Mit „Your true self is priceless” kündigte Jessica Claar, Vice President Marketing Communications Central Europe, diesen Montag auf LinkedIn die erste deutsche Kreditkarte an, auf der nicht-binäre Kund*innen ihren bevorzugten Namen schreiben lassen können. Damit kommt das seit 2019 in den USA und seit 2020 in Europa verfügbare Feature endlich auch hierzulande an. Bisher waren Kreditkarten mit dem True-Name Feature nur bei der holländischen Bank „bunq“ verfügbar. Jetzt also auch bei der GLS Bank.
4,7 Prozent identifizieren sich als non-binär
Laut einer von Mastercard durchgeführten Studie geben 4,7 Prozent aller deutschen Befragten an, sich weder als Mann noch als Frau zu definieren. Unter Angehörigen der Gen Z sogar 9,5 Prozent. Oft geht eine trans- oder non-binäre Identität mit einer Namensänderung einher, oft ohne behördliche Namensänderung. Der Deadname, also der alte Name, wird dabei oft zur Belastung, wenn auf dem Ausweis oder der Geld- und Kreditkarte dieser Name noch auftaucht. Und auch das ist ein Ergebnis der Umfrage: Zwölf Prozent der Deutschen stört es, dass ihr Geschlecht auf ihrem Personalausweis, ihrer Bank- oder Kreditkarte vermerkt ist.
Schon seit 2019 ist es bei der GLS Bank möglich, den Namen auf der Girocard frei zu wählen. Der Schritt, als erste deutsche Bank auch eine passende Kreditkarte anzubieten, ist nur konsequent. Dafür notwendig ist ein Ergänzungsausweis der dgti e.V., der auch bei Behörden anerkannt ist. Dieser muss beidseitig abfotografiert und dann an eine Emailadresse geschickt werden. Der Prozess ist kostenlos, kann aber aktuell nur mit einem bestehenden Konto der GLS durchgeführt werden. Laut einem Sprecher der GLS Bank soll die True-Name-Funktion noch dieses Jahr auch Neukunden zur Verfügung stehen. Dass zuerst die Girocard und erst viel später die Kreditkarte mit der True-Name-Funktion versehen worden ist, sei mit der Komplexität des Produkts zu erklären. Das Processing der Kreditkarte liege nicht bei der GLS Bank, was die Implementierungsphase verlängert habe, so der Sprecher weiter.
Dass der Launch in den Juni fällt, ist kein Zufall. Schließlich ist Pride Month. Aysel Osmanoglu, Vorständin der GLS Bank, sagt zum neuen Angebot: „Das neue Feature ist ein Zeichen für mehr Diversität, für ein gesteigertes Bewusstsein unterschiedlicher Bedürfnisse unserer bunten Gesellschaft und eine Aufforderung diese Bedürfnisse in Institutionen und Behörden anzuerkennen.“
Anders als viele andere Banken, die dieser Tage ihre Logos in Regenbogenfarben präsentieren, aber non-binäre Kund*innen vor die Wahl stellen Frau oder Mann zu sein, demonstriert die GLS Bank hier eine Konsequenz, die bei der nicht so kleinen Zielgruppe sehr gut ankommen dürfte.