Herr Hohnberg, wofür haben Sie KI zuletzt persönlich eingesetzt?
Ich habe mit dem Bing Copilot, der auf Dall-E zugreift, ein paar Bilder für eine Präsentation kreiert. Ich war erstaunt darüber, dass bei identischen Prompts stark abweichende Ergebnisse herauskamen. Ansonsten nutze ich regelmäßig ChatGPT. Mein Wissen über KI ist allerdings stark ausbaufähig. Das weiß ich vor allem durch meine Frau – sie verantwortet das Marketing bei Tisson & Company, einer Unternehmensberatung, die KI-Lösungen für mittelständische Unternehmen entwickelt.
Können Sie anhand eines konkreten Beispiels erklären, wie KI Ihrem Marketing-Team die Arbeit erleichtert?
Wir haben beispielsweise im Bereich Social Media gute Erfahrungen mit KI-generierten Memes gemacht, auf denen Personen sehen sind. Lösungen dieser Art sind einfach in der Produktion und es fallen keine Buy-outs an. Bildgenerierung ist ohnehin ein großes Thema – das fängt schon bei KI unterstützten Kampagnenkonzepten an, die oft den „gelernten“ Darstellungsweisen deutlich überlegen sind. Für die Agenturen ist KI nicht mehr wegzudenken.
Welche rechtlichen oder ethischen Fragen zur KI sind Ihrer Meinung nach noch zu klären?
Im Bereich der KI stellen sich ethische und rechtliche Fragen, insbesondere im Zusammenhang mit dem Urheberrecht. Die Verwendung von KI-Tools, die mit frei verfügbaren Werken trainiert werden, führt zu kontroversen Diskussionen. Künstler protestieren gegen die Nutzung ihrer Werke für KI-Training, was zu rechtlichen Auseinandersetzungen führt. Das Tool „Nightshade“ ermöglicht es Künstlern, sich gegen die unerlaubte Verwendung ihrer Werke zu wehren, indem es Trainingsdaten für KI-Modelle „vergiftet“. Kurz: Die intensive Debatte um Urheberrecht und KI hat gerade erst angefangen und wird wohl komplex bleiben.
Welche Aufgaben im Marketing könnte die KI in Zukunft noch übernehmen und wo liegen die Grenzen, also wofür wird es immer das menschliche Hirn brauchen?
Die Zukunft des Marketings wird sicher maßgeblich von KI beeinflusst werden, wobei automatisierte Systeme Aufgaben wie Datenanalyse, personalisierte Werbung und auch Content-Kreation übernehmen. Dennoch bleiben Bereiche, die das menschliche Bewusstsein und emotionale Intelligenz erfordern. Um beim Thema Kreation zu bleiben: Ein gewisses Bauchgefühl und die Fähigkeit, zum Beispiel Kampagnen mit dem oft unterschätzten gesunden Menschenverstand zu gestalten und zu beurteilen, werden hoffentlich niemals ersetzbar sein. Entscheidungen, die auf Erfahrungen und Intuition basieren, können auch dann erfolgreich sein, wenn sie sich rational nicht immer erklären lassen. Ich freue mich auf neue KI-basierte Möglichkeiten, glaube aber weiterhin an menschliche Kreativität und Empathie.
Das Interview wurde schriftlich geführt.
Alle bisher erschienenen Folgen der Interviewserie mit Markenentscheider*innen zu KI lesen Sie hier.