Jahrzehntelang haben sich Kunden vor Kaufentscheidungen in erster Linie durch Fernsehsendungen, Stiftung Warentest oder redaktionelle Beiträge beraten lassen. An zweiter Stelle stand die Empfehlung des sozialen Umfeldes und weiter abgeschlagen lag die klassische Werbung als Kaufberater. Mit dem Aufkommen des Internets habe sich das Bild vollständig verändert, sagt Halemba. Das Netz ist bei der Informationsbeschaffung und beim Vertrauensvorsprung auf dem gleichen Level wie Freunde, Bekannte, Testzeitschriften und redaktionelle Beiträge. „Exemplarisch kann man das in der Branche für Telekommunikation erkennen. So beziehen 90 Prozent der Konsumenten, wenn sie ein Handy brauchen oder einen Mobilfunkvertrag, ihre Informationen aus dem Internet“, erklärt der Marktforschungsexperte.
Eine besondere Rolle in der Internetkommunikation spielen Foren. Dort veröffentlichte Informationen würden vom Konsumenten als authentisch wahrgenommen und beeinflussten die Kaufentscheidung erheblich. Monitoring-Tools hätten ergeben, dass zwar nur ein Prozent regelmäßig Beiträge in Foren verfasse, dass aber 90 Prozent der Internetnutzer, obwohl sie nie selbst etwas schreiben, diese Beiträge lesen und für wahr halten, sagt Halemba. Dennoch werden bislang nur 50 Millionen Euro für das Social Media-Monitoring ausgegeben und die erhobenen Daten kaum von Marktforschern genutzt.
Zwar sollten Unternehmen sich dem Social Media-Monitoring bedienen, aber vorher genau überlegen, welche Internetkanäle für die eigenen Produkte relevant sind und in die Web-Analyse einbezogene werden müssen. „Es gibt noch kein Instrumentarium für die vernünftige Messung von Netzwerkeffekten, Reichweite, Einfluss, Relevanz und Masse“, betont Halemba. Zudem müssten Entscheider genau überlegen, was das Unternehmen wissen will und was bereits aus internen Daten bekannt ist.