Laut dem „Deutschen Industrie 4.0 Index“, den die Unternehmensberatung Staufen im Rahmen einer Studie mit 140 befragten Unternehmen erhoben hat, werden sich die Entwicklungsprozesse in den kommenden Jahren spürbar verändern. Unstrittig sei auch, dass neben Vernetzungs-Bestrebungen vor allem schlanke Entwicklungs- und Fertigungsprozesse gefragt sind, um das Potenzial der intelligenten Fabrik wirklich zu heben.
Von den Unternehmen, die sich laut Umfrage schon konkret mit dem Thema Industrie 4.0 auseinandergesetzt haben, fokussiert sich die deutliche Mehrheit vor allem auf die Produktion. Doch das wird sich ändern: Ein Drittel nimmt auch den Bereich Forschung und Entwicklung (F+E) schon zeitnah als Anwendungsbereich ins Visier.
Vernetzte Teile lernen aus Fehlern
Noch werden Produktkomponenten häufig erst nachträglich auf Industrie 4.0 getrimmt und beispielsweise zusätzliche Sensoren „appliziert“. Ein viel größeres Potenzial könnten die smarten Komponenten entfalten, wenn diese bereits bei der Produktentwicklung mitgedacht würden, meint Dr. Ulrich Frenzel, Business Unit Leiter bei der Staufen AG.
Die intelligente Industrie 4.0 wird laut Studie schneller und individueller auf Kundenanforderungen eingehen. Zudem erwarten die Unternehmen, dass die miteinander vernetzten Teile in der Lage sind, aus ihren eigenen Fehlern zu lernen. Eine geringere Fehlerquote dank Industrie 4.0 halten mehr als 80 Prozent der Befragten des Deutschen Industrie 4.0 Index für wahrscheinlich.
Bitkom: Vielen Produktionsbetrieben ist Industrie 4.0 kein Begriff
Wenig euphorisch stimmen dagegen Umfrageergebnisse des Digitalverbandes Bitkom. Der Begriff Industrie 4.0 ist demnach in deutschen Fertigungsunternehmen noch nicht hinlänglich bekannt. Die Führungskräfte von gut jedem dritten Unternehmen (32 Prozent) aus der Automobilbranche, dem Maschinenbau, der chemischen Industrie sowie der Elektroindustrie hätten ausgesagt, dass sie bislang noch nichts über Industrie 4.0 gehört oder gelesen haben. Befragt wurden je Branche 100 Unternehmen mit mindestens 100 Mitarbeitern.
„Angesichts der hohen Bedeutung von Industrie 4.0 macht dieses Ergebnis nachdenklich“, kommentiert Winfried Holz, Mitglied des Bitkom-Präsidiums, dieses Ergebnis. Die Zukunft der einzelnen Branchen und des Wirtschaftsstandorts Deutschland hänge entscheidend davon ab, wie zügig und gut es gelingt, die klassische Produktion zu digitalisieren und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.