Zum kleinen Einmaleins des Marketings gehört, dass Kund*innen bestens durch Erfolg zu aktivieren sind. Eine positive Grundstimmung hebt den Energielevel und motiviert zum Kauf. Misserfolg hingegen sorgt für miese Stimmung und senkt die Bereitschaft, etwas auszuprobieren. Der gleiche Mechanismus wirkt beim Engagement für gute Zwecke: Wer Menschen dazu motivieren will, schafft das besser mit guten Nachrichten als mit schlechten. Der inzwischen verstorbene Forscher und Arzt Hans Rosling brachte es im Bestseller „Factfulness“ auf den Punkt: „Es setzt mehr Kräfte frei, über Fortschritte zu berichten, als ständig das Problem zu wiederholen.“
Eine Institution wie den Weltklimarat bringt das in ein Dilemma. Ausgestattet mit dem Auftrag, den Stand der Forschung zum Klimawandel zusammenzufassen, kommt das „Intergovernmental Panel on Climate Change“ (IPPC) nicht umhin, schlechte Nachrichten wie die zu verkünden, dass das 1,5-Grad-Ziel kaum noch zu erreichen ist. Wer sich allerdings durch die Zusammenfassung des AR6 Synthesis Reports quält (36 eng beschriebene Seiten), den kann schon mal das Gefühl beschleichen, dass diese düstere Form der Vermittlung nicht der Weisheit letzter Schluss ist.
Ja, die Autor*innen sind Wissenschaftler*innen, und Zielgruppe sind politische Entscheidungsträger*innen. Trotzdem sollte es bei aller Faktentreue doch möglich sein, ein psychologisches Gegengewicht zu schaffen, damit die Leser*innen die Hoffnung nicht begraben. In dieser Hinsicht bietet der Report leider nur vage Hinweise auf die Möglichkeiten der Regulatoren, des Kapitals und der Technologie.
Vorfahrt für Netto-Null-Technologien
Sorgen wir also selbst für motivierende Nachrichten. Davon gibt es glücklicherweise einige. Wegen der Bankenkrise nahezu von der Agenda verdrängt wurde der Net Zero Industry Act, den die Europäische Kommission vorgeschlagen hat. Er schafft eine Art Vorfahrtsrecht für Technologien, die zur Dekarbonisierung beitragen: Sonnen- und Windenergie, Batterien und Speicher, Wärmepumpen und Geothermie, Elektrolyseure und Brennstoffzellen oder Techniken zur Kohlenstoffabscheidung.
Sie sollen massiv gefördert werden und leichteren Marktzugang erhalten. Überdies sollen sich die Mitgliedsländer verpflichten, behördliche „One-Stop-Shops“ einzurichten, damit die Initiatoren von Projekten nicht mehr von Pontius zu Pilatus laufen müssen. Auch soll es Fristen geben, innerhalb derer über eine Genehmigung entschieden werden muss. Solche Details finden Sie nicht im Presseinfo, sondern hier. Endlich wird Wirklichkeit, wovon in grünen Sonntagsreden schon so lange die Rede ist: Grüne Technologie wird zum Zukunftsmarkt.
Großunternehmen: Klimaneutralität macht uns wettbewerbsfähiger
Das sehen offenbar auch Deutschlands Großunternehmen so. Eine soeben veröffentlichte Umfrage der KfW zum klimaneutralen Umbau der deutschen Wirtschaft hat ergeben: Mehr als drei Viertel der Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 500 Millionen Euro finden, dass die Transformation den Wirtschaftsstandort Deutschland attraktiver macht. 44 Prozent von ihnen erwarten, dass sich der Umbau positiv auf ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit auswirkt; nur 16 Prozent befürchten negative Effekte.
Elektroauto für den Massenmarkt, Badezimmer ohne Wasser
Wie bleibt man wettbewerbsfähig? Durch nachhaltige Produktinnovation. Deutsche Unternehmen können das. Um nur zwei Beispiele zu nennen: VW hat gerade eine Studie für ein Elektroauto vorgestellt, das unter 25.000 Euro kosten soll – mit Einsteigermodellen wie diesen wird E-Mobilität endlich massentauglich. Hansgrohe präsentiert eine Vision für ein Badezimmer, das nahezu ohne Wasser auskommt: Entspannen nicht mehr in der Badewanne, sondern in einem Sessel mit multisensorischer Kuppel. Wie clevere Unternehmen im Innovationsprozess die Kreativität ihrer Mitarbeiter*innen nutzen, verrät Henkel-Digitalchef Michael Nilles im Interview mit der absatzwirtschaft.
Übrigens: Unter den 14 Tech-Start-ups, die Google gerade in ein Accelerator-Programm mit Schwerpunkt „Climate Change“ aufgenommen hat, sind auch drei deutsche. Ecolytiq hilft Banken, für Kund*innen deren ökologischen Fußabdruck zu ermitteln, Eevie belohnt Mitarbeiter*innen für die Beteiligung an Dekarbonisierungskampagnen ihrer Arbeitgeber. Blok-Z unterstützt die Energiewende mit Hilfe von Blockchain-Technologie.
Ausschreibung für den Bundespreis Ecodesign
Ein anderer Wettbewerb läuft noch: Um den Bundespreis Ecodesign, ausgelobt von Umweltministerium und Umweltbundesamt in Kooperation mit dem Internationalen Designzentrum Berlin, kann man sich bis zum 17. April bewerben. Gesucht werden Ideen, die, wie es heißt, „den Wandel zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft mitgestalten“. Das können nachhaltige Konsumgüter sein, Sharing-Systeme oder technische Innovationen. Geld gibt es zwar nur für Preisträger*innen in der Kategorie Nachwuchs, aber dafür winkt jede Menge Renommee.
Eine gute Woche noch, und behalten Sie die Zukunft im Blick!