Kommt Ihnen das bekannt vor? Sie wollen einen Livestream im Web schauen und sind voller Vorfreude. Stattdessen wird zunächst Werbung eingespielt. Okay, das muss sein. Dann wird noch einmal ein Spot gezeigt – der gleiche. Nun gut. Und weil es so schön war, gleich noch einmal. Wirklich? Wieder exakt derselbe TV-Spot. Spätestens beim vierten Mal nervt diese Marke. Vom Online-Livestream ist noch nichts zu sehen. Dann endlich ist es so weit, und Sie wissen, dass Sie diese Nervensäge ganz bestimmt nicht kaufen werden. Das obligatorische Paar Schuhe, dass Sie seit zwei Wochen über alle Geräte verfolgt, auch nicht. Von der Overlay-Werbung, die Sie noch immer auf Ihrem Tablet anstarrt, weil kein Schließen-Button auffindbar ist, ganz zu schweigen.
Was sich anhört wie ein schlechtes Klischee aus dem Web 1.0 ist leider ein aktuelles Phänomen. Es ist nicht der Alltag, aber es kommt vor – und das sollte es nicht, in einer Zeit, in der wir über datenbasiertes Marketing, Single Customer View, KI und personalisierte Werbeauslieferungen sprechen. Viel Technik, viele Daten, wenig Pep. Wo sind die kreativen Aha-Momente?
Obdachloser im Metaverse, keine Cookies für Kinder
Aber keine Sorge, es gibt sie. So fesselt in diesen Wochen zum Beispiel die französische Nonprofit-Organisation Entourage die Zuschauer mit einem interessanten Gedankenspiel – sie bringt mit „Will“ den ersten Obdachlosen ins Metaverse. In einem Video-Spot (Agentur TBWA Paris) weist Will darauf hin, dass Menschen hohe Summen in bunte Pixel investieren, um gemeinsam virtuelle Erlebnisse im Metaverse zu feiern, während Obdachlose in der realen Welt sozial isoliert werden und nur mit dem Nötigsten auskommen müssen. Beworben wird eine Social-App der Organisation, mit der man sich mit Obdachlosen in Frankreich vernetzen kann.
Ein weiteres Beispiel für kreative Aha-Momente liefert eine Londoner Agentur, die sich in die Sichtweise von Kindern hineinversetzt, die überall im Web „Cookies“ akzeptieren sollen. Forever Beta hat digitale „Cookies“ kurzerhand in „Datensammler“ umbenannt. Damit soll Kindern klar werden, wofür sie einwilligen, wenn eine Website Kekse benutzen möchte. Die Agentur stellt ein Plug-In bereit, das die Bezeichnung „Cookies“ auf allen Websites automatisch in „Data Collectors“ ändert. Das Plug-In können Publisher über eine Microsite herunterladen, für Eltern hat man eine Chrome-Erweiterung bereitgestellt. Die Kampagne soll in UK mehr Transparenz in die Online-Werbewelt bringen. Auch für den deutschsprachigen Markt wäre das mal eine gute Idee.
Schon gehört?
TikTok ist nicht nur eine Gute-Laune-App für die Gen Alpha und Teenager. Die Plattform soll sich auch eignen, um mehr Pep in die B2B-Werbung zu bringen. Fall Sie demnächst Ihre Geschäftskunden mit einer TikTok-Kampagne überraschen möchten: „Martech Zone“ hat Ideen, wie das funktionieren kann. In eine ähnliche Richtung geht ein Gastbeitrag, der auf „Ad Age“ erschienen ist. Der Autor thematisiert die Möglichkeiten von B2B-Anzeigen in B2C-Kanälen und plädiert für eine gemischte B2B-B2C-Werbelandschaft.
Doch egal, ob Sie B2B- oder B2C-Zielgruppen ansprechen möchten – neben der zündenden Idee bleibt MarTech der Schlüssel zum Werbeerfolg. Und sie wird immer smarter und relevanter: GroupM prognostiziert in seinem aktuellen „The Next 10“-Forecast, dass der Anteil an KI-gestützter Werbung bis 2032 weltweit auf über 90 Prozent wächst. Das Agenturnetzwerk schätzt, dass KI-gestütztes Marketing bereits heute mehr als 370 Milliarden US-Dollar der globalen Werbeeinnahmen ausmacht. Der Schätzung zufolge sind das etwa 45 Prozent des gesamten Werbeumsatzes.
Übrigens: Wie steht es bei Ihnen mit KI? Kennen Sie Ihren Marketing-Tech-Stack? Wirklich? Falls Sie sich nicht völlig sicher sind, sollten Sie sich schnell einen Überblick verschaffen. Am besten, indem Sie Ihre MarTech-Landschaft strukturiert visualisieren. „Chiefmartec“ liefert zehn verschiedene Ansätze für den optimalen Überblick.