Die Mess-Methode nennt sich laut Reuters First Streams. Dabei wird gemessen, welche Serien (oder andere Prime Video-Inhalte) Neukunden bei Prime zuerst streamen, sobald sie eine Mitgliedschaft abgeschlossen haben. Dahinter steckt die Annahme, dass genau dieser Inhalt der Grund für die Prime Mitgliedschaft war. Dann legt Amazon die Produktionskosten der Serie auf die Anzahl der First Streams um und errechnet somit einen Wert, der angibt, wie teuer es war, ein neues Prime-Mitglied mit dieser Serie zu gewinnen. Je niedriger dieser First-Streams-Wert ist, desto besser.
Besonders gut abgeschnitten hat nach dieser Mess-Methode die Auto-Reihe „The Grand Tour“ mit dem Team der früheren BBC-Reihe „Top Gear“. Die Show hatte laut den Reuters zugespielten Unterlagen über 1,5 Mio. First Streams weltweit. Rechnet man die Produktionskosten dagegen, so hat Amazon jeder dieser Neukunden 49 US-Dollar gekostet.
Fünf Millionen neue Prime Kunden
Am anderen Ende der Erfolgsskala liegt die Serie “Good Girls Revolt” über Geschlechterdiskriminierung in einem Newsroom. Die Serie bekam zwar gute Kritiken und mit 1,6 Mio. Zuschauern in den USA auch eine respektable „Quote“; allerdings nur 52.000 First Streams. Bei Produktionsosten von 81 Mio. Dollar bedeutet dies Akquisitionskosten pro Prime-Neumitglied von 1.560 Dollar. Folgerichtig hat Amazon die Reihe nach der ersten Staffel eingestellt.
Von Ende 2014 bis Anfang 2017 (dieser Zeitraum wird durch die Reuters vorliegenden Dokumente abgedeckt) soll Amazon mit Hilfe von Prime Video so fünf Millionen neue Prime Kunden gewonnen haben. Das ist ein Viertel aller Prime-Neuzugänge in diesem Zeitraum. Neben den Video-Inhalten erhalten Prime-Kunden bei Amazon auch einen Musik-Streaming-Dienst, es gibt schnellere Lieferung und bei zahlreichen Artikeln müssen keine Versandkosten gezahlt werden. Laut Amazon kaufen Prime-Kunden öfters und mehr bei Amazon ein als Nicht-Prime-Kunden. “Wenn wir einen Golden Globe gewinnen, hilft uns das mehr Schuhe zu verkaufen“, so simpel erklärte Amazon-Chef Jeff Bezos das Prinzip von Prime Video 2016 auf einer Tech-Konferenz in Los Angeles.
Aus den Dokumenten geht außerdem hervor, dass allein in den USA 26 Mio. Menschen Prime-Video nutzen. Analysten schätzen, dass weltweit 75 Mio. Menschen eine Prime-Mitgliedschaft abgeschlossen haben, darunter die Hälfte aller Haushalte in den USA.