Von Nils Jacobsen
Die Gerüchte halten sich seit Jahren: Was würde eigentlich passieren, wenn Apple Google als Standardsuche im Safari-Browser vom iPhone und iPad verbannen würde? Der Suche-Deal läuft schließlich seit dem ersten iPhone 2007. 2015, so hieß es immer wieder, würde der langjährige Vertrag auslaufen. Passiert ist jedoch bis heute nichts; weder Yahoo noch Microsoft, die immer wieder als mögliche Alternativen gehandelt wurden, kamen bis heute zum Zuge.
Was Google der Deal wert war, kursierte bislang nur gerüchtweise – jetzt schuf der laufende Prozess gegen Oracle Fakten. Wie aus unfreiwillig enthüllten Gerichtsdokumenten bekannt wurde, die Bloomberg vorliegen, hat Google an den Erzrivalen 2014 eine Milliarde Dollar überwiesen, um auf dem iPhone als vorinstallierte Suchmaschine präsent zu sein.
Goldman Sachs: Google generiert 13,5 Prozent seiner Umsätze durch iOS-Geräte
Zudem heißt es, Apple habe an Googles Werbeerlösen auf dem iPhone oder iPad in der Spitze zu 34 Prozent partizipiert. Im vergangenen Jahr hatte Goldman Sachs bereits Schätzungen angestellt, die der Business Insider diese Woche veröffentlichte, welchen Anteil der Werbeerlöse Google aus einer Geschäftsbeziehung mit Apple generiert.
Ergebnis: einen ziemlich erheblichen. Analystin Heather Bellini schätzt, dass Google 2014 allein 8,9 Milliarden Dollar durch Werbeerlöse aus dem iOS-Geräten eingefahren hat (4,4 Milliarden Dollar davon als direkte Folge der Suchvoreinstellung in Safari). Das entspricht nach Angaben von Goldman Sachs enormen 75 Prozent aller Werbeerlöse, die Google mobil erzielt.
Google auf Such-Deal mit Apple mehr angewiesen als anders herum
Immerhin 13,5 Prozent von Googles Gesamtjahresumsätzen 2014 wurden demnach über iOS-Geräte erzielt. Apple wiederum würde bei kolportierten 34 Prozent von 8,9 Milliarden Dollar durch die Beteiligung an Googles mobilen Werbeerlösen pro Jahr etwa 3 Milliarden Dollar und nochmals 1 Milliarde für den Such-Deal erlösen, was wiederum nicht mal 2 Prozent der gesamten Jahresumsätze entspricht. In anderen Worten: Für Google ist der Fortbestand der Geschäftsbeziehung zu Apple (insbesondere der Suchvoreinstellung in Safari) weitaus bedeutsamer als anders herum.
Nicht zuletzt, angesichts der möglichen Wachablösung an der Wall Street, erscheint die Wechselbeziehung zwischen Google und Apple brisant: Apple liegt mit einem Börsenwert von 534 Milliarden Dollar nur noch knapp vor Google-Mutter Alphabet, die es bereits auf eine Marktkapitalisierung von 500 Milliarden Dollar bringt – der Vorsprung beträgt also keine 7 Prozent mehr.
Zuerst erschienen bei meedia.de