Google ist tot, lang lebe Alphabet: von der Suchmaschine zum digitalen Allrounder

Seit letzter Woche ist es offiziell: Google ist Geschichte – zumindest als der Internet-Riese, den wir über die vergangenen 17 Jahre kennen gelernt haben. Wie im August angekündigt, heißt der wertvollste Internetkonzern der Welt ab sofort nicht mehr Google Inc. sondern nun Alphabet. Die Umfirmierung erfolgte Freitag nach Handelsschluss in höchst ungewöhnlicher Weise: Google gründete eine Geisterfirma namens Maple Technologies, die die Rechte an Google übernahm, an Alphabet weiterreichte – und sich selbst wieder zerstörte
CEO Larry Page kann dieser Tage viel lachen

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Das große Umgewöhnen beginnt: Ab heute ist Google, der Internetriese, Geschichte. Google lebt wie im August angekündigt unter neuem Firmennamen weiter: Google Inc. ist tot, lang lebe die weltweit größte Beteiligungsgesellschaft für Internet-, Tech- und andere Unternehmen – Alphabet, der Google, die Suchmaschine, als eine von zahlreichen Konzernunits unterstellt ist.

Um die Umfirmierung über Nacht Wirklichkeit werden zu lassen, musste sich Larry Page einiger betriebswirtschaftlicher Kunstgriffe bedienen. Zunächst einmal wurde eine neue Firma namens Maple Technology erschaffen, die als Hülle fungierte. Google übertrug seine Aktien vollständig an Maple Technologies, das wiederum von Alphabet akquiriert wurde. Voilá, Alphabet besaß nun Google! Als finaler Akt wurde Maple Technologies mit Google verschmolzen – und die Geisterfirma anschließend wieder aufgelöst.

Reduktion aufs Suchgeschäft leid

17 Jahre nach Erfindung der Suchmaschine, die die Geschichte des Internets und beginnenden 21. Jahrhunderts für immer verändern sollte, sind Brin und Page der Reduzierung auf das Such-Business offenbar müde geworden, obwohl das hoch profitable Geschäft mit der Werbevermarktung von schlagwortbasierten Anzeigen immer noch pro Quartal mehr als drei Milliarden Dollar Gewinn in die Kassen spült.

Doch Brins und Pages Ambitionen, die immer wieder in gewagten Moonshots ihren Ausdruck finden, die sich oft genug als Rohrkrepierer erweisen, sind längst auf die Zeit nach der Suche fokussiert. Selbstfahrende Autos, die smarte Kontaktlinse, vielleicht doch noch die Datenbrille Google Glass im zweiten Anlauf, Smart Home-Anwendungen der neuen Tochter Nest und vom Internet-Geschäft abseitige Aktivitäten wie das Biotech-Start-up Calico oder das Robotics-Unternehmen Boston Dynamics spielen in den Zukunftsplänen des Internetriesen bekanntlich eine maßgebliche Rolle.

Umfirmierung nach Vorbild von Warren Buffets Konglomerat Berkshire Hathaway

Die heutzutage bekannteren Marken YouTube, Google Maps und Android sollen unterdessen aber in der Google-Unit gebündelt werden. Calico, das Glasfasernetzprojekt Fiber, der Investmentfonds Google Capital, die Beteiligungsgesellschaft Google Venture, die Forschungsunit Google X und Nest sollen neben Google die verschiedenen Tochter-Unternehmen zum Start von Alphabet sein. Es scheint, als wollten Page und Brin Google nach dem Vorbild von Warren Buffets Firmen-Konglomerat Berkshire Hathaway umbauen, um damit den ewigen Vorwurf auszuhebeln, dass Google mit dem Suchgeschäft nur ein One Trick Pony besitzt, schließlich ist die bis Freitag namensgebende Suchtochter jetzt eine unter vielen.

Wall Street vor Umfirmierung optimistisch

Analysten äußerten sich unterdessen vor dem Start ins Alphabet-Zeitalter voller Zuversicht. Die Investmentbank Oppenheimer hob das Kursziel am Freitag auf 700 Dollar an. Google-Aktien beendeten den Handel am Freitag bei 627 Dollar immerhin 19 Prozent höher als zu Jahresbeginn. Um die Verwirrung komplett zu machen, werden Anleger auch keine Veränderung auf dem Kursticker erkennen: Alphabet-Aktien werden weiterhin unter Googles altem Tickersymbol gehandelt – als GOOG und GOOGL.

Alphabets CEO Larry Page scheint sich nach 17 Google-Jahren in der Firmenphilosophie unterdessen durchaus weiterentwickelt zu haben: Aus dem altbekannten und vielzitierten Firmenmotto „Don’t be evil“ wird bei Alphabet „Do the right thing“ – was auch immer das einschließen mag…