„Wir sind storytelling animals“, sagt Dr. Eckart von Hirschhausen. Der Arzt, Wissenschaftsjournalist und Gründer der Stiftung Gesunde Erde – Gesunde Menschen hat am Montagmorgen den Medienservice Klima & Gesundheit vorgestellt. (Es war übrigens der 5. Juni, also Weltumwelttag, aber der ist zumindest mir nicht weiter aufgefallen. Ihnen?)
Der neue Medienservice soll Journalist*innen helfen, valide Geschichten zu erzählen und neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu transportieren. Auf dem Portal findet sich Input zu Recherchen und nützlichen Informationsquellen, außerdem Studien und Namen von möglichen Ansprechpartner*innen sowie Themenvorschläge. Außerdem liefert es Argumentationshilfen, zum Beispiel unter dem schönen Stichwort „Aber die Chinesen“.
Nun fragt sich: Wird da nicht ein eherner journalistischer Grundsatz schnöde über Bord geworfen? Nämlich die gebotene Neutralität, das Abwägen von Für und Wider, das Darstellen von Meinung und Gegenmeinung? „Nein!“, sagte Aline Pabst, Redakteurin bei der Saarbrücker Zeitung, bei der Vorstellung des Medienservices. Beim Thema Klimawandel könne es keine Neutralität geben, da gebe es quasi nur: Umdenken oder Aussterben.
Und so ist das erklärte Ziel des neuen Angebots: Journalist*innen mit validen Infos zu versorgen, damit sie wiederum die Menschen mit faktenbasierten Medienberichten dazu bewegen, ihr Verhalten zu verändern. Letzteres, sagt von Hirschhausen, klappe viel besser als man gemeinhin denkt, wenn die Sachverhalte nur vernünftig erklärt würden – man erinnere sich nur mal an die Einführung der Gurtpflicht oder des Rauchverbots in Restaurants.
Mehrheit befürwortet Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel
Die Sache mit der Verhaltensveränderung ist für alle, die sich mit Kommunikation befassen, interessant: Das wissenschaftliche Gemeinschaftsprojekt PACE (Planetary Health Action Survey) untersucht in regelmäßigen Umfragen, unter welchen Voraussetzungen Menschen ihr klimarelevantes Verhalten ändern. Dabei zeigt sich immer wieder: Da geht was, wenn die Leute mit den Fakten vertraut sind!
In puncto Ernährung beispielsweise war „sowohl eine individuelle Bereitschaft zum Klimahandeln zu erkennen, aber auch die Forderung nach regulierenden, handlungsleitenden Verhältnisänderungen“. Und da sind viele der Befragten durchaus radikal: Eine Mehrheit befürwortet zum Beispiel – zumindest auf dem Papier – die staatliche Regulierung der Preise und der Verfügbarkeit von gesunden und klimafreundlichen Produkten. Und, Ferreros dieser Welt aufgepasst: Rund 60 Prozent stimmen für ein Verbot von Werbung für ungesunde Lebensmittel, die sich an Kinder richtet.
Die Erkenntnisse aus den PACE-Umfragen stimmen von Hirschhausen hoffnungsfroh, dass sich die Menschen dank fundierter Informationen klimagesünder verhalten. Die Marketinggemeinde weiß ja längst, dass er recht hat: mit gutem Storytelling lässt sich eine Menge bewegen.
Im Luxussegment wird Second Hand hoffähig
Jetzt, pardon, gibt’s einen ganz harten Bruch: Condé Nast meldet das Erscheinen des „Luxury Industry Report 2023“ und verspricht „einen Deep-Dive in die Köpfe deutscher Luxuskonsument*innen“ – also, wenn man so will, liefert dieser Report hier das über den High-End-Konsum, was die PACE-Umfragen in Sachen Klima machen.
Demnach spielt Nachhaltigkeit eine zunehmend wichtige Rolle im Bereich Luxusgüter, „insbesondere für die jüngere Generation: Gen Z geben noch vor Gen X und Millennials an, dass werbliche Nachhaltigkeitsinhalte ihr Interesse wecken“. Auch der Teilbereich Pre-owned gewinne in allen Branchen zunehmend an Einfluss. „Pre-owned“ ist übrigens eine schmucke Umschreibung für „gebraucht“.
Langlebige Luxusprodukte seien prädestiniert für das Kreislaufwirtschaftsmodell: „Grundsätzlich kaufen bereits 28 Prozent der Befragten Pre-owned-Waren; 30 Prozent sind daran interessiert. Lediglich 23 Prozent wollen tatsächlich keine gebrauchten Luxusprodukte kaufen.“
Außenwerbung, total analog
Zum guten Schluss, und kurz bevor die halbe Nation einen weiteren Feiertag begeht, noch schnell eine Info zu blühenden Landschaften. Meine Kollegin Christine Mattauch hatte mit ihrem Green Wednesday-Interview Sag es mit Blumen: Werbung auf dem Acker ordentlich für Aufmerksamkeit gesorgt. Am Montag meldete nun Telekom-CMO Ulrich Klenke auf LinkedIn: „So, wir sind jetzt Blumenbauern. In der Nähe von Euskirchen wurden auf der Fläche von 56 Fußballfeldern 50 verschiedene Blumen und Wildkräuter ausgesät.“ In Form des Telekom-Logos, versteht sich.
Es scheint, als würde sich da eine sehr zeitgemäße – nämlich ressourcenschonende, energieeffiziente und Biodiversität fördernde – Form der Außenwerbung durchsetzen. Sollten Sie dieser Tage auf den Autobahnen unterwegs sein, werfen Sie doch mal einen Blick nach rechts und links.
Eine gute Woche noch, und behalten Sie die Zukunft im Blick!