Die Internationale Automobilausstellung IAA startet kommende Woche am neuen Standort München mit neuem Konzept als Verkehrsmesse IAA Mobility. „Lösungen auf dem Weg zur Klimaneutralität stehen im Mittelpunkt“, sagte die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, am Montag. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will die Messe am nächsten Dienstag eröffnen.
Müller sagte, Deutschland sei inzwischen weltweit drittgrößter Produzent von Elektro-Fahrzeugen. Die deutsche Autoindustrie verstehe sich heute „als Treiber auf dem Weg zur Klimaneutralität“. Die IAA als Schaufenster soll die Vernetzung der verschiedensten Verkehrsträger und „die Mobilität von morgen schon heute erlebbar“ machen. Denn schließlich solle „die Transformation zu einer Erfolgsgeschichte für die deutsche Automobilindustrie und damit den Standort Deutschland“ werden.
Toyota und Stellantis sind nicht bei der IAA dabei
Anders als früher in Frankfurt findet die Messe jetzt auch auf vielen Plätzen in der ganzen Stadt statt. Besucher können auf Straßen zwischen Messegelände und Altstadt über 250 neue Fahrzeuge, hochautomatisierte und Wasserstoffautos, ausprobieren. Unter den 700 Ausstellern sind nicht nur Autohersteller und Zulieferer, sondern auch 70 Fahrradhersteller sowie Start-ups und IT-Unternehmen.
Auf der anderen Seite wurden die Ausstellungen in den Messehallen abgespeckt. Große Autokonzerne wie Toyota oder Stellantis mit Marken wie Fiat, Chrysler, Peugeot, Citroen und Opel sind gar nicht dabei. Viele ausländische Interessenten konnten oder wollen wegen der Corona-Beschränkungen nicht kommen. „Vielleicht wartet der ein oder andere auch das neue Konzept ab“, sagte Müller.
IAA mit sechsstelligen Ticketverkäufen
Die Zahl der Ticketverkäufe sei sechsstellig. Sie rechne in den nächsten Tagen noch mit einem starken Anstieg der Buchungen, sagte die VDA-Präsidentin. Aber Vergleiche mit früheren Messen hinkten mehrfach: Wegen der Öffnung der Messe in die Stadt zu Lasten des Messegeländes, wegen des Streaming aller wichtigen Präsentationen und Foren und wegen Corona. Schon dass die IAA überhaupt stattfindet, „ist ein großer Erfolg für uns“.
Alle Besucher, Redner und Aussteller müssen geimpft, genesen oder getestet sein. Auf dem Messegelände dürfen sich höchstens 50.000 Besucher aufhalten, auf den Ausstellungs- und Veranstaltungsflächen in der Stadt höchstens 30.000.
Klima-Aktivisten mobilisieren gegen die Autobranche
Klima-Aktivisten und linke Gruppen riefen am Montag erneut dazu auf, „sich mit der Autoindustrie, dem Rückgrat des deutschen Exportkapitalismus, anzulegen“. Die Gruppe „Sand im Getriebe“, die 2019 bei der vergangenen IAA in Frankfurt für Schlagzeilen gesorgt hatte, kündigte an: „Mit #BlockIAA in diesem Jahr wollen wir das Kapitel IAA endgültig beenden.“ VW, Daimler, BMW und Co. wollten mit grünem Feigenblatt „weitere Profite erzielen zu können. Das wollen wir nicht hinnehmen. Wir blockieren die Autoparty!“ Der bayerische Bund-Naturschutz-Vorsitzende Richard Merger sagte: „Die IAA ist und bleibt eine Show der Autolobby.“ Notwendig seien weniger Autos.
Auf IAA-Foren sollen Fachleute Innovationen und neue Verkehrskonzepte vorstellen und mit Besuchern und Kritikern diskutieren. „Keine andere Veranstaltung auf der ganzen Welt bringt die verschiedenen Mobilitätsformen so eng zusammen“, sagte Müller. „Und keine andere Veranstaltung der Welt lädt in diesem Umfang ein zur Debatte über den richtigen Weg hin zur klimaneutralen Mobilität.“
Kontroverse und friedliche Debatte zentraler Baustein der IAA
Messechef Klaus Dittrich sagte, die offene, kontroverse „und vor allem friedliche Debatte“ sei ein zentraler Baustein dieser IAA. Vielen Autofans werde es zu wenig Autos auf der IAA geben – viele Kritiker seien erst zufrieden, wenn kein Auto mehr gezeigt werde.
Fahrräder und Scooter werden auf der Messe und in der Stadt gezeigt und können auf Parcours ausprobiert werden. Ob bei den Herstellern und Besuchern die Eurobike-Messe in Friedrichshafen oder die IAA Mobility das Rennen mache, werde der Markt entscheiden, sagte Dittrich. „So ein Messekonzept hat es in Deutschland noch nicht gegeben.“ München sei damit Pionier und „Showcase für ein Messekonzept der Zukunft“.
he/dpa