In Deutschland finden solche Visionen Gehör: So bekunden laut einer aktuellen Studie unserer puls Marktforschung erstaunliche 16 Prozent der deutschen Autokäufer Kaufinteresse am selbstfahrenden Google Auto. Grundlage dieser Studie ist eine repräsentative Stichprobe bei 1.000 Autokäufern in Deutschland. Das ebenfalls abgefragte generelle Kaufinteresse an autonomen Fahrzeugen liegt mit 25 Prozent lediglich etwas höher.
Offensichtlich hat der automobile Quereinsteiger Google erstaunlichen Kredit insbesondere bei jüngeren Autokäufern und solchen mittleren Alters, die sogar zu 18 Prozent Kaufinteresse an der „Knutschkugel“ äußern, die laut Kommentaren im Web 2.0 am ehesten an die Isetta von BMW erinnert.
Erwartete Besonderheiten
Der Innovationskompetenz von Google folgend erwartet zudem jeder Dritte, dass Google bei seinem selbstfahrenden Auto vieles anders (oder besser) macht als herkömmliche Automobilhersteller. Erwartete Besonderheiten sind Datenspeicherung, sicheres selbstständiges Fahren und Parken, innovative Navigation, Vernetzung/Google Dienste und besonderes Design. Drei Prozent geben sogar explizit das Image der Marke Google als Attraktivitätsfaktor des Google-Autos an.
Google hat offensichtlich eine (so) hohe Innovationskompetenz und Verankerung im (digitalen) Leben seiner Nutzer, dass die Menschen dieser Marke auch Kompetenz jenseits der angestammten Suchmaschinenthematik zutrauen. Kein Wunder: Google hegt und pflegt zwar seine Kompetenz für schnelles und zuverlässiges Suchen und Finden im Internet, erweitert sein Angebot aber auch kontinuierlich durch neue Leistungen für das digitale Zeitalter wie Google Maps, Google Earth, „Auslieferungsdrohnen“ oder eben das Google Car.
Kompetenz für das digitale Zeitalter
So gelingt es dem Internet-Giganten, seine Marke mit hoher Kompetenz für das digitale Zeitalter aufzuladen. Diese „Digitalkompetenz“ nutzt Google clever als Rückenwind für den Eintritt in neue Betätigungsfelder wie Autos bzw. Mobilität. Dabei wird der Status des Quereinsteigers bewusst genutzt, um Märkte wie die Automobilbranche „aufzumischen“.
Marken mit Zukunft sollten sich also nicht über Produkte, sondern die dahinterstehenden Bedürfnisse positionieren und dafür Kompetenz aufbauen. Wenn es zum Beispiel Biermarken gelingt, sich über Ursprünglichkeit, Regionalität, Erfrischung oder hochwertige Zutaten zu positionieren, machen sie sich ebenso offen für neue Produkte und Leistungen und damit zukunftssicher wie Automobilhersteller, die sich als Mobilitätsmarken verstehen und positionieren.
Über den Autor: Dr. Konrad Weßner, Dipl.-Kaufmann und Spezialist für Marktforschung und Markenstrategien, studierte an der Universität Erlangen-Nürnberg Betriebswirtschaft und promovierte am Lehrstuhl für Marketing der Universität Bamberg zum Thema Strategische Marktforschung. Bei einer international tätigen Unternehmensberatung baute er danach den Bereich Strategieberatung auf. Seit 1992 ist er Geschäftsführer und Inhaber der puls Marktforschung GmbH in Schwaig bei Nürnberg, die sich auf Marktforschung und darauf basierende Empfehlungen für bessere Entscheidungen und Strategien spezialisiert hat.