Frau Dillenburg, wofür haben Sie KI zuletzt persönlich eingesetzt?
Beruflich nutze ich diverse KI-Tools, privat vor allem Perplexity als Suchagenten, der konkrete, strukturierte und aktuelle Antworten samt Quellenangaben liefert. Ich “perplexe” mittlerweile, wo ich früher gegoogelt habe.
In welcher Weise setzt Ihr Unternehmen KI im Marketing ein?
Wir verstehen KI innerhalb unserer Agenturgruppe als sehr fleißigen Co-Worker, der vor allem zeitaufwendige oder repetitive Aufgaben übernehmen kann. Der aktuelle Benefit von KI liegt für mich in der Inspirationskraft und Effizienzsteigerung. Aus diesem Grund haben alle unsere Mitarbeitenden Zugriff auf eine Chat-Oberfläche, die verschiedene KI-Technologien und LLMs – etwa Chat GPT – nutzbar macht.
Zusätzlich setzen wir auf spezifische Anwendungen: Bei der strategischen Arbeit hilft uns ein Chatbot, der mit Marktforschungsdaten trainiert wurde. Die Content-Produktion in Text, Bild und Video unterstützen Tools wie die Text-to-Image-KI Midjourney oder unser eigenes lokales Set-up für Stable Video Diffusion.
Können Sie anhand eines konkreten Beispiels erklären, wie KI Ihrem Marketing-Team die Arbeit erleichtert?
Innerhalb einer Marketingstrategie werden in der Regel große Mengen an Zielgruppendaten erhoben, analysiert und interpretiert – ein sehr zeitintensiver Prozess. Mit unserer, für unsere Agenturgruppe konzipierten KI “Chatalyst” bekommen diese Daten nun eine Stimme: Über eine Chat-Oberfläche kann ich direkt mit synthetisch generierten Repräsentanten von Zielgruppen sprechen und sie nach Vorlieben, Einstellungen oder Konsumverhalten befragen. Ich kann auch direkt Feedback auf Kampagnen-Assets erhalten. Man kann also sagen, Content entsteht auf diese Weise direkt zusammen mit der Zielgruppe. Das ist vor allem für Kunden mit komplexen Zielgruppen spannend, etwa aus dem Healthcare-Sektor.
Welche rechtlichen oder ethischen Fragen zur KI sind Ihrer Meinung nach noch zu klären?
Wir bei Fischer Appelt beschäftigen uns sehr umfassend mit allen ethischen und rechtlichen Fragen rund um KI. Ungeklärt ist der zentrale Punkt Haftung: Wer haftet bei Fehlern oder Schäden durch KI-Systeme – der Entwickler, der Anwender oder möglicherweise das KI-System selbst? In diesem Kontext gibt es viele offene Fragen, etwa, wie KI Entscheidungen trifft. Unsere Juristen setzten sich intensiv mit dem Thema auseinander.
Welche Aufgaben im Marketing könnte die KI in Zukunft noch übernehmen und wo liegen die Grenzen, also wofür wird es immer das menschliche Hirn brauchen?
Die Grenzen der KI markiert der Mensch! Denn zu ungesehenen, herausragenden Ergebnissen kommen auch in Zukunft nur wir Menschen. Besonders in Kreativagenturen bleiben Menschen also die zentrale Ressource, weil nur sie aus einer guten Basis etwas Exzellentes erschaffen. Aber KI kann das Marketing durchaus noch präziser, agiler und effektiver machen – wenn der Mensch sie dazu bringt. Die Fähigkeit, KI produktiv zu nutzen, wird zu einem zentralen Skill in Marketing und Kommunikation.
Das Interview wurde schriftlich geführt.
Alle bisher erschienenen Folgen der Interviewserie mit Markenentscheider*innen zu KI lesen Sie hier.