Der befürchtete Einbruch in der Agenturbranche im ersten Coronajahr ist ausgeblieben: Wie der Gesamtverband Kommunikationsagenturen GWA am Mittwoch mitteilte, verzeichneten seine rund 120 Mitgliedsagenturen 2020 einen Umsatzrückgang von 1,3 Prozent. Das ist das Ergebnis des aktuellen GWA-Frühjahrsmonitors, mit dem der Branchenverband jährlich die Geschäftsentwicklung und -Aussichten seiner Mitglieder erhebt. GWA-Präsident Benjamin Minack sprach von einem „blauen Auge“ für die Branche. Sie sei „nicht im Krisenmodus“.
Vor allem im letzten Jahresviertel hätten viele Agenturen viel Boden gut gemacht, „so manche sogar das beste Quartal ihrer Unternehmensgeschichte“ (Minack) hingelegt. Auf der anderen Seite habe Corona auch Existenzen vernichtet, räumte der Verbandspräsident ein, beispielsweise in der Eventbranche. Auch der B-to-B-Bereich seit aufgrund einer Konjunkturdelle in China in den Jahren 2018/19 schon angeschlagen in die aktuelle Krise hineingegangen. „Hier schlägt Corona richtig durch“, sagte Minack.
In der Frühjahrsbefragung des GWA, an der sich in diesem Jahr 84 Mitgliedsagenturen beteiligten (Vorjahr: 69), gaben knapp 60 Prozent an, 2020 Umsatzrückgänge verbucht zu haben, während rund 40 Prozent der Befragten Zuwächse generieren konnten. Die Renditen stiegen im Durchschnitt sogar erstmals seit vier Jahren wieder leicht an, von 8,5 Prozent im Vorjahr auf 9,0 Prozent.
Online-Kommunikation als Wachstumstreiber
Wachstumstreiber Nummer eins war im vergangenen Jahr die Online-Kommunikation. Für knapp zwei Drittel der Agenturen – und damit rund 20 Prozent mehr als im Vorjahr – gehört sie zu den stärksten Wachstumsbereichen. Die größten Hemmnisse sehen die Befragten in der schwächelnden Konjunktur und im Fachkräftemangel. Letzteres erscheint auf den ersten Blick erstaunlich, haben doch 43 Prozent der befragten Unternehmen im vergangenen Jahr die Zahl ihrer festangestellten Mitarbeiter reduziert. Allerdings haben auch ein Drittel der Agenturen mehr Festangestellte als im Vorjahr.
Ob eine Agentur in der Krise zu den Profiteuren oder den Leidtragenden der Corona-Pandemie zählt, sei stark von ihrer Kundenstruktur und thematischen Ausrichtung davor abhängig: Am stärksten negativ betroffen seien Agenturen, so Minack, die sich auf bestimmte Bereiche wie die Reise- und Tourismusbranche, die Gastronomie oder das Verlagswesen spezialisiert hätten. Dort seien Budgets massiv eingebrochen.
Transformation sichert Budgets
Auf der anderen Seite gewannen Auftraggeber aus der Finanz- und Pharma-, und Gesundheitsbranche sowie der staatliche Sektor deutlich an Bedeutung. Diese in erster Linie coronabedingte Sonderkommunikation sei signifikant. Inwieweit die Auftragslage in diesen Feldern auch nach einem möglichen Abflauen der Corona-Krise auf hohem Niveau bleibt, hänge auch vom Ausgang der Bundestagswahlen im Herbst ab, erläuterte Minack: „Eine Regierung, die viel verändert, hat immer einen hohen Kommunikationsbedarf.“ Generell zeigte sich der Geschäftsführer der Agentur Ressourcenmangel optimistisch: „Die Budgets zur digitalen und kulturellen Transformation werden weiter wachsen.“
Trotz des andauernden Lockdowns und dem unwägbaren weiteren Verlauf der Pandemie, blickt auch die Mehrzahl der GWA-Agenturen positiv gestimmt auf das laufende Jahr, das bei vielen schon mit einem starken ersten Quartal gestartet ist: So erwarten 66 Prozent der Unternehmen wachsende Umsätze für das Gesamtjahr 2021. Dagegen rechnen lediglich 16 Prozent mit stagnierenden Erlösen und 20 Prozent mir einen Umsatzrückgang.
Der GWA Frühjahrsmonitor steht Ihnen hier zum Download bereit.
Der Gesamtverband Kommunikationsagenturen GWA wurde 1952 als Gesellschaft Werbeagenturen gegründet und führt seit 2002 den heutigen Namen. Der GWA bezeichnet sich selbst als führenden Agenturverband und spricht für rund 120 Mitglieder aus der Agenturbranche gegenüber Wirtschaft, Politik und Öffentlichkeit.