Unter dem Motto „Games: Das Herz der Popkultur“ ist die Gamescom physisch zurück und lockt Besucher*innen von Mittwoch bis Sonntag, Neuheiten der Gaming-Welt live auf 220.000 Quadratmetern der Messe Köln zu entdecken. Während der Pandemie war die Messe auf ein digitales Format ausgewichen. Elemente davon bleiben bestehen oder wurden für das Hybrid-Event ausgebaut.
Eine erwartete Besucherzahl hatten die Koelnmesse und der Verband Game vorab nicht mitgeteilt. Allerdings sollte das Ticketkontingent kleiner ausfallen als in den Jahren vor der Pandemie, als bis zu 370.000 Menschen die Gamescom besucht hatten. Felix Falk, Geschäftsführer beim Verband Game, sieht den Neustart aber positiv. „Die Gamescom entwickelt sich immer weiter, aber gerade in diesem schwierigen Jahr ist das schon jetzt ein beachtlicher Neustart.“
Namhafte Hersteller fehlen
Nicht nur dürfte der große Besucherstrom kleiner ausfallen, auch die Liste der Aussteller*innen weist große Lücken auf. So fehlen große Marken wie Nintendo, Electronic Arts oder Sony auf dem Plan der Entertainment Area der Gamescom. Die Veranstalter versuchen diese Lücke durch Indiegames und -Studios zu kompensieren – ihre Zahl liegt auf Rekordniveau. Insgesamt sind rund 1100 Aussteller aus 53 Ländern angekündigt.
Doch warum verzichten Marken darauf, ihre Neuheiten zu präsentieren (auch in Hinblick auf das Weihnachtsgeschäft)? Der naheliegende Grund dürfte Corona sein. Denn aus Sicht der Aussteller*innen besteht immer noch das hohe Risiko, die Belegschaft einer Infizierung auszusetzen. So gibt es zum heutigen Stand kein Hygienekonzept sowie Maskenpflicht oder 3G-Nachweise auf der diesjährigen Gamescom.
Ein anderer Grund ist der vorherrschende Personalmangel. Große Marken beschäftigen während der Gamescom hunderte Mitarbeiter*innen – Positionen, die dieses Jahr nur mit Mühe besetzt werden können. Der Personalmangel wirkt sich auch auf Material und Logistik aus: Messestände, Fanartikel und Merchandise – Material und Personal fehlt überall. Die Folge sind drastisch höhere Kosten und ungewisse Lieferzeiten.
Der Messeauftritt von Entwickler*innen spiegelt üblicherweise die Markposition wider, sprich: je größer der Messestand, desto größer der Einfluss auf die Nutzer*innen. Dennoch scheint der betriebene Aufwand für einen Stand auf der Gamescom oft die schlechtere Option zu sein. Viele Hersteller*innen nutzen daher eigene Kanäle, um exklusiv neue Spiele zu präsentieren, ohne den Konkurrenz- und Aufmerksamkeitsdruck, der auf Messen herrscht.
Umsätze der Hersteller stagnieren
Krieg und andere Krisen sind auch an der Games-Welt nicht spurlos vorübergegangen – Lieferengpässe und schlechte wirtschaftliche Aussichten weltweit machen den Herstellern zu schaffen. Die Zahl der Spielerinnen und Spieler steigt jedoch weiter: Nach einer Umfrage des IT-Verbands Bitkom spielen 54 Prozent der Menschen in Deutschland ab 16 Jahren wenigstens hin und wieder, vier Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr.
Das rasante Wachstum der ersten Corona-Jahre hat sich aber deutlich verlangsamt, wie Daten der Marktforscher GfK und Data.ai zeigen. Im ersten Halbjahr 2022 stiegen die in Deutschland verbuchten Umsätze der Spielehersteller demnach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nur noch um zwei Prozent auf rund 4,55 Milliarden Euro, nach einem Plus von 22 Prozent im ersten Halbjahr 2021.
Eine Gamescom, die sich weniger als Blockbuster-Leistungsschau versteht und eher als Festival für die immer größere Gaming-Gemeinschaft, passt da vielleicht ganz gut. Zumindest die Zeit, in der Fans den ganzen Tag in Warteschlangen verbrachten, um am Ende drei Spiele ausprobiert zu haben, soll vorbei sein, sagte Verbandschef Falk – gerade bei den kleineren, unabhängigen Spiele-Anbietern soll es viel mehr zu spielen geben. „Inzwischen stehen aber auch die Community-Aspekte, also das Erleben von Spielewelten und das Treffen mit Freunden, viel mehr im Mittelpunkt“, so Falk.
(mit Material der dpa)