Grüne Transformation: Von Dänemark lernen 

Es ist Zeit für gute Nachrichten. Zum Beispiel von einem beeindruckenden Wandel im Nachbarland, von Unternehmen, die Nachhaltigkeit als Chance sehen, und solchen, die allen Krisen zum Trotz Geschäfte machen.
Im Nachbarland Dänemark wird ab 2030 eine CO2-Abgabe in der Landwirtschaft eingeführt. (© Imago/ Ralph Peters)

Aus gegebenem Anlass soll dieser Green Wednesday von positiven Meldungen handeln. Zum Beispiel aus Dänemark, einem Land, das gerade beschlossen hat, quasi sein Geschäftsmodell zu ändern. Dänemark ist in etwa so groß wie Niedersachsen und zählt zu den weltweit größten Exporteuren von Schweinefleisch, 60 Prozent der Landesfläche werden größtenteils intensiv landwirtschaftlich genutzt, nur 14,6 Prozent sind mit Wald bedeckt.  

Die Folge: Ein immenser Methanausstoß und ein immenser Düngemitteleinsatz, was sich auf Klima, Umwelt und Artenvielfalt auswirkt. Also hat sich Dänemark für eine Neuausrichtung der Landnutzung entschieden und für deren Umsetzung im August eigens das Ministerium „Grøn Trepart“ etabliert. Dort war man effektiv, schnell und offenbar überzeugend.  

Am Montag meldete Dänemark, es werde das erste Land sein, das ab 2030 eine CO2-Abgabe in der Landwirtschaft einführt. Das Klimapaket sieht unter anderem vor, den Methanausstoß von Kühen, Schweinen und Schafen zu besteuern und eine Milliarde Bäume zu pflanzen. All das kostet knapp 5,8 Milliarden Euro – schon, um die Bauern zu unterstützen – und wird, so der zuständige Minister Jeppe Bruus, die dänische Natur „auf eine Weise verändern, die wir seit der Trockenlegung der Feuchtgebiete im Jahr 1864 nicht gesehen haben“. Es wird spannend sein, diese Mammut-Transformation zu beobachten – es lässt sich bestimmt etwas daraus lernen. 

Nachhaltigkeit muss sich rechnen 

Die Unternehmensberatung Bain & Company und das Future Institute for Sustainable Transformation an der Frankfurt School of Finance & Management haben für ihre Studie „Nachhaltigkeit: Auf dem Weg zur Wirtschaftlichkeit“ mit Top-Führungskräften in deutschen und österreichischen Unternehmen gesprochen. Das wenig überraschende Ergebnis: Nachhaltigkeit muss wirtschaftlich sein. Die gute Nachricht: Drei von vier der befragten Unternehmen sehen die Chancen der Nachhaltigkeit und fokussieren sich auf die Erschließung neuer Geschäftsfelder und Märkte.  

Das Spektrum reiche von der breiteren Vermarktung ökologisch nachhaltiger Produkte über die stärkere Ausrichtung des Portfolios an ESG-Kriterien bis hin zum Aufbau eigener Töchter für Themen wie Kreislaufwirtschaft oder nachhaltige Beratung, so die Studie. Harsche Kritik gibt es für die Regulatorik. 

Auch bei dm-Drogerie Markt hält man die gesetzlichen Rahmenbedingungen für zu bürokratisch und „oft sogar übertrieben bis praxisfern“. Das Unternehmen beziffert allein den Aufwand für die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) auf eine halbe Million Euro pro Jahr.  

Ziel: „Demokratisierung des Konsums“ 

Dennoch sorgt Dm für gute Nachrichten. Das bekanntlich fair agierende inhabergeführte Unternehmen meldete vergangene Woche, es habe in Deutschland und Europa außergewöhnlich gute Geschäfte gemacht: mehr Kund*innen, mehr Umsatz, mehr Mitarbeitende. Die Bilanz des abgelaufenen Geschäftsjahres ist glänzend. Warum das hier Thema ist? Weil das Karlsruher Unternehmen nicht nur erfolgreich kundenorientiertes Omnichannel-Marketing betreibt, sondern eben auch in puncto Nachhaltigkeit beispielhaft ist.  

Dm-Chef Christoph Werner spricht von einer „Demokratisierung des Konsums von Produkten, die sinnvoll für die Menschen und den Planeten“ sind, salopper formuliert: alle sollen sich ökologisch vernünftige und gesunde Sachen leisten können. Außerdem zeigen die guten Zahlen, dass es eben kein Kokolores ist, wenn man seine Mitarbeitenden maximal wertschätzend behandelt, Kundenbedürfnisse in den Vordergrund stellt, seine Leute dazu aufruft, sich als Wahlhelfer*innen zu engagieren und die dafür aufgewendeten Stunden als Arbeitszeit vergütet, oder lautstark Werbung dafür macht, zur Wahl zu gehen.  

Gefragt: Ideenreichtum und Tatkraft 

Ach, und wem noch eine Dosis Glauben an die Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaft fehlt, der lese bitte im Manager Magazin den Artikel „Der 9,6-Milliarden-Mann: Wie Max Viessmann einen neuen, grünen Familienkonzern schmieden will.“ Er handelt davon, wie sich Unternehmensnachfolger Maximilian Viessmann mit dem Erlös aus dem Verkauf der Sparte „Climate Solutions“ nicht etwa einen lauen Lenz macht, sondern in Unternehmen investiert, deren Geschäfte sich um CO₂-Reduktion, saubere Luft, Wasser, Lebensmittel, Bildung oder Gesundheit drehen. Viessmanns Anspruch: „einen relevanten Beitrag leisten, dass der Planet lebenswert bleibt, zum Wohl zukünftiger Generationen“. Es gibt sie, die guten Nachrichten! 

Wiederum aus gegebenem Anlass zum Schluss noch ein Zitat von Christoph Werner: „Jede Gemeinschaft, ob es sich um eine Arbeitsgemeinschaft oder eine Gesellschaft handelt, braucht engagierte Menschen, die ihre Umgebung mit Ideenreichtum und Tatkraft mitgestalten und so zum Gelingen des Ganzen beitragen. Wenn wir darüber im Austausch bleiben, welche Ziele wir uns setzen und an welchen Werten wir uns orientieren wollen, können wir Lust an Zukunft entwickeln und die offenen Zukunftsräume mit unseren Ideen füllen.“ Recht hat er. 

Eine gute Woche noch, und behalten Sie die Zukunft im Blick!    

(vh, Jahrgang 1968) schreibt seit 1995 über Marketing. Was das Wunderbare an ihrem Beruf ist? „Freie Journalistin mit Fokus auf Marketing zu sein bedeutet: Es wird niemals langweilig. Es macht enorm viel Spaß. Und ich lerne zig kluge Menschen kennen.“