Es müssen wieder einmal Superlative sein. „Das Galaxy Fold mit unserem Infinity Flex Display schafft eine neue Produktkategorie mit zuvor nicht denkbaren Funktionen“ , beschrieb DJ Koh, President und CEO der IT & Mobile Communications Division, das gestern vorgestellte Falt-Smartphone Galaxy Fold.
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Und mehr noch: „Heute schreibt Samsung das nächste Kapitel in der Geschichte mobiler Innovationen, indem wir die Grenzen der Kategorie Smartphone verschieben und so neue Anwendungsmöglichkeiten eröffnen“, sagte Koh. Die haben jedoch ihren Preis: Enorme 2000 Euro und mehr kostet das futuristische Klapp-Smartphone, das sich schnell in ein Tablet verwandelt.
„Aus Konsumentensicht macht das Galaxy Fold keinen Sinn“
In anderen Worten: Das Gerät geht komplett an den Bedürfnissen des durchschnittlichen Smartphone-Käufers, der zuletzt Apple für seine teuren neuen iPhones die dunkelgelbe Karte zeigte, vorbei. „Aus Konsumentensicht macht das Galaxy Fold bislang keinen Sinn“, urteilte das Techportal The Verge gestern harsch.
Warum dann all der Aufwand? Schließlich launchte der weltgrößte Smartphone-Hersteller mit dem Galaxy S10, S10+ und S10e gestern gleich drei neue Flaggschiffmodelle und kündigte mit dem Galaxy S10 5G noch ein weiteres an. Für Samsung dürfte das Galaxy Fold aktuell tatsächlich kaum mehr als ein Showcase sein. Die vermeintliche Zukunft der Verbraucherelektronik hat der südkoreanische Tech-Riese bereits zwei Wochen zuvor in dem aufwendig von Leo Burnett produzierten Spot „The Future“ angedeutet.
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Tatsächlich macht den Südkoreanern in Sachen Kundenansprache kaum jemand etwas vor. „Verstehen was der Kunde will und braucht“, formulierte Lee Young-hee, Vizepräsidentin Marketing, einst das Mantra von Samsungs Kommunikationsmaßnahmen. „Unsere Botschaft ist auf den Alltagsnutzer ausgerichtet, nicht auf Technologie um der Technologie willen“.
Marketing-Weltmeister Samsung
Enorme 11,2 Milliarden Dollar hat Samsung im vergangenen Jahr für Marketing-Aktivitäten aufgewendet, um mit dieser Botschaft seine Kunden zu erreichen – den Löwenanteil davon allein für Werbemaßnahmen. Damit liegt Samsungs Marketingetat nicht nur deutlich über dem von Apple, sondern tatsächlich über jedem anderen Unternehmen der Welt: Im vergangenen Jahr übertrumpften die Südkoreaner sogar Marketing-Krösus Procter & Gamble.
Immer wieder versucht Samsung dabei mit millionenschweren Umarmungen mit der Popkultur zu punkten: 25 Millionen Dollar soll dem Smartphone-Platzhirsch vor einigen Jahren allein die Kooperation mit R&B-Superstar Rihanna für ihr Album „Anti“ und die darauffolgende Tournee wert gewesen sein – einen ähnlichen Deal schloss Samsung zuvor mit HipHop-Ikone Jay-Z ab.
Auch YouTube-Star Casey Neistat ließ sich nicht zweimal bitten und fuhr mit Model Karlie Kloss in einem Werbespot für die 360-Grad-Kamera telegen spazieren. Das legendäre Oscar-Selfie mit Ellen Degeneres orchestrierte Samsung ebenfalls als Teil seiner millionenschweren Werbekampagne mit ABC.
Umarmungen mit der Popkultur: Werbepartnerschaften von Rihanna bis Ronaldo
Und dann ist da das Sport-Sponsoring: Basketball-Superstar LeBron James warb ebenso für den Verbraucherelektronikriesen aus Seoul wie der achtfache Sprint-Olympiasieger Usain Bolt und die frühere Tennis-Weltranglistenerste Maria Sharapova und Ana Ivanovic. Vor allem jedoch bei König Fußball zeigten die Südkoreaner Präsenz: Jahrelang liefen die Weltfußballer Cristiano Ronaldo und Messi für Samsungs Galaxy-Smartphones in überkandidelten Viral-Webclips auf, in denen eine Weltauswahl gegen Aliens antrat.
10 Jahre lang hatte Samsungs Schriftzug zuvor das Trikot des englischen Traditionsklubs Chelsea London geziert, der in der Zeit zweimal die Premier League und einmal die Champions League gewann. So aggressiv wie Samsung beim Marketingeinsatz vorgeht, so sehr gibt dem Tech-Giganten der Verkaufserfolg seiner inzwischen zwei Milliarden verkauften Smartphones doch recht: Geld schießt am Ende eben doch Tore.