, in dem HelloFresh agiert, gibt es in Bezug auf KI keine rechtlichen oder ethischen Unklarheiten. Allgemein wurde mit dem AI Act in der EU bereits eine solide Grundlage dafür geschaffen, wie der Umgang mit KI in der Forschung und Wirtschaft geregelt werden kann. Für die interne Nutzung von KI-Tools haben wir einen umfangreichen Leitfaden sowie Richtlinien aufgesetzt, um allen potentiellen datenschutzrechtlichen Risiken vorzubeugen.
Welche Aufgaben im Marketing könnte die KI in Zukunft noch übernehmen und wo liegen die Grenzen, also für was wird es immer das menschliche Hirn brauchen?
Ich sehe großes Potential im Bereich der Kreativproduktion. Damit meine ich nicht, dass der Kreativprozess von Künstlicher Intelligenz übernommen wird, sondern auch hier wird die Technologie die Effizienz steigern. Generative KI bietet hier bisher ungenutzte Möglichkeiten: Durch relativ kostenschonende und zeitsparende Umsetzungen können wir mehrere Ansätze und Storylines testen und optimieren. Dabei wird die Technologie keinesfalls kreative Köpfe ersetzen, sondern die Arbeit der Teams effizienter machen und sie dazu befähigen, noch individueller und erfolgreicher auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Zielgruppen einzugehen. Im Bereich des Projektmanagement wird uns Künstliche Intelligenz sicherlich noch viel abnehmen können: Automatisierung bei der Aufgabenverteilung, beispielsweise mit Hilfe KI-gesteuerter Meeting-Notizen und Erinnerungen – da gibt es ja bereits viel. Dafür wird mehr Zeit für die persönliche Interaktion und kreative Ideenfindung im Team bleiben.
Das Interview wurde schriftlich geführt.
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