Sie bestätigten, dass David Linn keine Anweisungen in Bezug auf den Umgang mit der Barter-Firma Emerson FF gegeben hat. Christina S. zeichnete zudem ein anderes Bild von Claudia Jackson, als das die „Kronzeugin der Anklage“ Manuela R. getan hatte. Jackson sei eine toughe Frau gewesen, die eher nicht mit einer Nachfrage in Angst und Panik zu versetzen gewesen wäre.
Der Zeuge Thomas F. (Carat Wiesbaden) schilderte die Betreuung des Carat-Kunden ZHP in den Jahren 2002 bis 2006. ZHP habe für Carat eine strategische Bedeutung gehabt, weshalb die Betreuung auf Geschäftsführerebene bei Heinrich Kernebeck und Aleksander Ruzicka angesiedelt gewesen wäre. So habe man sich Hoffnung auf Neugeschäft bei politischen Mandaten gemacht, beispielsweise mit der CDU-Bundespressestelle. Diese Hoffnung hätte sich nicht erfüllt.
Entgegen der Angaben anderer Zeugen von Aegis Media meint Thomas F., dass die Aufteilung von außertariflichen Vorteilen im Verhältnis 80 zu 20 zugunsten ZHP für Aegis Media nicht günstig gewesen wäre. Thomas F. konnte weder über den Umfang der bei ZHP eingesetzten Freispotkontingente, deren Herkunft, noch etwas über die Art der Zusammenarbeit mit Emerson FF sagen. Auf Nachfrage erklärte der Zeuge Thomas F., dass Verträge mit dem Aegis-Controlling abgestimmt gewesen seien, auch im Falle des Rahmenvertrages mit dem Carat-Kunden ZHP.
Nachdem der Prozess um weitere 29 Verhandlungstage bis Ende September 2008 verlängert wird, findet der nächste Prozesstag am 7.April statt. In der kommenden und übernächsten Woche sind keine Verhandlungen angesetzt. Der Prozess verzögert sich erneut um zweieinhalb Wochen. Im April sollen erste Aegis-Kunden geladen werden, die in der Anklage bei den angeblichen Scheinrechnungen erwähnt sind. Demnach unter anderem Ferrero, Yves Rocher, Campari, Pernod Ricard, Pit Stop und Duales System Deutschland.
Eine Ladung vom ehemaligen Ferrero Media-Direktor Herbert Korrell ist möglich. Eine Aussage ist aber eher unwahrscheinlich. Ihm wird selbst Untreue zu Lasten von Ferrero vorgeworfen wird. Je nach zeitlichem Fortgang des Verfahrens ist danach eine Einlassung des Angeklagten Aleksander Ruzicka möglich. Sollte es zu dieser mit Hochspannung erwarteten Aussage kommen, werden diverse Prozesstage nötig sein: im März 2007 hat Ruzicka gegenüber der Staatsanwaltschaft Wiesbaden 10 Tage lang täglich 10 Stunden ausgesagt. -mz