„Ich will über nachhaltige Praktiken und Greenwashing informieren“  

Seit dieser Woche schickt mit „Shifter“ ein neuer Podcast Green-Marketing-Themen in den Äther. David Kettner zeigt darin Best und Worst Practices für Nachhaltigkeit im Marketing. Wir haben mit dem Podcast-Macher gesprochen.
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David Kettner ist Berater zu grünen Themen im Marketing und Managing Partner der Werbeproduktionsfirma Picsters.tv. (© Dominik Tryba)

Herr Kettner, der Podcast „Shifter“ will die Zukunft von Green Production, Green Storytelling und Green Marketing beleuchten. Es gibt bereits viele Nachhaltigkeits-Podcasts. Warum braucht es Shifter? 

Die Werbebranche verfügt über eine immense Plattform und erreicht täglich Millionen von Menschen weltweit mit Werbebotschaften von Unternehmen und deren Produkten. Angesichts dieses riesigen Einflusses ist es essenziell, dass die Branche Verantwortung übernimmt, insbesondere im Hinblick auf Nachhaltigkeit. Der Podcast „Shifter“ soll diese Verantwortung thematisieren und aufzeigen, wie Marketing und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen können. Dabei liegt der Fokus auf der Zukunft und Innovationen in der nachhaltigen Marketingbranche, um Hörer*innen zu inspirieren und zu motivieren. Der Podcast beleuchtet erfolgreiche Beispiele aus der Marketing-Lieferkette, um zu demonstrieren, dass nachhaltige Kampagnen nicht nur möglich, sondern auch notwendig sind. 

Welche Herausforderungen gibt es bei der Umsetzung von Nachhaltigkeit im Marketing?  

Eine der größten Herausforderungen ist die Angst vor Greenwashing-Vorwürfen, weshalb viele Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsbemühungen nur vorsichtig kommunizieren. Der Podcast kann helfen, diese Bedenken zu überwinden, indem er aufzeigt, wie Unternehmen authentische und glaubwürdige Nachhaltigkeitsgeschichten erzählen können. Zudem fördert der Podcast eine Kultur der Nachhaltigkeit in der Werbebranche, indem er Schulungen und Sensibilisierungen für umweltfreundliche Praktiken unterstützt und digitale Lösungen zur Reduktion physischer Produktionsanforderungen hervorhebt. Durch die kontinuierliche Aufklärung und das Teilen erfolgreicher Beispiele kann „Shifter“ dazu beitragen, dass mehr Unternehmen ihre Marketingstrategien nachhaltiger gestalten und damit einen positiven Einfluss auf die Umwelt haben. 

Green Production thematisiert ressourcenschonendes Produzieren von Werbefilmen oder -Kampagnen. Was beinhaltet es noch? 

Green Production zielt darauf ab, die Umweltauswirkungen von Werbefilmproduktionen zu minimieren, da diese durchschnittlich etwa 6,1 Tonnen CO2 verursachen, bei größeren Projekten sogar bis zu 80 Tonnen. Green Production beinhaltet eine Vielzahl von Strategien, darunter die Reduktion von Reisen und Transport durch den Einsatz lokaler Talente und digitaler Technologien. Auch Schulungen und Sensibilisierungen der Crew für umweltfreundliche Praktiken sind wichtige Bestandteile. Digitale Lösungen wie Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) können physische Produktionsanforderungen reduzieren und somit die CO2-Bilanz verbessern. 

In Ihrer ersten Folge haben Sie kritisiert, dass Nachhaltigkeit bereits als Green Concept mitgedacht werden muss, wenn Kunden und Agenturen an einem Tisch sitzen. Wird das bisher zu wenig gemacht? 

Es gibt Verbesserungspotential, da Nachhaltigkeit oft nicht früh genug im Prozess berücksichtigt wird. Dies liegt nicht daran, dass Kunden und Agenturen etwas falsch machen, sondern dass häufig ein Bindeglied fehlt. Um Green Production effizient umzusetzen und signifikante CO2-Einsparungen zu erzielen, muss Nachhaltigkeit bereits bei der Strategiefindung und Skripterstellung eine Rolle spielen. Berater*innen, die sowohl Kunden als auch Agenturen unterstützen, könnten hierbei hilfreich sein, um frühzeitig nachhaltige Aspekte zu integrieren. 

Nicht erst seit der Green Claims Direktive ist Nachhaltigkeit im Marketing ein großes Thema. Es wird zwar viel über Bemühungen geredet, doch sind auch konkrete Taten zu erkennen?

Aktuelle Richtlinien und Gesetze wie die Corporate Sustainability Reporting Directive, die Green Claims Directive der EU sowie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz haben einen direkten Einfluss auf Unternehmen und Agenturen. Bereits jetzt gibt es Unternehmen, die bemüht sind, ihre Emissionen zu reduzieren, wie beispielsweise Kleinanzeigen, Lichtblick oder Vaude. Dennoch ist häufig eine detaillierte Beratung notwendig, um Wissenslücken zu schließen und konkrete Maßnahmen umzusetzen. Der Podcast kann hierbei eine Rolle spielen, indem er Beispiele für erfolgreich umgesetzte nachhaltige Praktiken präsentiert und zur Nachahmung anregt.

Sie wollen außerdem Green Storytelling in den Fokus rücken. Können Sie erklären, was das ist und warum der Podcast diese Erzählform thematisiert? 

Green Storytelling ist eine Erzählform, die darauf abzielt, authentische und glaubwürdige Geschichten über Nachhaltigkeit zu erzählen. Dies stärkt das Markenimage und kann zu wirtschaftlichem Erfolg führen, da Unternehmen als verantwortungsbewusste Marktführer wahrgenommen werden. Darüber hinaus können inspirierende Geschichten Konsument*innen und andere Unternehmen motivieren, umweltfreundlichere Entscheidungen zu treffen und nachhaltige Praktiken zu übernehmen. Der Podcast thematisiert Green Storytelling, um Unternehmen dabei zu unterstützen, ihre Nachhaltigkeitsbotschaften wirkungsvoll zu kommunizieren. 

Inwieweit kann der Podcast dafür sorgen, dass weniger Greenwashing in der Werbung stattfindet? 

Der Podcast „Shifter“ soll durch Aufklärung und Bildung über die Unterschiede zwischen echten nachhaltigen Praktiken und Greenwashing informieren. Fundierte Beiträge und Experteninterviews schärfen das Bewusstsein für die Problematik und vertiefen das Verständnis durch die Analyse konkreter Fälle von Greenwashing. Durch die Präsentation von Best Practices und authentischen, nachhaltigen Kampagnen wird Transparenz und Authentizität in der Nachhaltigkeitskommunikation gefördert. Expertenmeinungen und Erfolgsgeschichten dienen als wertvolle Beispiele und setzen Standards für andere Unternehmen. 

(amx, Jahrgang 1989) ist seit Juli 2022 Redakteur bei der absatzwirtschaft. Er ist weder Native noch Immigrant, doch auf jeden Fall Digital. Der Wahlberliner mit einem Faible für Nischenthemen verfügt über ein breites Interessenspektrum, was sich bei ihm auch beruflich niederschlägt: So hat er bereits beim Playboy, in der Agentur C3 sowie beim Branchendienst Meedia gearbeitet.