Von Christian Thunig
Wäre das vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen, weisen jetzt einige Faktoren darauf hin, dass sich dies schnell bewahrheiten könnte. Zunächst das Entscheidende: Der Umgang mit Technik, in diesem Falle IT, hat sich demokratisiert und durch das Internet und Social Media hat eine beispiellose Befähigung der breiten Massen mit dem Umgang von IT eingesetzt, so Gartner. Insofern stehen persönliche Clouds nicht vor Akzeptanzproblemen. Im Gegenteil, der Siegeszug des Internets und der sozialen Medien beruht gerade darauf, dass Menschen regelrecht angezogen wurden durch die Technik. Hätte es das Internet nicht gegeben, würden die Arbeitnehmer die mögliche Omnipräsenz des Arbeitsplatzes eher als Kontrolle und Einengung empfinden. Gerade die vorgelagerte Freiwilligkeit der Internetnutzung hat aber den gesellschaftlichen Umgang mit Arbeit dramatisch verändert. Ein anderer Grund für das Aufziehen der Cloud sind die gesunkenen Verbindungskosten und die zunehmende Bandbreite der Internetzugänge, die ein webbasiertes Arbeiten überhaupt erst ermöglichen.
Für die IT-Abteilungen könnte sich ebenso auch eine Flexibilisierung ergeben, denn sie ist nicht mehr auf die vorhandenen Ausgabegeräte beschränkt und kann bei der Implementierung neuer Applikationen freier agieren. Auf der anderen Seite könnten die Anwendungen enger umrissen werden. Arbeiten heute noch viele Mitarbeiter mit Programmen, von denen sie manchmal nicht mehr als 20 Prozent der Gesamtperformance nutzen, könnten, so Gartner, Applikationen zu kleinen Apps runtergedampft werden, die nur noch die Anwendungen beinhalten, die unmittelbar benötigt werden. Gleichzeitig könnten, da auf den einzelnen Devices keine Limitierungen mehr bestehen, den Nutzern im Unternehmen eine unbegrenzte Auswahl an Anwendungen, Services und Inhalten zur Verfügung gestellt werden. Je nach Anforderung kann er dann selber auswählen – also eine Art Self Service der Dienste im Unternehmen, ohne immer die IT-Abteilung fragen zu müssen.
Für die Unternehmen würde das allerdings nicht einfacher, denn die letzten zwei Jahre haben die IT-Abteilungen schon gehörig durcheinandergewirbelt, und viele Unternehmen fragen sich bereits, wie die IT-Umwelt in den nächsten zwei Jahren aussehen wird. Kein Zweifel, die Bereitstellung der IT-Infrastruktur muss grundsätzlich überdacht werden. Aber aufgrund des Cloud-Ansatzes werden die IT-Abteilungen perspektivisch entlastet: Häufig müssen Service-Mitarbeiter arbeitsplatzweise Installationen und Updates sowie Problemlösungen vornehmen. Das würde dann wegfallen, da eine One-to-Many-Konstellation möglich wäre – einmal aufspielen und alle im Unternehmen könnten es nutzen, und zwar Software und Daten, die immer sicher und auf dem neuesten Stand wären.
Was für das geschäftliche Umfeld gilt, könnte übrigens auch rascher als erwartet für die private Nutzung greifen. Beispiel Musik: Die meisten Nutzer halten bisher noch ihre Musiksammlung auf eigenen Speichermedien. Besonders Fortschrittliche haben sie bereits auf ihrem eigenen Server, dem Heim-PC. Aber selbst dann müssen sie immer noch auf Zwischenspeichern transferiert werden, um sie auch mobil im Auto oder auf Reisen nutzen zu können. Dabei sind je nach Gerätetyp sogar verschiedene Dateiformate vonnöten. Zukünftig könnte es so sein, das jeder seine Sammlung über die Cloud im Web dabei hat. Sobald die Internetabdeckung in jedem Winkel vorhanden und schnell ist, müsste das kein Traum bleiben.