Einerseits ist die Bergbauindustrie nicht gerade für übertriebene Frauenförderung bekannt, der Anteil weiblicher Führungskräfte lag im Jahr 2015 branchenweit bei zwölf Prozent. Andererseits geht BHP Billiton mit dem Zeitgeist. Nach Angaben der US-Beratung Catalyst kletterte der Anteil weiblicher Führungskräfte bei den 500 größten US-Konzernen im vergangenen Jahrzehnt von knapp 34 auf 52 Prozent.
Frauen sind auf dem Vormarsch, und das ist auch gut so.
Glaubt man einer neuen Studie, birgt das jedoch neues Konfliktpotenzial. Inzwischen ist bekannt: Das Verhältnis zwischen Vorgesetztem und Untergebenem beeinflusst Motivation, Engagement und Zufriedenheit. Wenn Angestellte ihren Chef schätzen, sinken die Zahl der Fehltage und die Fluktuation, während die Produktivität und Leistung steigen. Aber spielt dabei auch das Geschlecht des Vorgesetzten eine Rolle – und wenn ja, welche? Dieser Frage gingen nun die beiden Ökonomen Benjamin Artz und Sarinda Taengnoi von der Universität von Wisconsin nach.
Für ihre Studie, die demnächst im Fachjournal „Labour Economics“ erscheint, werteten sie zwei US-Langzeitstudien aus. Die „National Longitudinal Study of Youth“ und die „National Study of the Changing Workforce“ verfolgen seit dem Jahr 1979 beziehungsweise seit 2008 das Leben von 12.000 Amerikanern.
Die Teilnehmer machen dafür regelmäßig Angaben zu ihrem Privat- und Berufsleben – in welcher Branche sie arbeiten, wie viel sie verdienen und ob sie insgesamt mit Chef und Job zufrieden sind, von eins (sehr unglücklich) bis 4 (sehr glücklich). Die Wissenschaftler beschränkten sich auf all jene Angestellten, die in der Privatwirtschaft arbeiten und an einen Vorgesetzten berichten. Und dabei entdeckten sie einen kuriosen Zusammenhang.
Chefinnen entsprechen nicht den Erwartungen
Ausgerechnet jene Frauen, die eine Frau als Chefin hatten, waren mit ihrem Beruf am unglücklichsten. Artz und Taengnoi glauben sogar, diesen Effekt quantifizieren zu können.
„Die Zahl der Frauen, die die höchste Jobzufriedenheit für sich proklamieren, sinkt um bis zu sieben Prozentpunkte, wenn sie von einer Frau geführt werden“, sagen die Forscher. „Das entspricht in etwa dem Verlust des Wohlbefindens, den man erleidet, wenn man für seine Leistung nicht entsprechend bezahlt wird.“ Erstaunlich: Für Männer fanden sie diesen Effekt nicht, bei ihnen wirkte sich ein weiblicher Chef nicht auf die Zufriedenheit mit dem Beruf aus.
Aber warum gab es diesen Zusammenhang bei den Frauen? Müssten sie nicht eigentlich dankbar sein, von einer Frau geführt zu werden, weil das gegenseitige Verständnis größer ist?
Waren die Aufstiegschancen der betroffenen Frauen geringer? Mitnichten. Hatten sie schlechtere Positionen als die Männer? Keineswegs. „Es lässt sich noch nicht genau sagen, warum die Jobzufriedenheit von Frauen mit einem weiblichen Chef sinkt“, sagen Artz und Taengnoi. Die Forscher halten aber vor allem drei Gründe für denkbar.
Erstens sei es möglich, dass weibliche Angestellte eine bestimmte Vorstellung davon haben, welche Eigenschaften ein Chef im Optimalfall haben sollte – aber dass die jeweiligen weiblichen Vorgesetzten ausgerechnet über jene Eigenschaften nicht verfügen. Und diese Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit schmälert womöglich die Zufriedenheit.
Zweitens könne es sein, dass es weibliche Chefs vor allem in jenen Branchen gibt, in denen die Angestellten ohnehin unglücklich sind, weil sie schlecht bezahlt werden. Und drittens suchen sich jene, die sowieso schon unglücklich sind, womöglich Jobs in Branchen mit vielen weiblichen Führungskräften. Der Mechanismus könnte auch bei der anstehenden US-Präsidentenwahl eine Rolle spielen. Denn die Studie legt nahe: Bei vielen Frauen könnte es Hillary Clinton schwer haben – weil sie ihr die Rolle als Oberbefehlshaber nicht zutrauen.