Finger hoch, wer erinnert sich noch an Second Life? War das ein Hype damals! Jeder sollte mit seinem eigenen Avatar in einer virtuellen Welt leben – mit allem was dazugehört. Mittlerweile ist Second Life tot – sorry, scheintot. Es gibt die Plattform noch immer, aber andere Themen haben ihr längst die digitale Show gestohlen: virtuelle Events, Social Media, Zoom-Konferenzen, WhatsApp, TikTok … vor lauter Optionen, digital zu interagieren, ist das alte „Zweite Leben“ glatt in Vergessenheit geraten. Doch damit ist jetzt Schluss.
Nicht nur Meta-Chef Mark Zuckerberg träumt wieder von einer Welt, in der jeder seinen Avatar erhält und damit durch neue, omnipräsente Parallelwelten ziehen kann. Also quasi ein nie endendes Computerspiel mit all den gleichen Möglichkeiten Geld auszugeben, wie in der realen Welt – nur, dass diesmal die Plattformbetreiber mitverdienen.
Mitten im Hype gibt es auch kritische Stimmen. So äußerte sich der Marketing-Papst Scott Galloway auf dem am Sonntag zu Ende gegangenen „South by Southwest“-Festival im texanischen Austin skeptisch, dass es Meta gelingen wird, seine Vision für das Metaversum umzusetzen. Nur ein paar Tage später ließ Zuckerberg jedoch auf der gleichen Veranstaltung durchblicken, dass Meta in naher Zukunft NFTs auf Instagram anbieten wird. Solche „Non Fungible Token“ basieren auf der Blockchain und dienen in der virtuellen Welt dazu, den Besitz digitaler Güter fälschungssicher zu dokumentieren. Grundstücke, Luxus-Artikel, Kunstwerke und hochwertige Modeartikel lassen sich auf NFT-Basis virtuell sehr gut verkaufen.
Ob das Metaverse tatsächlich zu einem coolen Web 3.0 wird oder eher ein lauwarmes Second Life, bleibt abzuwarten. Doch unabhängig von der Vision eines Internets aus miteinander verbunden virtuellen Räumen, dürften einzelne Tech-Lösungen wie NFTs eine lukrative Zukunft vor sich haben. Das NFT-Handelsvolumen hat im vergangenen Jahr bereits mehrere Milliarden US-Dollar erreicht.
Mess-Lösungen weiter im Fokus
Die meisten Marketer kämpfen allerdings noch mit Problemen in der realen Welt. So zeigt eine aktuelle Untersuchung von PubMatic und dem IAB Europe, dass das Wachstum von Online Video Advertising von neuen Kanälen und Formaten angetrieben wird. Jedoch mangelt es an Lösungen für eine bildschirmübergreifende Messung. Fast jede*r zweite Studienteilnehmer*in nannte dies als größtes Hindernis, um seine Einnahmen aus digitalen Videos zu steigern. Einkäufer*innen digitaler Medien investieren der Studie zufolge im Durchschnitt 36 % ihrer Werbeausgaben in Videowerbung (ohne TV-Formate).
Und während einerseits Lösungen gesucht werden, verschwinden andere. Wie Google jetzt bekannt gab, ist das von Datenschützern stark kritisierte Google Analytics in der freien Version ab 1. Juli kommenden Jahres nicht mehr nutzbar, die Ära von Universal Analytics 360 endet drei Monate später, am 1. Oktober 2023. Wer Google treu bleiben will, sollte nun zügig auf das neue Google Analytics 4 umsteigen. Dank KI kommt es ohne Cookies aus und soll plattformübergreifend funktionieren.
Schon gehört?
Das Ende der Drittanbieter-Cookies ist auch in US-Fachmedien nach wie vor Thema: Wie „AdExchanger“ berichtet, verabschiedet sich American Express von der Multi-Touch-Attribution und setzt auf Marketing-Mix-Modellierung und maschinelles Lernen, um seinen Messansatz cookiefrei voranzutreiben.
Außerdem werden Nutzer in den USA 2022 und 2023 weniger Zeit auf TikTok verbringen, die Nutzerbasis dürfte jedoch weiter stark wachsen – das prognostiziert „eMarketer“ und erklärt die Gründe. Mehr Zeit kann man hingegen für diesen Beitrag einplanen: Auf „Martech Zone“ wird ausführlich beleuchtet, wie KI das Content Marketing verändern kann.
Übrigens: Falls Sie vorhaben, demnächst im Metaverse zu heiraten: Schauen Sie genau hin, wen Sie zur Feier einladen. Ihr Ruf als Gastgeber*in dürfte nach so einer Sause im gesamten Metaversum ruiniert sein.
In diesem Sinne: Bleiben Sie inspiriert!