Wie die monatlichen Konsumklima-Studien der GfK zeigten, wirkten sich Befürchtungen um eine mögliche Rezession und drohende Staats- und Bankenpleiten deutlich negativ auf die Konjunkturerwartung der deutschen Verbraucher aus. Der Indikator befand sich im Jahresverlauf im freien Fall. Verglichen mit den europäischen Nachbarn zeigt sich im Jahresdurchschnitt mit einem Wert von plus 30 aber ein durchaus positives Bild. So erreichte die Konjunkturerwartung in Frankreich einen Durchschnittswert von minus 30, in Italien von minus 34, in Portugal und Griechenland von sogar nur minus 49 Punkten. In Deutschland beflügelte der stabile Arbeitsmarkt die Hoffnung auf steigende Einkommen, ganz anders als im Rest Europas. In der Vergangenheit hätte man erwartet, dass die Deutschen in einer solchen Situation verstärkt sparen, um sich ein Sicherheitspolster für die befürchtete Wirtschaftsflaute zu schaffen. Angesichts historisch niedriger Zinsen und einem starken Vertrauensverlust in den Finanzmarkt sank die Sparneigung der Deutschen im letzten Jahr jedoch drastisch.
Im Gegenzug stieg die Anschaffungsneigung weiter und behauptete sich auf einem konstant hohen Niveau. Im Jahresdurchschnitt erreichte der Indikator in Deutschland plus 34 Zähler und damit einen absoluten Spitzenwert in Europa. Matthias Hartmann, Vorstandsvorsitzender der GfK, kommentiert: „Galten die Deutschen früher als Angstsparer, sind sie mittlerweile die Konsumoptimisten Europas. Sie investieren ihr Geld in werthaltige Anschaffungen wie Immobilien, Kraftfahrzeuge oder langlebige Gebrauchsgüter und kurbeln die Binnennachfrage kräftig an.“ Von der positiven Konsumstimmung profitierte auch der Handel. Laut GfK-Berechnungen stiegen die Umsätze im deutschen Lebensmittelhandel und den Drogeriemärkten im letzten Jahr nominal um 1,7 Prozent auf 157 Milliarden Euro. Angesichts gestiegener Rohstoffpreise sind diese Zuwächse aber eher verhalten. Gewinner sind aktuell die Vollsortimenter und Drogeriemärkte, während der Umsatzanteil der Discounter bei rund 43 Prozent des Gesamtmarktes stagniert.
Wie GfK-Analysen zeigen, ist für den Lebensmittelhandel das Ende des Mengenwachstums erreicht. Erfolg wird in Zukunft über Wertschöpfungsstrategien erzielt. Hier profitiert der Handel von der zunehmenden Qualitätsorientierung der Verbraucher, speziell in den jüngeren Generationen. Im Jahr 2012 erwartet die GfK für den Lebensmittelhandel und die Drogeriemärkte einen moderaten Umsatzanstieg von nominal 1,3 Prozent. Dieser Anstieg wird aber voraussichtlich hinter der Preisentwicklung zurück bleiben und für einen erneuten Mengenrückgang sorgen. Im Non-Food-Handel, zu dem Bereiche wie Elektroartikel, Textilien, Möbel oder Heimwerkerbedarf gehören, legten die Umsätze im letzten Jahr um rund ein Prozent zu und erreichten 148 Milliarden Euro. Angesichts der Marktsättigung in vielen Segmenten ist dies ein guter Wert. Der E-Commerce-Anteil in den Non-Food-Warengruppen stieg im vergangenen Jahr wieder deutlich. Um mehr als 18 Prozent legte der Online-Umsatz zu und erreichte ein Niveau von knapp 21 Milliarden Euro. Für 2012 erwartet die GfK im Non-Food-Handel erneut einen nominalen Umsatzanstieg von rund einem Prozent.
Dank der Zunahme des privaten Konsums und der wettbewerbsfähigen Exportwirtschaft stieg das deutsche Bruttoinlandsprodukt im letzten Jahr um drei Prozent und damit deutlich stärker als bei den meisten europäischen Nachbarn. Dies sorgte für eine merkliche Entspannung am Arbeitsmarkt, die auch in diesem Jahr weiter nachwirkt. Entsprechend hoch sind die Erwartungen der Deutschen an die Einkommensentwicklung. Diese positiven Vorzeichen für den privaten Konsum werden allerdings durch die deutlich schlechteren gesamtwirtschaftlichen Prognosen gebremst. Aufgrund der schwächelnden Weltwirtschaft und der hierdurch sinkenden Exporte wird für das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr nur noch mit einem Anstieg von rund 0,6 Prozent gerechnet. Auch scheint eine schnelle Lösung der Euro- und Staatschuldenkrise nicht in Sicht. „Die GfK prognostiziert für das Jahr 2012 beim privaten Konsum einen realen Anstieg von einem Prozent“, sagt Hartmann. Dank der anhaltend guten Lage am Arbeitsmarkt und der erwarteten Einkommenssteigerungen hätten die deutschen Verbraucher Planungssicherheit für größere Anschaffungen. Der Vertrauensverlust in das Finanzsystem fördere zusätzlich den Trend zu werthaltigen Anschaffungen. Der private Konsum liefere damit einen stabilen Beitrag zur Konjunktur und verhindert ein Abgleiten in die Rezession.