Frau Weber, die Unterscheidung zwischen Influencern und Creators wird immer häufiger thematisiert. Halten Sie diese Unterscheidung für gerechtfertigt?
Ja, absolut. Ich denke, im deutschsprachigen Raum hat der Begriff „Influencer“ oft einen negativen Beigeschmack. Für mich gibt es aber einen klaren Unterschied. Ein Influencer fokussiert sich meist auf die Vermarktung eines bestimmten Lebensstils und arbeitet oft in Kooperation mit Marken, um Produkte zu promoten. Creators hingegen sind breiter aufgestellt, deswegen würde ich das eher als die Überkategorie bezeichnen. Creators schaffen Inhalte, die über das reine Bewerben von Produkten hinausgehen.
Könnten Sie genauer erklären, was Sie unter einem Content Creator verstehen?
Ein Content Creator ist also jemand, der Inhalte veröffentlicht, sei es in Form von Videos, Artikeln oder anderen digitalen Formaten. Der große Unterschied zum Influencer liegt darin, dass der Content Creator nicht zwingend auf Werbung als Monetariserung angewiesen ist. Ein Influencer verkauft einen Lifestyle, ein Creator erschafft in erster Linie Inhalte – es können aber andere Geschäftsmodelle dahinter stehen. Manche verkaufen zum Beispiel eigene Onlinekurse oder Produkte. Auch wenn es Überschneidungen gibt, geht es beim Content Creator stärker darum, mit den Inhalten selbst ein Geschäftsmodell aufzubauen.
Warum trennen Sie so strikt zwischen Influencern und Creators?
Der entscheidende Punkt ist das Ziel, das verfolgt wird. Influencer konzentrieren sich in der Regel darauf, einen Lebensstil zu promoten und darüber hinaus Produkte zu verkaufen. Creators hingegen sind häufig darauf ausgerichtet, originelle Inhalte zu schaffen, die nicht unbedingt mit Werbung verbunden sind. Beispielsweise gibt es Creator, die sich auf User Generated Content spezialisieren und ihre Inhalte an andere Unternehmen verkaufen, ohne selbst eine große Reichweite zu benötigen. Es gibt viele Wege, in der Creator Economy erfolgreich zu sein, ohne ein Influencer zu sein.
Gerade in der Praxis überschneiden sich diese Bereiche doch häufig, oder?
Ja, natürlich gibt es Überschneidungen. Es ist ein fließender Übergang. Ein Influencer kann auch ein Creator sein und umgekehrt. Wichtig ist jedoch, dass nicht jeder Creator ein Influencer ist. Viele Menschen wollen zum Beispiel nicht ihr Privatleben öffentlich zur Schau stellen, was bei Influencern oft der Fall ist. Sie möchten lieber durch ihre Inhalte oder Dienstleistungen in Erscheinung treten..
Welche Plattformen und Content-Formate bieten das größte Potenzial für Marken, um mit Creators zusammenzuarbeiten?
Das Potenzial von Plattformen wie TikTok, Instagram und YouTube für Kurzvideos und Livestreams ist enorm. Besonders effektiv ist es, wenn Marken und Creators zusammenarbeiten, um kreative Kampagnen zu gestalten, die über einfache Produktplatzierungen hinausgehen. Beispielsweise können sie Storytelling-Ansätze nutzen oder Live-Events mit Creator-Beteiligung organisieren. Es ist wichtig, dass Creators genug Freiraum haben, um ihren eigenen kreativen Prozess einzubringen, damit die Inhalte authentisch wirken.
Was sind die größten Herausforderungen für Creators, wenn sie mit Marken zusammenarbeiten?
Eine der größten Herausforderungen für Creators ist der Spagat zwischen den Erwartungen der Marken und der kreativen Freiheit. Viele Marken wünschen sich garantierte Reichweiten und KPIs, was für Creators schwierig zu gewährleisten ist, da ihre Arbeit auf Social Media stark von Algorithmen und unvorhersehbarem Publikumserfolg abhängt. Zusätzlich haben Creators oft das Gefühl, in ihrer kreativen Freiheit eingeschränkt zu werden, wenn sie zu enge Briefings erhalten. Marken sollten verstehen, dass die besten Ergebnisse entstehen, wenn Creators authentische, originelle Inhalte produzieren können, anstatt lediglich vorgefertigte Slogans wiederzugeben.
Welche Trends in der Creator Economy sollten Marken in den kommenden Jahren im Blick behalten?
Ein wichtiger Trend ist der zunehmende Fokus auf Business Creators und Fachinhalte. Während Beauty- und Lifestyle-Influencer nach wie vor beliebt sind, wird der Bereich der inhaltlich „nischigerer“ Creators immer relevanter. Ein weiteres wachsendes Phänomen ist, dass immer mehr Creators eigene Marken gründen oder sich als Mitinhaber von Unternehmen engagieren. Dies ermöglicht eine engere und authentischere Verbindung zwischen den Creators und den Produkten, die sie bewerben. Marken sollten daher in Betracht ziehen, mit Creators zusammenzuarbeiten, die nicht nur das Gesicht der Marke sind, sondern auch Mitinhaber oder aktive Geschäftspartner.