Von Gastautor Mirco Welsing, Leiter des Competence Circles Employer Branding des Deutschen Marketing Verbands
Die Branche der Jobportale revolutioniert? Derzeit nur in den USA freigeschaltet, soll „Google for Jobs“ die Stellenangebote mehrerer bereits vorhandener Jobportale und Arbeitgeberwebsites durchsuchen und bei entsprechenden Suchanfragen dann kumuliert ausspielen. Google könnte zum künftig größten Jobportal der Welt werden und die gängigen Jobportale noch stärker von sich abhängig machen“.
Integration in die Suchergebnisse
Wenn Personaler derzeit aufgeregt von der „blauen Box“ reden, dann meinen sie mit großer Wahrscheinlichkeit das Ergebnisfeld, in dem künftig Stellenanzeigen dargestellt werden – und zwar direkt in den Google-Suchergebnissen an der prominenten Stelle, an der auch beispielsweise die Shopergebnisse nach einer Produktsuche auftauchen. Das bedeutet: Die angezeigten Jobs sind voll in die ganz normale Google-Suche integriert und werden dann angezeigt, wenn der Such-Algorithmus es für relevant erachtet.
Größte Jobsuchmaschine und ein weiterer Schritt in Richtung „New Work“?
Google will bei der Jobsuche auf Machine Learning setzen und damit das Finden eines passenden Jobs hocheffizient gestalten. Für Jobsuchende wird das Finden adäquater Stellenangebote also stark vereinfacht. Ein weiterer Schritt in Richtung „New Work“, das bereits beim Recruiting beginnt, denn das Tool bietet vielfältige Filter und Suchkriterien, wie die Bestimmung des Arbeitswegs, an.
Diese starke Positionierung von „Google for Jobs“ hat tatsächlich das Potenzial, die Branche der Jobportale auf den Kopf zu stellen. Denn wer wird sich künftig noch auf mehreren Jobportalen gleichzeitig anmelden und deren Angebote regelmäßig scannen, wenn eine ganz normale Suchmaschine schon alle relevanten Angebote auf den Seiten der Arbeitgeber findet und userfreundlich zusammenfasst? Genau. Niemand. Aktuell besteht zwischen „Google for Jobs“ und den großen Portalen eine Art gegenseitige Abhängigkeit. Denn die Börsen haben das größere Datenvolumen. In Zukunft ist es allerdings denkbar, dass Anbieter auf die besten Plätze in der Google-Jobs-Anzeige bieten müssen, um in den Suchergebnissen möglichst weit oben angezeigt zu werden. Dadurch würde Google die Jobportale von sich abhängig machen und noch weiter an Marktmacht gewinnen – in einem ganz neuen Bereich.
Für die Personalarbeit bedeutet diese Entwicklung, dass technische Kenntnisse noch mehr gefragt sind als jetzt schon: Die Stellenbörse auf der eigenen Website muss den Google-Anforderungen entsprechend aufbereitet und das „Ranking“ der eigenen Jobs eventuell durch geschicktes SEO verbessert werden. Insbesondere bei der Suche nach hoch qualifizierten Fachkräften und High Potentials könnte mit „Google for Jobs“ eine weitere Kostenstelle hinzukommen.
Chancen für Arbeitgeber in den USA, erleichterte Suche für Jobsuchende
Die Jobsuche ist bereits aktiv, allerdings derzeit nur für die Vereinigten Staaten. Das bedeutet natürlich eine Chance für Unternehmen, die in den USA MitarbeiterInnnen einstellen. Denn hier können sie schon durch clevere Nutzung von Jobangeboten in der Suche angezeigt werden. Natürlich erhöht es die Chancen, wenn man sich bei einem der von Google genannten Jobbörsen registriert und dort Jobs einstellt, beispielsweise bei LinkedIn oder Monster, die bereits als Partner dabei sind. In Deutschland sitzen jedenfalls schon viele Unternehmen in den Startlöchern. Wann das Tool bei uns freigeschaltet wird, ist jedoch noch unklar.
Zum Autor: Mirco Welsing ist Leiter des Competence Circles Employer Branding des Deutschen Marketing Verbands und Mitglied im Marketing Club OWL Bielefeld. Er ist Geschäftsführender Gesellschafter der TMC GmbH – The Marketing Company und verantwortet dort die Bereiche Strategie, Digitales und Consulting. Er repräsentiert insbesondere das Experten-Know-how für zeitgemäßes Marketing im Zeichen der digitalen Transformation und effizientes 360-Grad-Marketing, um potenzielle Kunden mit zielgruppenrelevanten Inhalten an den wichtigen Touchpoints entlang der herkömmlichen wie digitalen Customer Journey anzusprechen.
Mehr zu dem Thema gibt es in der Breakout-Session der Junior Marketing Professionals auf dem 44. Deutschen Marketing Tag, in der neue Wege, Kriterien und Perspektiven im Recruiting aufgezeigt werden – mit Cases u.a. von Xing und Hays.