Immer mehr Unternehmen erkennen im Internet ein Kommunikationsmedium, das nicht allein hochgradig effizient, sondern auch kostengünstig ist. Vorbei die Zeiten, in welchen es ausreichte, eine Firmenbroschüre ins Netz zu stellen und das Thema „Internet“ damit für erledigt zu halten. Professionell betrachtet wird das Internet heute neben anderen Aspekten als Service und Kundenbindungsinstrument verstanden, das homogen in das gesamte Marketingkonzept einzubetten ist. Viele Unternehmen nutzen hierfür modernste Software, wie etwa Content Management Systeme, E-CRM-Systeme, Dokumentenmanagement-, Portal- oder Community Software.
Wann aber macht der Einsatz eines CMS Sinn?
Vor der Frage nach der Auswahl der adäquaten Software empfiehlt sich zunächst die grundsätzliche Überlegung: Macht die Investition in ein CMS-System unter den gegebenen Umständen überhaupt Sinn? Denn nur unter bestimmten Rahmenbedingungen beinhaltet der Einsatz von Content Management Systemen langfristig Kosten- und Nutzenvorteile. Die Erfahrung zeigt: Es gibt eine Reihe von Unternehmen, die Content Management Systeme einsetzen, hierfür siebenstellige Projektsummen budgetieren und freigeben und die im Nachhinein feststellen müssen, dass die Amortisationszeit für die Projektkosten mehrere Jahrzehnte betragen. Zurückzuführen sind derartige Konstellationen auf allzu große Trendgläubigkeit, auf mangelnde Erfahrung mit dem Thema Internet, auf das Unterlassen einer Kosten/Nutzenanalyse oder – damit verbunden – auf die Auswahl des falschen Systems.
Die Grafik 1 veranschaulicht, unter welchen Bedingungen der Einsatz eines Content Management Systems von Vorteil sein kann. Dabei gilt: Je mehr Felder in den Bereichen „hoch“ oder „extrem hoch“ belegt werden, desto sinnvoller erscheint aus der Kosten/Nutzen-Perspektive der Einsatz eines CMS.
Sind hingegen nicht mehrere der in der obigen Grafik dargestellten Bedingungen erfüllt, so ist der Einsatz eines Content Management Systems zumindest aus Kostengründen fraglich. In einem solchen Fall käme es das Unternehmen bei weitem kostengünstiger, seine Internet-Inhalte weiterhin von einer Agentur pflegen zu lassen und nur diejenigen Inhalte, welche regelmäßig in kurzen Zyklen aktualisiert werden müssen, über kleinere Redaktionsmodule zu bearbeiten. Eine andere sinnvolle Möglichkeit wäre es hier, die Content Management Funktionalität bestehender Software Lösungen zu nutzen.
Vielfalt am Markt
Ist mit einer stichhaltigen Analyse ermittelt worden, dass der Einsatz eines Content Management Systems in einem akzeptablen Zeithorizont bzw. Zeitfenster einen Return on Investment verspricht, so stellt sich in einem zweiten Schritt die Frage: Welches System ist auf die speziellen Belange des Unternehmens zugeschnitten?
Eine Frage, deren Antwort nicht ad hoc zu finden ist. Bereits jetzt gibt es auf dem Markt über 100 Content Management Systeme – zudem haben auch Hersteller anderer Software typische Funktionen von Content Management Systemen in ihre Lösungen integriert. Dieses gilt beispielsweise für Portal-Software, Community-Software, CRM-Software oder Dokumenten Management-Software wie etwa Dokumentum. Teilweise gibt es auch Lernplattformen wie etwa Top Class oder ehemalige Shop Software Anbieter, die sich plötzlich umpositionieren und nun Content Management Systeme anbieten. Zu erwähnen sind noch Anbieter wie OpenMarket und für die „eierlegenden Wollmilchsäue“, die ein bißchen von allem können, Hyperwave.
Die Vielfalt der am Markt erhältlichen Systeme macht deutlich, wie schwierig es ist, das optimale System für eine gegebene oder gar eine zukünftige Unternehmenssituation herauszufiltern. Nicht wenige Unternehmen glauben dieses Problem dadurch zu lösen, indem sie schlicht das Content Management System eines Marktführers einkaufen. Zu den sechsstelligen Lizenzkosten einer solchen Software sind in der Regel das zwei- bis fünffache an Projektkosten zu budgetieren. Nicht wenige Unternehmen, die derart unreflektiert an das Thema Auswahl „CMS“ herangehen, sehen sich am Ende des Projektes mit bereits erwähnten Amortisationszeiten konfrontiert. Die Wahl eines marktführenden Systems ist also kein Garant für einen Projekterfolg – wenn auf diesem jungen Markt überhaupt auf seriöse Weise von „Marktführerschaft“ gesprochen werden kann.
Im Gegenteil: Es existieren Systeme, die über hervorragende Referenzen verfügen, jedoch auf einer inzwischen veralterten Technologie basieren. Auf dem Markt tummeln sich zudem Hersteller, die sich in der Boomphase des letzten Jahres an der Börse Millionen besorgt und diese zu großen Teilen ins Marketing investiert haben, während ihre Produkte technologisch jedoch immer nur als drittklassig zu bewerten waren. Und da gibt es noch jene „Marktführer“, die jüngst alle Budgets einfrieren mussten, weil sie am Rande eines finanziellen Ruins stehen.
Weiterführende Links:
Suchergebnisse zum Begriff Content Management System aus dem com3-Newsletter der absatzwirtschaft gibt es hier,
www.contentmanager.de
Autor: Erwin Lammenett ist Firmengründer und Geschäftsführender Gesellschafter des Aachener Multimedia-Dienstleisters team in medias GmbH.
Lammenett leitet als Mitglied im Bundesverband Deutscher Unternehmensberater die Arbeitsgruppe eBusiness; er ist Vorstand des Landes NRW im Bundesverband Junger Unternehmer und Mitglied im Marketing-Club. Der 37jährige ist zudem seit vielen Jahren erfolgreich als Coach im Bereich der Höherqualifizierung von Führungspersonal aktiv.
www.inmedias.de
Der Beitrag wird in einem zweiten Teil fortgesetzt. Dieser wird sich mit typischewn Fehlern sowie mit Ansätzen für eine systematische Auswahl von CMS-Software beschäftigen.
eingestellt am 16. Juli 2001