Von einer nachlassenden Bereitschaft kann keine Rede sein: Die Deutschen haben von Anfang an relativ stoisch auf Horrormeldungen reagiert, die in der FTD und anderswo täglich geboten werden. Die medialen Krisenticker-Orgien gehen an den Erfahrungswelten der Menschen vorbei, wie man aus Allensbach-Umfragen ableiten kann.
Inmitten der düsteren Szenarien bleibt die Verbraucherstimmung resistent, die Bevölkerung gelassen, reagiert teilweise sogar unwillig auf die Dauerkonfrontation mit Kassandrarufen und Untergangsszenarien. Die, die sich täglich mit dem Krisenmanagement beschäftigen, haben vermitteln den Eindruck, die Bevölkerung begreife das Ausmaß der Krise nicht oder verweigere sich der Realität. So könnte man den FTD-Bericht interpretieren. Ist dem wirklich so?
„Die Gelassenheit der großen Mehrheit geht auf die Kluft zwischen der Nachrichtenlage über die gesamtwirtschaftliche Entwicklung und den eigenen Erfahrungen zurück. Nach wie vor können die meisten Erwerbstätigen in ihrem Unternehmen keine Anzeichen der Krise erkennen. 31 Prozent sehen in ihrem Unternehmen Auswirkungen; dieser Anteil hat sich in den letzten zwei Monaten nicht verändert. Eine Analyse nach Branchen zeigt, wie unterschiedlich einzelne Wirtschaftszweige betroffen sind.
Während sich die Automobilindustrie und ihre Zulieferer im Auge des Taifuns befinden und auch der Maschinenbau mittlerweile stark betroffen ist, erleben die Beschäftigten der Bauwirtschaft, im Handel oder des Gesundheitswesens die Krise überwiegend über die Medien“, schreibt Allensbach-Chefin Renate Köcher in der Wirtschaftswoche.
Das ist die eigentliche Sensation, wo wir doch sonst ein Volk der Angsthasen und eine leichte Beute für Panikmacher sind. Wir sind nicht Papst geworden, sondern Merkel, die sich wohltuend von den aufgeregten und gackernden Meinungsmachern abhebt. Das hat nichts mit Ignoranz, sondern mit Lebenskunst zu tun und ist der Schlüssel, um aus einer Krise wieder herauszukommen.
Als Ursache ist ein sozialpsychologischer Faktor herausgearbeitet worden – Ansteckung. Sie wird ausgelöst durch übereinstimmende Motive der Wirtschaftsakteure, gemeinsame, unter bestimmten Umständen erweckte Vorstellungen, Nachahmung, Übertragung von Gefühlen und überspringende Stimmung”. Und nun verhalten wir uns anders und hier liegt die Basis für den Konjunkturaufschwung.
Werden wir wie Merkel, der noch ein wenig Obama fehlt, oder Seneca: „Das meiste Unglück gebiert die falsche Meinung, dass Unglück sein müsse…Würde sich jeder erziehen, nur vom Gutem, Beglückendem zu sprechen – alle würden glücklicher werden! Denn wir ziehen herbei, was wir vorwiegend denken und aussprechen. Durch das richtige Denken können wir Leid und Missgeschicke so gut von uns fernhalten wie Miss-Stimmung und Krankheit.” Auf unvorhergesehene Streiche müsse man gefasst sein und unerschütterlich fest stehen.
Eine Umfrage zum Thema des Beitrags finden Sie auch im Blog: gunnarsohn.wordpress.com