In jüngster Zeit wird gern vom „iPhone-Effekt“ für künstliche Intelligenz gesprochen, wenn von ChatGPT die Rede ist. So wie das erste Smartphone damals mobile Tastentelefone ins technische Abseits stellte und die mobile Kommunikation komplett revolutionierte, so hat auch OpenAI mit seinem KI-gestützten Chatbot ChatGPT die künstliche Intelligenz auf ein neues Niveau gehoben. Jeder kann mit dieser Maschine kommunizieren – dafür sind weder Software noch Programmierkenntnisse nötig. Die neueste Version kann sogar Schreibstile nachahmen, Lieder komponieren, bestimmte Aktienbewegungen vorhersagen und verhält sich in Rollenspielen wie ein echter Mensch.
Kreative und Marketer schauen erwartungsvoll auf die neuen Fähigkeiten einer KI, die bereits heute Logos und Werbeanzeigen entwerfen und Vorschläge für die beste Platzierung von Werbekampagnen unterbreiten kann. In wenigen Sekunden kann sie SEO-optimierten Website-Content in sehr ordentlicher Qualität produzieren und für den Kundenservice ist das Ausmaß der Einsatzmöglichkeiten noch gar nicht absehbar.
Darf eine KI zielgerichtet lügen?
Doch einiges sollte auch Sorgenfalten in die euphorisierten Gesichter zeichnen. Der mangelnde Datenschutz, der gigantische Stromverbrauch und die wahrscheinlichen Jobverluste sind meines Erachtens aber nicht die dringendsten Gründe: Vielmehr entwickelt ChatGPT mittlerweile ein bildliches Vorstellungsvermögen und lügt sogar, um zum gewünschten Ziel zu gelangen. Deep-Fake Video und Deep-Fake Audio öffnen zudem Tür und Tor für Falschinformationen und sogar Verbrechen, in den USA kam es bereits zu einem ersten „Enkeltrick 4.0“, bei dem telefonisch per Deep-Fake-Audio eine Entführung vorgetäuscht und Lösegeld gefordert wurde.
Nicht nur Tesla-Chef Elon Musk, Apple Mitgründer Steve Wozniak und KI-Pionier Yoshua Bengio fordern in einem offenen Brief inzwischen eine halbjährige Entwicklungspause für KI – mehr als 26.000 Personen haben ihn aktuell unterzeichnet. Ist es ein PR-Manöver? Benötigen andere Tech-Anbieter nur Zeit, um den Entwicklungsvorsprung aufzuholen? Laut Financial Times plant Musk, ein eigenes KI-Start-up zu gründen. Doch ob PR oder nicht: Leitplanken sind in jedem Fall nötig, da KI in allen Lebensbereichen Einzug halten wird. Damit sie Gesellschaft und Wirtschaft nicht überrollt, und damit sichere Rahmenbedingungen geschaffen werden können, ist eine Bedenkzeit nötig.
Auch die Politik benötigt mehr Zeit. Hier mahlen die Mühlen bekanntlich langsam. Seit rund einem Jahr feilt die EU an einem „AI Act“, der einen einheitlichen Umgang mit Künstlicher Intelligenz in der EU sicherstellen soll. Dabei soll KI in vier Risiko-Stufen bewertet werden. Ob sich davon die Tech-Giganten in den USA und China beeindrucken lassen? Wohl kaum. Aber eine Pause kann allen helfen, die Lage besser zu beurteilen und KI an die Leine zu legen – auch dem Marketing könnte ein Time-Out nützen, um die Einsatzmöglichkeiten von KI gründlich zu evaluieren und entsprechende Folgen zu bewerten.
Schon gehört?
Die Deutsche Telekom nutzt das Metaverse, um ihr Geschäftskundensegment zu stärken. Der Telko-Riese hat für sein Cloud Solution Partner (CSP) Programm einen virtuellen Showroom entwickeln lassen (Digitalagentur The Digitale). Neben unterschiedlichen Präsentationsmöglichkeiten werden für die Partner-Unternehmen auch wechselnde Ausstellungen rund um Digitalisierung und „Cloudifizierung“ Deutschlands gezeigt.
Als Sprungbrett ins Metaverse werden digitale Spiele angesehen – und diese erfreuen sich weiter größter Beliebtheit. Laut einer aktuellen Studie des Branchenverbandes Game hat sich der deutsche Games-Markt im Jahr 2022 auf hohem Niveau stabilisiert. Insgesamt setzte die Branche im vergangenen Jahr rund 9,87 Milliarden Euro um. Für Marketer interessant: 48 Prozent der Gamer sind Frauen und 52 Prozent Männer. Der Altersdurchschnitt ist leicht gestiegen und beträgt mittlerweile 37,9 Jahre.
Übrigens: Vergessen Sie ihr Online-Targeting. Lassen Sie doch die Nutzer*innen diesen Job machen. So wie es Samsung bei der Einführung seines Smartphones Galaxy Z Flip 4 in Australien getan hat. Statt Nutzer*innen zu targeten mussten diese in einer Art Online-Schnitzeljagd selbst drei Werbefilme im Web aufspüren. Hinweise gab es über Google-Textanzeigen. Wer alle drei Videos angesehen hatte, wurde in einen Retargeting-Pool aufgenommen. Die Wiederansprache sorgte dafür, dass ein bestimmter Pre-Roll-Spot auf YouTube samt Gewinnercode angezeigt wurde. Zu gewinnen gab es das beworbene Smartphone.
In diesem Sinne. Bleiben Sie inspiriert!