Fünf Herausforderungen für Marken, die mit Wearables Erfolg haben wollen

Der Markt für Wearables ist getrieben von großen Technologie-Unternehmen wie Samsung, aber auch von vielen kleinen Start-ups, die mit Lean-Methoden bei der Innovationsentwicklung ein unglaubliches Tempo vorlegen. Doch welche Rolle spielen Marken in diesem Umfeld? Wie sie von der Innovationsgeschwindigkeit im Bereich Wearables profitieren, erläutert Peter Krause, Geschäftsführer Triplesense Reply
Wearables für starke Marken

Von Gastautor Peter Krause, Geschäftsführer Triplesense Reply

Fünf Ansatzpunkte für Marken, um im Bereich der Wearables erfolgreich zu sein.

1. Service-Mentalität

Nicht jeder muss zum Hardware-Produzenten werden. Marken können für ihre Kunden großartige Mehrwerte schaffen, indem sie sich darauf konzentrieren, auf Basis der smarten Daten von Wearables und existierender Hardware ganz neue Services zu schaffen. So könnten z.B. Wearables, die über den Körperschweiß den Alkoholpegel im Blut messen, per API verbunden sein mit Taxi-Services wie Uber. Volvo-Fahrer werden z.B. schon bald die Spracherkennung von Microsofts Band 2 nutzen können, um die Heizung vor dem Fahrtbeginn zu aktivieren oder andere Funktionen zu steuern.

2. Überraschung

Der kreative Umgang mit den zur Verfügung stehenden Daten ist ein weiterer Erfolgsfaktor. Marken sollten überraschende Ideen entwickeln, wie aus den Daten echte Mehrwerte für den Nutzer entstehen und neue Erlebnisse geschaffen werden. So tragen die Footballer in der NFL seit der letzten Saison RFID-Chips in ihren Schulterpolstern – die Daten zu Position und Geschwindigkeit der Spieler reichern dann z.B. die Spielzugwiederholungen in der NFL App auf der Xbox an. Auch TomTom hat für Überraschung gesorgt mit dem Launch einer Sportuhr für Golfer. Selbst im B2B-Umfeld finden sich zahlreiche Beispiele, wie Marken überraschende neue Wege beschreiten, wie Reply für SAP im Rahmen der Google Glass Challenge mit Wearable-gestütztem Inventory Management für den Einzelhandel.

3. Co-Creation und Customer Validation

Der Kunde ist nicht nur Zielgruppe, Milieu-Mitglied oder Kohorten-Kollege, sondern einer der wichtigsten Impuls- und Feedback-Geber bei der Produktentwicklung. Wenn Marken Services und Produkte im Wearables-Segment andenken, sollten sie daher schon im Konzeptionsprozess echte Nutzer einbeziehen, z.B. im Rahmen von Design Thinking-Workshops zur Ideengewinnung und –Validierung. Mittels Low- und Hi-Fidelity-Prototypes können schnell unterschiedliche Ansätze beleuchtet werden. Nicht aus dem Elfenbeinturm von Experten, sondern unter tatkräftiger Mithilfe der Menschen, für die entwickelt wird.

4. Kooperationen & Partnerschaften

Um sich den nötigen Zugang zu Technologie zu verschaffen, sind Marken gut beraten, Partnerschaften und Kooperationen zu etablieren. Offenheit und Neugier sind gefragt, kein Abschotten in proprietärem Denken. So arbeitet Levi’s mit Google im Project Jacquard an der Entwicklung von smarten Stoffen, Under Armour hat gemeinsam mit HTC das Fitnessband „UA Band“ auf den Markt gebracht und TAG Heuer holte sich Unterstützung von Intel, um die Smartwatch TAG Heuer Connected zum Ticken zu bringen. Und wer es besonders ernst meint, der investiert direkt in Player aus dem Wearables-Markt – wie adidas mit der Übernahme von Runtastic oder Fossil mit dem Kauf des Wearable-Herstellers Misfit.

5. Humanizing Digital

Je digitaler und technisierter unsere Umgebung wird (bis hin zu Technologie an und in unserem Körper), umso wichtiger ist es, alles an den Bedürfnisse des Menschen auszurichten. Wearables und die mit ihnen verbunden Services müssen unser Leben leichter, nicht etwa noch komplizierter machen. Nicht das Technisch-Machbare darf im Vordergrund stehen, sondern das, was ein Bedürfnis des Nutzers erfüllt. Das ihm Zeit spart, ihm Wissen verschafft oder ihm einfach nur das Gefühl von Unsicherheit nimmt und stattdessen Gelassenheit gibt. Wie Wearables aus dem Bereich „Remote Healthcare“, die Alarm bei Angehörigen oder dem Arzt auslösen, wenn die Vitalfunktionen eines Patienten kritisch werden. Hier ist die reine Messung und Verarbeitung der gewonnenen Daten möglicherweise sogar nur zweitrangig – stärker mag das Gefühl beim Patienten wiegen, zu wissen, dass im Falle einer Extremsituation automatisch Hilfe gerufen wird, auch ohne sein Zutun. Ähnliche Anwendungsfälle von Wearables gibt es als Frühwarnsystem vor Katastrophen wie Erdbeben.„Humanizing Digital“ hingegen ist es nicht, wenn die Smartphone-Fitness App nicht mit der Sensoren-bestückten Socke und diese nicht mit dem Herzfrequenzmesser spricht bzw. der Nutzer erst Drittdienste wie IFTTT oder Zapier dafür bemühen muss. Nett für Bastler, aber nicht für Lieschen Müller.

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Autor Peter Krause

Fazit

Die Zeit ist reif für Marken, sich ernsthaft mit den Chancen durch Wearables für ihre Branche auseinanderzusetzen. Mit den richtigen Partnern an Bord, der Einbeziehung ihrer Kunden und einer gesunden Portion Neugier können spannende Dinge entstehen. Aber: „Rome wasn’t built in a day“ (Morcheeba).