„In Zukunft werden 15 Leute berühmt sein“

Die Creator Economy ist weiter am Wachsen – sowohl personell als auch finanziell. Auch wenn wir alle (potenzielle) Creator sind: Nicht jede*r schafft es in den Club.
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Um wirklich berühmt zu werden, braucht es mehr als nur einen viralen Hit, ist sicher Andreas Marx sicher. (© Foto: Gene Glover / Montage: Olaf Heß)

Andy Warhol hatte eine Vision: 1968 verkündete er kühn, dass in Zukunft jeder Mensch für 15 Minuten berühmt sein werde. Später, genervt von der ewigen Fragerei, ob er das wirklich so meinte, korrigierte er seine Weissagung: „In der Zukunft werden 15 Leute berühmt sein.“ Was soll man sagen? Er lag weder ganz richtig noch völlig daneben. 

Ja, heute könnte tatsächlich jede*r berühmt werden – theoretisch. Dank TikTok, Instagram und YouTube reicht eine gute Idee und ein bisschen Glück. Doch die Realität ist härter: Berühmt werden am Ende nicht alle und schon gar nicht nur 15 Auserwählte. Es sind die wenigen, die den launischen Algorithmen ein Schnippchen schlagen und ihr Publikum immer wieder begeistern. 

Die Zeiten, in denen man einfach mit einem Fernsehauftritt zum Star wurde, sind vorbei. Heute muss man nicht nur kreativ sein, sondern auch ein gewiefter Unternehmer. Ruhm ist kein Massenphänomen, sondern ein exklusiver Klub, in den nur die eintreten, die es verstehen, ihre eigene Marke zu bauen und sich in der Flut an Inhalten durchzusetzen

Die Welt vergisst schneller als je zuvor 

Um wirklich berühmt zu werden, braucht es mehr als nur einen viralen Hit. Es braucht eine Strategie, die Fähigkeit, die Regeln des digitalen Spiels zu verstehen und sie für sich zu nutzen. Berühmt werden? Das ist ein exklusiver Klub geworden, und die Eintrittskarte ist teuer: Sie verlangt nach einer klugen Mischung aus Kreativität, Geschäftssinn, Fleiß und dem unbedingten Willen, relevant zu bleiben. 

Und doch: Diejenigen, die es schaffen, diese neuen Regeln zu meistern, die den Spagat zwischen kreativer Exzellenz und unternehmerischer Klugheit hinbekommen, haben die besten Chancen, länger als Warhols 15 Minuten im Rampenlicht zu stehen. Sie bauen nicht nur auf Plattformen wie YouTube oder Instagram, sondern schaffen sich ihre eigenen digitalen Festungen – Websites, eigene Shops, exklusive Communities. Diese Diversifizierung ist das Mantra des modernen Ruhms, und es sind die Mikro- und Nano-Influencer, die mit ihrer Spezialisierung den Großen das Wasser abgraben. 

Warhol hatte also nicht ganz unrecht, aber auch nicht ganz recht. Berühmt wird heute nicht jede*r, und es sind auch nicht nur 15 Menschen, die das Rampenlicht erlangen. Es sind die wenigen, die es verstehen, die Gunst der Algorithmen für sich zu nutzen und dabei ihre Authentizität zu bewahren. Sie sind die neuen Stars, in einer Welt, die schneller lebt, vergisst und weiterzieht als je zuvor. 

Und genau deshalb widmen wir uns in diesem Schwerpunkt der „Creator Economy“. Wir wollen tiefer blicken und verstehen, wie dieses neue Ökosystem funktioniert, welche Chancen es bietet und welchen Herausforderungen Creator heute gegenüberstehen. Wir werden beleuchten, wie Influencer*innen mit KI ihre Kampagnen optimieren, warum Scheitern zum kreativen Prozess gehört, und wie man in dieser schnelllebigen Welt erfolgreich Kontakte pflegt. Denn der digitale Ruhm mag flüchtig sein, aber das Wissen darum, wie er entsteht, ist wertvoller denn je.

(amx, Jahrgang 1989) ist seit Juli 2022 Redakteur bei der absatzwirtschaft. Er ist weder Native noch Immigrant, doch auf jeden Fall Digital. Der Wahlberliner mit einem Faible für Nischenthemen verfügt über ein breites Interessenspektrum, was sich bei ihm auch beruflich niederschlägt: So hat er bereits beim Playboy, in der Agentur C3 sowie beim Branchendienst Meedia gearbeitet.