Zunächst ist überraschend, dass der Wirtschaftprüfer derart präzise Daten zu den fehlenden Autos im deutschen Automarkt hat. Exakt 264 000 Autos fehlen. Wie kommt man an diese präzise Zahl? Entweder der „liebe Gott“ verrät dem Wirtschaftsprüfer die Zahl oder als Wirtschaftsprüfer schaut man in die Bücher der Autobauer und spricht darüber. Beides wollen wir mal nicht hoffen. Da weder der liebe Gott noch die gut 30 Automarken in Deutschland monatliche Statistiken an PwC mit der Anzahl der fehlenden Fahrzeuge liefern, bleiben die Kunden, Händler oder Zulieferer als Informationsquelle. In Deutschland gibt es gut 15 000 Händler, über 1000 Zulieferer und etwa 500 000 Autokäufer in drei Monaten, die Auskunft geben könnten. Alle zu fragen, macht keinen Sinn, also nimmt man eine Stichprobe. Um das einigermaßen repräsentativ zu machen, müsste man schon eine größere Stichprobe haben. Leider Gottes sagt uns PwC nichts dazu. Vielleicht kommt die Zahl dann doch durch göttliche Eingebung zustande.
Schaut man in die offiziellen Zulassungsstatistiken stellt man fest, dass im Dezember 2010 in Deutschland 63 439 Neuwagen-Zulassungen auf Autobauer und Händler getätigt wurden. Das sind übrigens 16 788 „taktische“ Zulassungen oder 36 Prozent mehr als im Dezember 2009. Ähnliches gilt im November 2010: Ganze 13 271 taktische Zulassungen oder 23 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Warum, um Gottes Willen, verweigern die Autobauer und Autohändler in Deutschland im November und Dezember 2010 den Kunden diese Autos und machen ganz frech Tageszulassungen?
Da bleibt eigentlich nur als Erklärung, dass das Phänomen „264 000 Autos fehlen“ urplötzlich im Januar aufgetreten ist. Leider Gottes sind auch Autobauern die Autos in Deutschland nicht ausgegangen. Das ist schon mal beruhigend. Es kommt bei einzelnen Modellen zu längeren Wartezeiten, weil eben die Nachfrage ab und an nicht richtig eingeschätzt wurde. Das passiert schon, seit es die Autoindustrie gibt und wird wohl auch in Zukunft so bleiben. Dass dann Volkswagen (VW) angekündigt hat, einen Tag seine Produktion in Wolfsburg auszusetzen, hilft natürlich bei der Berechnung der Zahl von 264 000 fehlenden Fahrzeugen … oder soll sie zumindest plausibler machen.
Fazit: Wir können uns wieder beruhigen. Den Autobauern gehen trotz PwC-Studie die Autos nicht aus. Bleibt als Erklärung des Phänomens: Vielleicht hat sich der liebe Gott mit PwC nur einen Scherz erlaubt. In der Karnevalszeit lässt sich so was ja nie ausschließen.
Über den Autor: Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer ist Direktor des CAR-Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen, des Öko-Globe-Instituts der Universität Duisburg-Essen sowie Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen.