„Gold’s Gym war der Inbegriff von Hardcore-Fitness“

Gold’s Gym steht für Fitness – seit Jahrzehnten. Aber wie bleibt eine so ikonische Marke in der digitalen Welt relevant? Brian Morris, Senior Vice President bei Gold’s Gym SoCal, erklärt, wie die Marke den Wandel meistert.
Gold's Gym
Das Gold’s Gym in Berlin Spandau, das erste Studio der Kette in Europa, wurde 2021 eröffnet.  (© Imago / Agentur Baganz )

Seit fast einem Jahrzehnt ist Brian Morris, Senior Vice President von Gold’s Gym SoCal, die treibende Kraft hinter der Entwicklung der Marke. Er hat maßgeblich dazu beigetragen, Gold’s Gym an die Anforderungen der heutigen Fitnesslandschaft anzupassen. Wir sprachen mit Morris auf der Inbound 2024 in Boston über die größten Herausforderungen der Branche, die Transformation der Marke und wie er Innovation in sein Team bringt. 

Herr Morris, was sind derzeit die größten Herausforderungen in der Fitnessbranche? 
 
Die größte Herausforderung, der wir uns momentan stellen müssen, ist der Rückgang der Laufkundschaft. Früher kamen die Leute einfach ins Studio, um sich über Mitgliedschaften zu informieren. Heute passiert das meiste online, was es schwieriger macht, die emotionale Verbindung zu schaffen, die entsteht, wenn man das Studio persönlich erlebt. Die Herausforderung besteht darin, dieses Gefühl der Begeisterung, das potenzielle Mitglieder hätten, wenn sie physisch in eines unserer Studios kämen, online zu reproduzieren. Es geht darum, eine Atmosphäre zu schaffen, die genauso inspirierend ist wie der Besuch vor Ort. 

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Brian Morris hat mehr als 20 Jahren Erfahrung in der Fitnessbranche. (© privat)

Mit über 20 Jahren Erfahrung in der Fitnessbranche verfügt Brian Morris über umfassende Kenntnisse in der Steigerung von Umsätzen in verschiedenen Fitnessunternehmen, darunter Town Sports International und California Family Fitness.  

Wie hat sich Ihr Ansatz im Vertrieb verändert, um den sich wandelnden Anforderungen der Kunden gerecht zu werden? 
 
Die Erwartungen unserer Mitglieder haben sich im Laufe der Jahre stark verändert, vor allem durch den Einfluss von Social Media und Online-Bewertungen. Heutzutage wissen die Menschen sehr genau, was sie von ihrem Fitnessstudio erwarten. Einer der besten Wege, um ihre Bedürfnisse zu verstehen, sind öffentliche Plattformen wie Google und Yelp, wo wir direkt auf Bewertungen reagieren und sofortige Verbesserungen vornehmen können. Obwohl wir auch interne Tools wie den Net Promoter Score (NPS) nutzen, bieten uns öffentliche Bewertungen die Transparenz, die wir brauchen, um proaktiv auf Kundenanliegen einzugehen. 

Gold’s Gym ist seit den 1960er Jahren eine Ikone der Fitnessbranche. Wie schaffen Sie es, diese klassische Marke zu modernisieren, ohne ihre Authentizität zu verlieren? 
 
Das war definitiv eine Herausforderung. Als ich vor fast zehn Jahren bei Gold’s Gym SoCal anfing, dachte ich – wie viele andere auch – sofort an Arnold Schwarzenegger und Bodybuilding. Gold’s Gym war der Inbegriff von Hardcore-Fitness. In den letzten Jahren haben wir hart daran gearbeitet, dieses Bild zu verändern und Fitness für alle zugänglich zu machen, nicht nur für Bodybuilder. Wir haben das Konzept von ‚Serious Fitness for Everyone‘ entwickelt, das alle Menschen anspricht, die sich ernsthaft für Fitness interessieren – egal ob Anwalt, Arzt oder Mutter. Dieses Konzept hat uns geholfen, die Balance zwischen unserem Kern und einer modernen Weiterentwicklung zu finden. Es war wichtig, die Essenz von Gold’s Gym zu bewahren, während wir den Fokus auf ein breiteres Publikum erweiterten. 

Wie heben Sie sich von den günstigeren Fitnessketten ab, die oft rund um die Uhr geöffnet sind? 
 
Der Wettbewerb durch preisgünstige Fitnessketten ist in der Tat stark. Aber wir heben uns durch Qualität ab. Viele dieser Studios bieten vielleicht niedrige Preise, aber oft mangelt es an Sauberkeit und hochwertiger Ausstattung. Unsere Studios sind immer sehr sauber und wir arbeiten nur mit den besten Ausrüstungsanbietern wie Life Fitness und Hammer Strength. Darüber hinaus bieten wir Annehmlichkeiten, die billigere Fitnessstudios nicht haben, wie spezielle Räume für Gruppentrainings, eine Vielzahl an Kursen und ein gehobenes Ambiente. Es geht nicht nur um die Geräte – wir legen großen Wert darauf, ein umfassendes Fitnesserlebnis zu bieten, einschließlich erstklassiger Trainer und spezieller Programme wie unserem Booty Bootcamp oder den exklusiven Escape Rooms. Diese privaten, hochwertigen Umgebungen sind wie die ‚First Class‘ des Fitnessbereichs – man zahlt vielleicht etwas mehr, aber das Erlebnis ist individuell und hochwertig. 

Welche Strategien haben Sie entwickelt, um den Erfolg des Unternehmens weiter zu steigern? 
 
Eine Schlüsselstrategie ist die Erstellung von Buyer Personas für unsere Mitglieder. Dadurch können wir gezielt auf die Bedürfnisse und Vorlieben unterschiedlicher Kunden eingehen. Beispielsweise sprechen wir spezifische Altersgruppen an, die sich für Krafttraining interessieren, indem wir unsere Marketingkampagnen entsprechend anpassen. Wir setzen auf eine Mischung aus verschiedenen Marketingkanälen, von Google Ads und Facebook-Kampagnen bis hin zu traditionellen Werbemaßnahmen wie Flyer und Printanzeigen. 
 
Besonders wichtig ist in letzter Zeit visuelles Storytelling geworden. Die Menschen wollen nicht nur über ein Produkt lesen, sie wollen es in Aktion sehen. Daher setzen wir stark auf Video Marketing. Wir integrieren QR-Codes in unsere Werbematerialien, die direkt zu Videos führen. So bekommen potenzielle Mitglieder einen echten Eindruck von unserer Marke und erleben diesen wichtigen ‚Wow‘-Effekt bereits beim ersten Kontakt. 

Wie fördern Sie Innovation in Ihrem Vertriebsteam, ohne bewährte Methoden zu vernachlässigen? 
 
Es ist ein Balanceakt. Bildung ist dabei der Schlüssel. Ich führe monatliche Schulungen durch, in denen ich meinem Team die neuesten Marketing- und Verkaufstechniken vorstelle. Es ist wichtig, dass sie Konzepte wie Suchmaschinenoptimierung oder cross-device display advertising verstehen. Aber eine Schulung reicht nicht – ständige Weiterbildung und Verbesserung sind notwendig. Außerdem holen wir neue Vertriebsmitarbeiter nach 60 Tagen zurück, um zu evaluieren, was funktioniert und was nicht. Dieses kontinuierliche Feedback ermöglicht es uns, unsere Methoden ständig zu verbessern und sicherzustellen, dass das Team gut gerüstet ist, um erfolgreich zu sein. 

Welche Rolle spielen Influencer und Content Creators in Ihrer Strategie? 
 
Content Creators sind ein integraler Bestandteil unserer Strategie. Wir arbeiten mit Influencern zusammen, die tatsächlich in unseren Studios trainieren und authentische Videos und Fotos ihrer Workouts erstellen, die sie mit ihren Followern teilen. Diese Authentizität kommt bei potenziellen Mitgliedern viel besser an als traditionelle Werbung. Ein Beispiel sind Isabella und Katie, zwei Content Creators, die regelmäßig in unseren Studios in Thousand Oaks und Simi Valley trainieren. Sie nutzen unsere speziellen Räume wie das Glute Factory oder den Escape Room, um ihre Workouts zu filmen. Diese Art der Zusammenarbeit bietet echte Einblicke in das Training bei Gold’s Gym SoCal. 

Welche Zukunftspläne hat Gold’s Gym SoCal? 
 
Wir wachsen weiter. Im nächsten Jahr planen wir die Eröffnung unseres 24. Clubs in Kalifornien, und in den nächsten zwei Jahren sollen drei weitere folgen. Darüber hinaus arbeiten wir an einer neuen Website, die uns helfen wird, unsere Marketingstrategien zu verbessern und gezieltere Kampagnen zu fahren. Unser Ziel ist es, unsere Mitglieder auf ihrer gesamten Fitnessreise zu begleiten – egal ob im Studio oder online. Auch technologisch bleiben wir am Puls der Zeit. Wir nutzen zunehmend Tools, um unsere Mitglieder besser zu verstehen und ihnen personalisierte Angebote zu unterbreiten. Es gibt viele spannende Entwicklungen und wir freuen uns auf die Zukunft! 

(amx, Jahrgang 1989) ist seit Juli 2022 Redakteur bei der absatzwirtschaft. Er ist weder Native noch Immigrant, doch auf jeden Fall Digital. Der Wahlberliner mit einem Faible für Nischenthemen verfügt über ein breites Interessenspektrum, was sich bei ihm auch beruflich niederschlägt: So hat er bereits beim Playboy, in der Agentur C3 sowie beim Branchendienst Meedia gearbeitet.