Herr Wiesböck, Grüezi bag ist als Hersteller von hochwertigen und nachhaltigen Schlafsäcken mit dem Sonderpreis der Jury ausgezeichnet worden. Seit wann fasziniert Sie die Vorstellung, den optimalen Schlafsack herzustellen?
MARKUS WIESBÖCK: Mein Vater hatte eine Autowerkstatt, und dort habe ich mich schon als Kind daran gewöhnt, mich mit kleinsten technischen Details zu beschäftigen. Später war ich dann viel unterwegs, habe gecampt, getreckt und gezeltet und mich in derselben intensiven Weise mit Schlafsäcken beschäftigt. Mit 26 Jahren habe ich dann meinen eigenen Outdoor-Laden eröffnet. Dort konnte ich wertvolle Erfahrungen sammeln, die ich später mit dem Unternehmen Grüezi bag sehr gut nutzen konnte und kann.
Was stört Sie an Schlafsäcken, die nicht aus Ihrer eigenen Produktion stammen?
Der Trend geht zum Beispiel zu sehr leichten Produkten, jedes Gramm wird gespart. Das geringe Gewicht erreicht man aber nur, wenn man die Schlafsäcke so eng macht, dass man darin liegt wie in einer Wurstpelle eingeschlossen. Vor allem aber lässt häufig das Klima im Schlafsack zu wünschen übrig – man schläft dann einfach nicht gut.
Hatten Sie schon in jungen Jahren vor, sich selbstständig zu machen?
Das liegt in der Familie, bei uns in der Verwandtschaft waren immer schon alle selbstständig. Bei mir kommt hinzu: Wenn ich etwas mache, dann mache ich es perfekt. Es hätte auch etwas anderes sein können. Ich habe mittlerweile auch ein eigenes Café, mit eigener Röstung und hochwertigen Backwaren. Da bilde ich mein eigenes Personal aus, damit auch hier alles perfekt läuft.
Grüezi bag ist mit einem Team von vier Personen noch ein sehr kleines Unternehmen. Haben Sie klar definierte Wachstumsziele?
Wir können bald eine weitere Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter einstellen! Aber für jede Investition muss ansonsten erst einmal zusätzliches Geld da sein, das lässt sich nicht so genau planen. Wir haben jedes Jahr 30 bis 40 Prozent Umsatzzuwachs, stecken aber bisher das meiste in die Entwicklung. Trotzdem müssen wir in Zukunft langsam mehr Personal aufbauen. Ich möchte aber auf jeden Fall ohne externen Geldgeber auskommen, denn dann macht man letztlich nur noch das, was wirtschaftlich am sinnvollsten ist, nicht mehr das optimale Produkt. Mir geht es nicht um den letzten Cent.
Wirken sich das gestiegene Umweltbewusstsein und die „Fridays for Future“-Bewegung positiv auf Ihr Geschäft aus?
Nicht unbedingt. Die Menschen kaufen keinen Schlafsack von Grüezi bag, weil er biologisch abbaubar ist. Es ist eher der Komfort, der sich herumspricht. Der Outdoor-Fan schaut erst einmal auf die Qualität, und wenn dann noch nachhaltige Materialien hinzukommen, umso besser. Umweltschutz mache ich aber in der Hauptsache für mich.
An welchen neuen Produkten arbeiten Sie zurzeit?
Zum Beispiel an dem Problem, dass die Außenhaut eines Schlafsacks immer die Füllung zusammendrückt. Ich habe ein neues patentiertes System gebaut, das die Außenhaut aufbläht und dies so verhindert. Damit kann man den Schlafsack quasi in die Ecke stellen, er fällt nicht in sich zusammen. Zudem sind wir dabei, einen Schlafsack mit einer Außenhaut aus Maisblättern zu entwickeln. Wir planen auch, das Sortiment künftig um Isolations-Jacken, Isomatten und Rucksäcke zu erweitern. Da geht noch sehr viel.