Herr Saragaglia, Sie erwirtschaften nach eigenen Angaben allein 30 Prozent Ihres Umsatzes im Ausverkauf, also wenn Kunden besonders auf Preise achten und damit Ihre Margen womöglich besonders gering sind. Wie läuft aktuell der Abverkauf der Winterware in Menge und Wert?
BORIS SARAGAGLIA: Der Winter- und Sommerschlussverkauf stellt tatsächlich circa 30 Prozent des Umsatzes von Spartoo dar. Spartoo hat während der ersten diesjährigen Winterschlussverkaufstage mehr als 100 000 Paar Schuhe verschickt. Die Tendenz ist weiterhin positiv, auch wenn der Ausverkauf ja noch nicht vorbei ist. Spartoo verfügt über einen Warenvorrat von einer Million Schuhen. Deshalb ist es wichtig, am Ende einer Saison Lagerbestände abzubauen. In diesem Jahr kann Spartoo im Vergleich zum Winterschlussverkauf 2011 einen Umsatzanstieg von 70 Prozent verbuchen. Überraschenderweise ist der Durchschnittswarenkorb trotz Krisenkontext um vier Prozent gestiegen und erreicht 100 Euro. Die Leute haben also mehr als sonst und mit größeren Preisnachlässen gekauft.
Befeuern Sie solche Phasen zusätzlich mit Werbekampagnen?
SARAGAGLIA: Spartoo investiert tatsächlich viel in Onlinewerbung, vor allem bei sozialen Netzwerken. Dagegen investieren wir nicht in Radio- oder Fernsehwerbung, im Gegensatz zu unseren Konkurrenten. Wir sehen es lieber, wenn die Werbung von unseren Kunden selbst gemacht wird.
Zalando ist hierzulande ziemlich bekannt und mit Werbung stark präsent. Was unterscheidet Spartoo als europäischen Marktführer für den Verkauf von Schuhen im Internet vom Wettbewerb?
SARAGAGLIA: Spartoo ist der Spezialist für Schuhe und Taschen im Gegensatz zu Zalando, der auch Kleidung verkauft. Wir sind also viel spezialisierter. Und mit mehr als 700 Marken und fast 25 000 Modellen ist das Spartoo Angebot in diesem Segment das größte unter allen europäischen Webseiten. Außerdem bieten Spartoo und Zalando nicht genau die gleichen Schuhmarken an. Zalando ist natürlich „deutscher“ in seinem Angebot. Spartoo hingegen zeichnet sich sicherlich durch seinen „french touch“ aus. Spartoo setzt auch viel auf die Qualität des Kundenservice: kostenlose Lieferung und Rücksendung, interne Kundendienste für alle Länder mit Muttersprachlern. Spartoo ist außerdem kürzlich von der europäischen E-Commerce-Vergleichsseite „Shopzilla“ für seinen außergewöhnlichen Service ausgezeichnet worden. Zalando ist darüber hinaus weniger präsent auf internationaler Ebene als Spartoo.
Spartoo ist bislang in 28 Ländern präsent. Wollen Sie diese Märkte erst erobern oder gibt es weitere Expansionspläne?
SARAGAGLIA: Spartoo liefert tatsächlich in der gesamten Europäischen Union, aber wir konzentrieren uns hauptsächlich auf zwölf Länder. Das heißt, Spartoo.com ist in zwölf übersetzte Internetseiten unterteilt, mit jeweils eigenen Marketingteams, Kundenbetreuern und Aktionen. Die zwölf Länder, wovon sieben in 2011 eröffnet wurden, sind Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Italien, Spanien, die Niederlande, Finnland, Polen, Schweden, Portugal, Griechenland und Dänemark. In diesem Jahr werden wir diese Länder, wo unser Wachstum im Jahr 2011 mit einem Plus von 350 Prozent auf internationaler Ebene enorm war, verstärkt bearbeiten. Auf Firmenebene sollte Spartoo im laufenden Jahr ein Tätigkeitswachstum von 30 bis 40 Prozent erzielen.
Als größtes Problem haben Onlinehändler mit der Logistik von Rücksendungen zu kämpfen. Wie hoch ist Ihre Retourquote, und wie bewältigen Sie diese?
SARAGAGLIA: Die Retourenquote bei Spartoo für Europa beläuft sich auf zwölf Prozent und ist für Deutschland bedeutend höher. Für den Schuhkauf im Internet müssen die Rückgabebedingungen natürlich sehr einfach sein, da Größenprobleme öfter vorkommen als bei anderen Produkten. Spartoo hat sehr gute Erfahrungen auf diesem Gebiet. Da die Rücksendungen bei uns kostenlos sind, erfolgen der Umtausch oder die Rückerstattung sehr einfach und schnell.
Die Fragen stellte Thorsten Garber