Noch vor ein paar Jahren war es für viele Menschen das Non-Plus-Ultra, in Hotels zu übernachten und damit zu kokettieren, was für ein Jetset-Leben sie doch hätten. Während Corona wurde das eigene Zuhause zum zentralen Punkt und denkt man jetzt ans Reisen, stößt man immer häufiger auf das Mantra „Home away from Home”. Es geht jetzt mehr um Wohlfühlen als um das Unterwegssein.
Diese Entwicklung bestätigt auch Nadine Stachel, Regional Managerin DACH bei Booking.com: „Die Reisevorlieben unserer Bucher*innen gehen weltweit in ähnliche Richtungen. In Deutschland wie auch global werden alternative Unterkünfte immer beliebter – dazu zählen auch Ferienwohnungen.” Im Jahr 2022 seien die gebuchten Übernachtungen in alternativen Unterkünften weltweit um 56 Prozent gegenüber 2021 und um elf Prozent gegenüber 2019 angestiegen. Auch im ersten Quartal 2023 habe sich dieser Trend weiter fortgesetzt.
Zu diesen alternativen Unterkünften bei Booking.com zählen unter anderem Ferienwohnungen und Serviced Apartments. Die Definitionen und Begrifflichkeiten verschwimmen zum Teil, da es immer mehr Anbieter gibt, die sich als moderne Alternative zu Hotels und Airbnb sehen. Während man bei Airbnb in Privatwohnungen übernachtet, ist die Definition eines Hotels klar. Doch wie sieht es aus mit Apartments, die zwar wie eine voll eingerichtete Wohnung ausgestattet sind, jedoch eine Rezeption haben? Oder sogar auf die Rezeption verzichten, aber einen digitalen Concierge-Service anbieten?
Eine neue Art des Übernachtens
„Wir schaffen eine neue Kategorie – eine Kombination zwischen Hotel und einem langfristigen Apartment”, erklärt Christian Gaiser, CEO der Numa Group. Laut eigenen Angaben betreibt das Unternehmen mehr als 4000 Boutique-Apartments in ganz Europa, beispielsweise in Ländern wie Deutschland, Österreich, Spanien und Italien.
Das Konzept ist leicht erklärt: Man bucht online und erhält alle Infos rund um Check-in per Mail oder WhatsApp. Am Anreisetag bekommt man einen Code, der zum einen für die Eingangstür in das Gebäude und zum anderen für das entsprechende Apartment ist. Es gibt hier keine Rezeption und man hat die Möglichkeit, ab Nachmittag zu jeder Zeit individuell und ohne Wartezeit für die Schlüsselvergabe einzuchecken. In den Räumlichkeiten gibt es Handtücher, ein frisch bezogenes Bett, Extras wie Shampoo und Conditioner sowie Kaffee, Tee und ein paar Snacks als Willkommensgeschenk.
Schwarzwälder Gemütlichkeit
Christian Gaiser weiß, auf welche Details es ankommt. Er selbst ist in einem Hotel im Schwarzwald aufgewachsen und sagt, er habe dadurch quasi 18 Jahre lang eine „Ausbildung” dort gemacht und wirklich jeden Verantwortungsbereich kennengelernt.
Während Numa bereits in mehreren Ländern vertreten ist, hat im November 2020 in Freiburg das erste Black F House eröffnet. Auch Black F bietet sowohl touristische als auch langfristige Buchungen für ihre Apartments an. Geschäftsführerin Annabell Unmüßig wollte mit ihren Serviced Apartments „die ultimative Gemütlichkeit” für alle Gäste bieten: “Als ich ein Kind war, haben wir immer als große Familie auf einem Bauernhof Urlaub gemacht. Das war ein klassisches Schwarzwaldhaus, super gemütlich, und wir haben abends vor dem Kamin gesessen.” Genau dieses Wohlgefühl wollte sie mit Black F schaffen. “Die Menschen kommen aus Deutschland und der ganzen Welt und wollen sich innerhalb kürzester Zeit wohlfühlen.” Deshalb haben sie ein Schwarzwaldhaus entworfen, das all die bezeichnenden Elemente in die Moderne übersetzt. Viel Holz, wenig Kitsch.
Die unterschiedlichen Apartments sind im Black F House auf sechs Etagen und im Black F Tower, der im Oktober 2022 ebenfalls in Freiburg eröffnet hat, auf zwölf Etagen verteilt. Man checkt vor Ort an einem Automaten ein, der dann die Zimmerkarte ausgibt. Dennoch gibt es einen Empfang, der von Montag bis Freitag bis 18 Uhr und am Samstag bis 16 Uhr besetzt ist. Danach können Gäste über das Servicetelefon Kontakt aufnehmen. Annabell Unmüßig erklärt, warum der Empfang trotz all der Digitalisierung besetzt ist: “Manche Gäste wollen wirklich reden und ein bisschen von ihrem Tag erzählen.”
Individueller Rund-um-Service
Beim Wettbewerber Numa gibt es keine physische Rezeption, hier wurde der Service nochmal weitergedacht. Gäste können sich rund um die Uhr per WhatsApp an den Anbieter wenden, beispielsweise um nach einem späteren Check-out zu fragen. Christian Gaiser sagt: “Wir arbeiten ständig daran, Fragen zu antizipieren. Wenn jeden Monat 50 Leute nach Frühstückempfehlungen fragen, dann muss ich die Info im besten Fall irgendwann im Voraus bereitstellen.” Deshalb gibt es auf der Homepage die Möglichkeit, für die entsprechende Umgebung Tipps anzuschauen.
Bei Black F wurde bereits räumlich darauf geachtet, dass jede noch so alltägliche Situation erleichtert wird. “In Hotels sind die Ablagen im Badezimmer so gering. Man kann gerade so die Zahnbürste hinstellen und die Kosmetiktasche muss auf dem Boden liegen. Die Leute wollen sich doch ausbreiten und nicht ständig irgendwo wühlen müssen, weil für nichts Platz ist”, sagt Geschäftsführerin Unmüßig. Genau dasselbe gelte für Steckdosen: In Hotelzimmern gebe es meist nur ein bis zwei Stück – bei Black F acht bis zehn. Teilweise würden Gäste, die mehrere Wochen oder Monate bleiben, sogar eigene Decken oder Vasen mitbringen, um sich noch wohler zu fühlen.
Zielgruppen: Geschäftsreisende und Urlauber*innen
Zur Zielgruppe der Serviced-Apartment-Anbieter zählen Millennials, aber auch andere Generationen. Mehr als die Hälfte der Gäste nutzt Numa für den Urlaub, aber viele auch für berufliche Reisen. Bei Black F werden Apartments vor allem langfristig gebucht. “Bei uns wohnen beispielsweise junge Professor*innen, die eine Gastprofessur an der Universität haben, Ingenieure, die für bestimmte Projekte hier sind, oder viele aus der Start-up-Szene, die sich erstmal während ihrer Probezeit einbuchen”, sagt Unmüßig.
Auf der ganzen Welt zu Hause – und beliebt
Der Markt der Serviced Apartments wächst ständig weiter beziehungsweise passt sich an die Bedürfnisse der Menschen an. Laut Nadine Stachel werden alternative Unterkünfte in Deutschland wie auch global immer beliebter: “Zwar ist das Hotel für die Sommerferien 2023 bei den deutschen Reisenden die beliebteste über Booking.com gebuchte Unterkunftsart, doch dicht dahinter folgen Ferienwohnungen, Gästehäuser, B&Bs und Apart-Hotels.”
“Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die Nachfrage rund um Serviced Apartments massiv wachsen wird. Das liegt zum einen daran, dass die Flexibilität in Sachen Arbeitsort steigt, zum anderen können viele Aufgaben rund um Service von Künstlicher Intelligenz übernommen werden”, sagt Numa-CEO Gaiser. Vor Kurzem hat der Anbieter erste Apartments in Oslo eröffnet, weitere Unterkünfte in Frankreich und UK sind geplant.
Nach knapp drei Jahren in Freiburg soll auch Black F weiterwachsen. Annabell Unmüßig spricht von konkreten Plänen für Stuttgart, aber auch Städte wie Karlsruhe, Mannheim, Frankfurt, Berlin oder München seien angedacht. Ganz egal, an welchem Standort Black F als nächstes eröffnet, die Gemütlichkeit und das Gefühl von zuhause soll überall mit einziehen.
Hinweis: Die Autorin durfte eine Unterkunft von Numa in Wien kostenlos testen und darf im August zu einem günstigeren Preis das Black F House testen.
