Zurückzuführen sei die Zunahme an sogenannter „Schmuddelwerbung“ dem Werberat zufolge auf den gestiegenen Leistungsdruck auf den Märkten. Dies sollte allerdings keinen Grund dafür liefern, die Grenzlinie gesellschaftlich akzeptierter Marktkommunikation in der Werbung zu überschreiten. „Die Grenzüberschreitungen geschehen tatsächlich vorwiegend bei kleinen Firmen, die sich meist nicht professionell beraten lassen. Dort denkt sich dann häufig der Chef oder die Chefin irgendetwas aus und meint allein durch Aufsehen etwas Positives erreichen zu können“, erklärt Volker Nickel als Sprecher des Deutschen Werberats. Größere Firmen würden zwar auch gezielt provozieren, wüssten aber fast immer genau, dass bestimmte Grenzüberschreitungen sich nur als Bumerang auswirken. Zu aggressive Kampagnen kehrten häufig als negativer Bumerang zurück, der Kundenbeziehungen stören und auch völlig zerstören könne.
Rügen seitens des Werberats habe es in Fällen gegeben, wo mit Gewalt, mit demütigender und frauenverachtender Propaganda sowie grundlegend sexistisch geworben worden sei. Beispielsweise sei mit MSI Technologie ein Unternehmen gemahnt worden, weil es für einen Laptop mit einem blutbespritzten, boxenden Mann mit blutgetränkten bandagierten Fäusten und der Überschrift „unschlagbar“ geworben hatte und zunächst nicht habe einsehen wollen, weshalb dies für ein Laptop unpassend sein sollte. Jedoch müsse auch nicht jeder Protest aus der Bevölkerung automatisch eine Grenzüberschreitung darstellen. In den Fällen von 108 Kampagnen habe der Werberat im ersten Halbjahr 2008 sogar einen Freispruch erteilt. So seien gängige Abbildungen von Models in Dessous auf Flächen von Straßenbahnen etwa nicht als „anstößig, aufreizend und Frauen diskriminierend“ qualifiziert worden. pte