Laut Umweltbundesamt werden bedingt durch die Corona-Pandemie aktuell Millionen Tonnen CO2 weltweit eingespart. Berichte von reinem Wasser in Venedig und klarer Luft in indischen Ballungszentren belegen die wenngleich wenigen positiven Begleiterscheinungen der Krise. Gleichzeitig erhöht sich in einem Bereich der CO2-Ausstoß signifikant. Da die online verbrachten Stunden über alle Generationen hinweg zunehmen, steigt auch der durch das Internet bedingte Ausstoß von Schadstoffen.
Dabei ist die Umweltverschmutzung durch den Datenverbrauch über Smartphone und andere mobile Endgeräte ohnehin in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen. Ein typischer deutscher Vertreter der Generation Z verbraucht jährlich knapp 1500 Gigabyte Daten allein durch die Nutzung seines Handys. Die gesamte Generation mit ihren rund zwölf Millionen Vertretern müsste pro Jahr 60 Bäume pflanzen, um diesen Verbrauch zu kompensieren. Dies hat eine Erhebung des Augsburger Instituts für Generationsforschung ergeben. Die Genration Y verbraucht pro Person immerhin noch rund 600 Gigabyte Handydaten pro Jahr und müsste zur Kompensation insgesamt 24 Bäume pflanzen. Die Generation X schlägt pro Person mit etwa 200 Gigabyte zu Buche und sieben Bäumen, die Baby Boomer mit weniger als 100 Gigabyte und insgesamt drei Bäumen.
C02-Emissionen: 15 Minuten Amazon entsprechen 15 Flügen von München nach New York
Zeit in Isolation wie aktuell führt zu mehr verbrachter Zeit online und mehr E-Commerce-Käufen. „Wenn eine Million Menschen bei Amazon für ungefähr 15 Minuten shoppen, wird so viel CO2-Emission verursacht, wie 15 Flüge von München nach New York verursachen würden“, so die Studie. Oder anders: Es müssten 3040 Buchen gepflanzt werden, um diesen CO2-Emissionswert zu kompensieren.
Interessant ist abgesehen von den Auffälligkeiten zu Corona-Zeiten, dass gerade bei der jungen Generation Umweltschutz in der analogen Welt zu mehr Schadstoffausstößen in der digitalen Welt führt. Wäre das Internet ein Land, wäre es permanent in den Top Fünf der Länder mit dem meisten Stromverbrauch zu finden. Am meisten Energie verbraucht dabei das Streamen von Videos. 34 Prozent des globalen Datenverkehrs entstehen durch das Streamen von Videos bei Anbietern wie Netflix und Amazon Prime. Ein weiterer großer Verursacher ist die Plattform Youtube, die gerade bei jungen Menschen beliebt ist und von Umweltschützern intensiv genutzt wird.
Greta Thunberg verursachte durch zwei Youtube-Videos 422,4 Tonnen CO2
Die Augsburger Wissenschaftler vom Institut für Generationenforschung haben die „Fridays for Future“-Bewegung sowie die Online-Follower von Greta Thunberg auf ihren Umwelteinfluss untersucht. Eine Person, so die Forscher, die sich im Netz über Thunberg informiert, macht dies im Schnitt 41 Minuten lang und nutzt dabei zu 73 Prozent Youtube. Es folgen die Kanäle Facebook (23 Prozent), Twitter (drei Prozent) und Google (ein Prozent). In diesen 41 Minuten verbraucht der Nutzer 147 Megabyte Daten und verbraucht damit 20 Gramm CO2-Emissionen. Greta Thunberg verursachte durch zwei Youtube-Videos von ihrer UN-Rede 422,4 Tonnen CO2-Emissionen. Bei 4,4 Millionen Klicks sind das zwölf Gramm CO2-Emissionen pro Person.
Die Menge an CO2 entspricht rund 100 Flügen von München nach New York beziehungsweise müsste man dafür knapp 20.000 Bäume pflanzen oder 248 Zertifikate erwerben, um den Verbrauch zu kompensieren. Entscheidend für den Ausstoß von CO2 sind aber nicht nur die Kanäle von Thunberg oder Fridays for Future selbst: Signifikant erhöht sich der Verbrauch ab dem Moment, wenn ein Video viral geht, belegen die Augsburger.
Video-Portale und soziale Medien sind keine Klimasünder
All diese Zahlen zeigen zwar einen erhöhten CO2-Ausstoß im Internet. Es wäre jedoch falsch, Video-Portale und soziale Medien generell als Klimasünder hinzustellen. Die Augsburger Zahlen zeigen einzig den Verbrauch an CO2, nicht aber die Einsparungen an anderer Stelle wie bei der Produktion herkömmlichen Medienerzeugnisse oder VHS-Kassetten und DVDs.
Forscher der Universität Bristol untersuchten beispielsweise, wie viel Emissionen der Konsum von Filmen via Video-Streaming am Computer im Vergleich zu herkömmlichen TV-Geräten verursachen. Dabei fanden sie heraus, dass ein Film mit einer Länge von 90 Minuten über herkömmliche Kanäle wie Satelliten- oder Kabelfernsehen und gestreamt via Laptop ähnlich viel Energie verbrauchen.
Am klimaschädlichsten ist es ohnehin, hochauflösende Videos zu streamen. Darauf weißt Greta Thunberg selbst immer wieder hin. Und auch in Zeiten von Corona wird – wenn auch nicht aus Umweltschutzgründen – die Auflösung von Streamingdiensten vielerorts gedrosselt.