Der Erfolg beeindruckt: Eine offensive Außenwerbung, offene Kommunikation mit den Kunden und Limited Editions, die durch die Decke gingen. Jürgen Herrmann und sein Team haben in den letzten Jahren Ritter Sport wieder zurück an die Spitze gebracht. Nun verlässt der Marketingchef den Schokoladenriesen – und auch Olaf Wilcke, zuständig für den internationalen Vertrieb, wird gehen. Denn Alfred Ritter strukturiert die Geschäftsleitung um, will dem Unternehmen eine internationale Ausrichtung verleihen. „Gesellschafter, Geschäftsleitung, Mitarbeiter und auch ich ganz persönlich sind Jürgen Herrmann und Olaf Wilcke zu großem Dank verpflichtet. Sie haben entscheidend zum Erfolg des Unternehmens beigetragen und die Marke nachhaltig geprägt“, sagt Alfred Ritter, Vorsitzender des Beirates. Einem dem Handelsblatt vorliegenden internen Brief an die Mitarbeiter zufolge soll sich der bislang für die Vermarktung in Mitteleuropa zuständige Geschäftsführer Thomas Mönkemöller auf Deutschland konzentrieren und auch hierzulande das Marketing verantworten.
Herrmanns Verdienste
Die Einhorn-Schokolade von Ritter Sport wurde zum Viral-Hit. Einen Sommer lang sprach jeder über diesen Marketing-Coup. Um im Schokoladenregal nicht von den süßen Gegnern verdrängt zu werden, hat sich das Unternehmen einiges einfallen lassen und gewann dafür den Marken-Award 2018 in der Kategorie „Bestes Marken-Momentum“. Auch stand Herrmann dieses Jahr auf der Liste der Top 10 für den Award „CMO of the Year“.
Seit 2007 schon geisterten von Nutzern kreierte Fake-Sorten wie „Emmentaler“ durch die sozialen Medien. Das Phänomen griff Ritter Sport gezielt auf. Schon die gemeinsam mit Rügenwalder zum 1. April 2014 präsentierte Fake-Sorte „Mettschokolade“ zog enorme Aufmerksamkeit in den sozialen Medien nach sich. Und limitierte Sondersorten wie „Äffel & Pferdle“ (Hafer-Banane) erzeugten viral derart viel Nachfrage, dass der eigene Online-Shop rasch ausverkauft war. Noch schneller ging das beim Renner „Einhorn-Schokolade“, der sehr viel Beachtung auch in der klassischen Medienlandschaft fand. Jürgen Herrmann hat immens zur neuen Markenstrategie beigetragen, brachte Ritter Sport zurück in die Köpfe der Menschen. Gerade der Wettbewerb, der meist auf die Stärke größerer Unternehmen zurückgreifen kann, gibt anteilig deutlich mehr für seine Werbung aus: Obwohl der Marktanteil bei über 20 Prozent liegt, beträgt der Anteil der quadratischen Marke am Gesamtwerbeaufkommen der Schokoladen nur zehn Prozent. So gesehen erzielte Ritter Sport mit nackten Tafelstapeln anziehende Geschäftsergebnisse. Auch der Umsatz entwickelte sich gut – von 2008 bis 2015 wuchs er insgesamt um über 50 Prozent und stabilisierte sich nach der Preiserhöhung auf diesem Niveau. Im Jahr 2017 setzte die Alfred Ritter GmbH netto rund 482 Millionen Euro um.
Im Ausland einen Zahn zulegen
Doch nun soll alles größer werden. Wie das Manager Magazin schon im Oktober vergangenen Jahres berichtete, will man bei Ritter Sport internationaler werden. Unter dem internen Arbeitstitel „Schokolade 2025“ will das Unternehmen den Umsatz um 50 Prozent auf über 750 Millionen Euro steigern, so sagte es Geschäftsführer Andreas Ronken dem Magazin. Resultieren soll das Wachstum aus dem Auslandsgeschäft. Nahezu die Hälfte seines Umsatzes erzielt der Ritter Sport-Hersteller inzwischen im Ausland, langfristig seien Werke in China, den USA und Russland geplant, so Ronken weiter.
Auch die Verjüngung der Marke, die Herrmann in den vergangenen Jahren auf den Weg gebracht hatte, soll weitergeführt werden. Wir werden sehen, ob Marketing und Vertrieb Hand in Hand die Schokoladenmarke international aufstellen können.
(Lig)