Keine PR-Trommel, kein Interview, Alphabet unternahm nicht eine öffentlichkeitswirksame Maßnahme um zu verkünden, dass es das Venture Capital-Unternehmen namens Google Capital in die Capital G umbenannt hat. Doch was steckt überhaupt hinter CapitalG? „Grundsätzlich handelt es sich um einen sogenannten ‚Late Stage Growth Fund‘, der in Unternehmen investiert, die ihr Wachstum vorantreiben müssen. Das heißt: keine Investments in Startups, Phase Seed und Series A“, sagt Unternehmensbeater Dr. Ralf Kaumanns, der unter anderem für das Buch „Die Google-Ökonomie“ bekannt ist. Capital G sei somit primär ein Finanzinvestor, der Profite aus Investitionen erzielen will, und dürfe daher nicht als strategische Beteiligungsgesellschaft für Google oder Alphabet verstanden werden. Vielmehr seien CapitalG ebenso wie Google Ventures eigenständige Einheiten, die unabhängig von Googles Zielen, Philosophie oder Politik agieren und zum Teil sogar in „Konflikt“ mit der Geschäftspolitik von Google stehen können: „Google Ventures hat beispielsweise in LendUp investiert, das kurzfristige Überbrückungskredit zu hohen Zinsen, sogenannte Payday Loans, an US-Amerikaner vergibt, die über keinerlei Sicherheiten verfügen. Doch statt dieses Investment zu unterstützen, hat Google die Werbung für diese Art von Krediten unterbunden“, sagt Kaumanns. Auf der anderen Seite nutze CapitalG aber die Expertise des Google-Teams, um seine Portoflio-Unternehmen bei Herausforderungen zu unterstützen. Parallel zur Umbenennung hat CapitalG auch eine neue Website eingerichtet, auf der die aktuellen Investments aufgelistet sind. Für alle Investment wie Airbnb, Credit Karma oder Inno Light jegliche Details sind hinterlegt, nur für eines nicht: für Snapchat. Nicht einmal der gehaltene Anteil wird preisgegeben.
Wie bedeutend ist das Investment in Snapchat?
Ähnlich wie bei der Investition in LendUp sollte somit auch nicht zu viel in die Snapchat-Investition interpretiert werden. „Zuerst einmal scheint es so, dass Capital G in der letzten Finanzierungsrunde investiert hat (Series F, 1,8 Milliarden USD, Mai 2016)“, sagt Kaumanns. Weiterhin setze Snapchat seinerseits bei Finanzierungsrunden auf einen eher ungewöhnlichen Ansatz: Das Unternehmen vergibt relativ kleine Anteile an eine große Zahl von Venture-Capitals. Insgesamt soll Snapchat es laut der Zeitung „Los Angeles Times“ auf rund 200 verschiedene Investoren bringen. „Der Anteil von Capital G müsste daher vergleichsweise gering sein, da die Finanzierung der 1,8 Milliarden USD auf viele von Venture-Capitals und Private-Equity-Firmen verteilt wurde. Zudem denke ich, dass der Gründer von Snapchat so gestrickt ist, dass er sich von keinem Investor abhängig machen will“, sagt Kaumanns. Weiterhin könne man aus dem Investment auch nicht ableiten, dass Google und Snapchat dadurch enger kooperieren, oder dass dies der erste Schritt hin zu einer Akquisition von Snapchat durch Google wäre.