Mit dem Zusammenschluss der Junkers Luftverkehr AG und Deutsche Aero Lloyd AG wurde am 6. Januar 1926 in Berlin die nationale Fluggesellschaft „Deutsche Luft Hansa“ aus der Taufe gehoben – die Schreibweise in einem Wort wurde erst 1933 eingeführt. Es war eine der ersten großen, international beachteten Fusionen der deutschen Wirtschaftsgeschichte: Mit ihr ging die Ära der abenteuerlichen Nachkriegsfliegerei zu Ende. Im Mittelpunkt standen jetzt die Sicherheit, die Erweiterung des Streckennetzes und mehr Komfort für die Fluggäste. Für den Luftverkehr, für Passagiere und Fracht, ging es in gewaltigen Schritten nach vorn. Durch die Einführung des Instrumentenflugs verlor das Fliegen seinen Saisoncharakter und größere Flugzeuge ermöglichten die Bewältigung längerer Strecken. 1939 flogen Lufthansa-Flugzeuge planmäßig bis Santiago de Chile und Bangkok und Probeflüge führten bis nach New York und Tokio. Auf den Großverkehrsflugzeugen Junkers Ju90 und Focke-Wulf FW200 wurden die ersten Stewardessen eingesetzt.
Berlin Tempelhof als Hauptsitz
Ab 1936/37 wurde der Flughafen Berlin-Tempelhof Zug um Zug ausgebaut. Der riesige, zusammenhängende Gebäudekomplex gilt bis heute als einer der größten weltweit. Die Lufthansa bot Verbindungen zu praktisch allen deutschen und europäischen Großstädten an. Rückgrat der Flotte war nun die von Junkers in Dessau gebaute Ju 52. Die als „Tante Ju“ legendär gewordene Propellermaschine war eines der bekanntesten Flugzeuge der 30er Jahre – mit ihren 16 Sitzen für die damalige Zeit quasi ein Großraumflugzeug.
Für die vor allem bei Fracht- und Postflügen notwendigen nächtlichen Starts und Landungen wurde Tempelhof mit einer starken Flughafen-Befeuerung ausgerüstet. Auch die Hauptverwaltung der Lufthansa zog 1938 von der ehemaligen Zentrale in der Lindenstraße in das Gebäude des „Zentralflughafens“ nach Tempelhof.
Lufthansa im zweiten Weltkrieg unter Druck
Der Beginn des Zweiten Weltkrieges verhinderte jede Weiterentwicklung. Lufthansa wurde von der Reichsregierung per Gesetz zu Dienstleistungen, Transportflügen und technischem Einsatz verpflichtet. Nach Kriegsausbruch wurden die Geschäftsberichte der Lufthansa von den Machthabern sogar zur „geheimen Reichssache“ erklärt. Der Ausbruch des Krieges zwang zu einer drastischen Reduzierung der gesamten Verkehrsleistungen. Der innerdeutsche Verkehr wurde fast völlig eingestellt. Gleichzeitig wurden Linien ins neutrale Ausland sowie in besetzte Länder Europas aufrechterhalten. Berlin hatte als internationales Luftverkehrsdrehkreuz ausgedient. Das Kriegsende bedeutete zugleich das Aus für die erste Lufthansa; die alte Reichshauptstadt und die in ihr groß gewordene Fluggesellschaft lagen gleichermaßen in Schutt und Asche. Die wenigen unzerstörten Flugzeuge wurden von den Siegermächten konfisziert. Und am Ende – 1945 – stand das Aus für die erste Lufthansa. 1951 verfügten die alliierten Siegermächte die Liquidation der Fluggesellschaft, die 1965 mit der Löschung im Handelsregister endete.
Erst im Frühjahr 1955 durfte die mit Hauptsitz in Köln neu gegründete Deutsche Lufthansa AG abheben. Der Wiederanflug Berlins blieb der neuen nationalen Airline Deutschlands infolge der deutschen Teilung und des Kalten Krieges bis zum Herbst 1990 – ein Jahr nach dem Mauerfall – verwehrt. Heute ist der Lufthansa Konzern in Berlin mit über 3000 Mitarbeitern wieder der mit Abstand größte Luftfahrt-Arbeitgeber in der Hauptstadt.
HIER geht es zur Chronik der Lufthansa. Die erste umfassende Darstellung der Geschichte der ersten Lufthansa wird im historischen, reich bebilderten Werk „Im Zeichen des Kranichs“ von Joachim Wachtel und Günther Ott dargestellt. Es schildert die Geschichte der Fluggesellschaft vor dem Hintergrund des wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Zeitgeschehens und spart auch die dunklen Jahre der Firmengeschichte nicht aus: Als Supplement wird dem 340 Seiten umfassenden historischen Werk die wissenschaftliche Untersuchung „Die Lufthansa und ihre ausländischen Arbeiter im Zweiten Weltkrieg“ von Dr. Lutz Budraß beigefügt.