Groß angelegter Feldversuch: Lasst Blumen sprießen

Die „Zeit“ sorgt für blühende Landschaften. Ipsos untersucht, was Menschen über ökologische Nachhaltigkeit denken. Und WWF und Digitas Pixelpark bekommen Gold fürs Müllsammeln im Metaverse.
Der jüngsten Ausgabe der "Zeit" ist ein Päckchen Blumensaat beigelegt. (© Unsplash/Daniel Oberg)

Nachdem meine Kollegin Christine Mattauch in ihrer schönen Kolumne „Sag es mit Blumen. Werbung auf dem Acker“ schon über gesäte Werbung gesprochen hat, soll’s hier nochmal fix um Saatgut gehen: „Die Zeit“ legte ihren gedruckten Exemplaren, passend zu ihrer Titelstory „1 m² Leben“, ein kleines Tütchen mit Blumensamen bei. Digital-Abonnent*innen können die Tütchen kostenlos bestellen.

Die Aktion „1 m² für eine grünere Welt“ von “Zeit”, “Zeit Online”, dem Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) in Frankfurt am Main und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist im wahrsten Sinne des Wortes ein groß angelegter Feldversuch: Die Leser*innen der Zeitung sollen die Samen auf ihren Balkonen oder Gärten aussäen, beobachten und in ein paar Wochen an Umfragen und Fotoaktionen teilnehmen. Die Senckenberg Gesellschaft analysiert die Insektenmeldungen und hofft durch die Aktion „einen Datensatz von sehr bedeutender Größe erhalten zu können und damit hoffentlich wichtige Fragen rund um Blühmischungen und Insekten im städtischen Bereich beantworten zu können“. Das ISOE wird Online-Umfragen dazu starten, was Menschen zum Gärtnern motiviert und wie sie sich dabei verändern. Die „Zeit“ begleitet das Projekt unter anderem mit einer eigenen Landingpage und einem neuen wöchentlichen Newsletter zum Thema nachhaltiges Gärtnern.

Die verkaufte Auflage der „Zeit“ lag im vierten Quartal 2022 bei rund 623.100 Exemplaren, davon rund 284.600 E-Paper. Wenn nur ein Bruchteil der Leser*innen mitmacht, kämen eine Menge Quadratmeter zusammen … die zugleich eine blühend-bunte Werbung nicht nur für den Artenschutz, sondern auch für das Medium wären. Eine in jeder Hinsicht kluge Aktion – und aus Marketingsicht eine Top-Kundenaktivierung.

Nachhaltigkeit als „Co-Benefit“

Man sollte meinen, dass der Klimawandel mittlerweile allen Menschen auf dem Planeten aufgefallen sein dürfte. In der Studie Ökologische Nachhaltigkeit – Wen kümmert’s? nimmt das Marktforschungsinstitut Ipsos Einstellungen, Prioritäten und Aktivitäten von Menschen in 15 Ländern zum Thema unter die Lupe und teilt sie in fünf Segmente. Wie es in der Marktforschung immer so ist, sind die Gruppen mit sprechenden Namen versehen: Wir haben es mit Activists, Pragmatists, Conflicted Contributors, Busy Bysstanders und Disengaged Denialist zu tun.

 
Eine Handlungsempfehlung der Studienmacher an Marketingverantwortliche: „Um möglichst viele Segmente anzusprechen, müssen Marken sicherstellen, Nachhaltigkeit als Co-Benefit und nicht als dominierenden Benefit auszuloben.“ Denn der Klimawandel ist laut der Erhebung zwar für viele Menschen ein wichtiges Thema, dennoch plagen sie im Alltag oft andere, noch drängendere Sorgen. Allerdings: „Bereits 83 Prozent der Menschen sagen, dass wir auf eine Umweltkatastrophe zusteuern, wenn wir nichts an unseren Gewohnheiten ändern. Korrigierende Aktivitäten werden als eine gemeinsame Verantwortung von Regierungen, Industrie und Bürgern angesehen.“

Gold für die Operation#OCEANDETOX

In der an Partys dieser Tage wirklich nicht armen OMR-Stadt Hamburg fand am Dienstagabend die Verleihung des Max Award statt. Gold in der Kategorie „Nachhaltigkeit“ holte Digitas Pixelpark für den WWF: Die Gewinnerkampagne Operation#OCEANDETOX ist eine ziemlich abgefahrene Mischung aus High-End-Technologie, Kunstprojekt und Spendensammelaktion. Auf der Max Award-Website heißt es zu dem Metaverse-Projekt: „Das Zentrum bildet eine anamorphe Wal-Skulptur aus individuell designten Müll-NFTs, die dank der Kooperation mit der grünen Polygon-Blockchain besonders umweltfreundlich sind und die alle einfach nehmen und kaufen können.“

Mal verkürzt erklärt: User konnten im Metaverse digitale Kunstobjekte aus virtuellem Plastikmüll kaufen. Mit dem Erlös wurden Projekte unterstützt, die echten Plastikmüll aus den Meeren fischen. Die Jury sagt dazu: „Eine der ganz wenigen Arbeiten, die aus dem Metaverse und mit dem Einsatz von NFTs wirklich guten Dialog macht, und dabei die digitale und die reale Welt konkret miteinander verbindet.“

Sollten Sie gerade in der ganz realen Welt von der OMR abreisen: Kommen Sie gut nach Hause!

Eine gute Woche noch, und behalten Sie die Zukunft im Blick! 

(vh, Jahrgang 1968) schreibt seit 1995 über Marketing. Was das Wunderbare an ihrem Beruf ist? „Freie Journalistin mit Fokus auf Marketing zu sein bedeutet: Es wird niemals langweilig. Es macht enorm viel Spaß. Und ich lerne zig kluge Menschen kennen.“