Forschungsinstitut ZEW: Digitalisierung gefährdet 5 Millionen Jobs in Deutschland

Künstliche Intelligenz, Roboter, selbstfahrende Autos, Drohnen, 3D-Druck, Sensoren oder Big Data sind die Schlagworte für anstehende Umwälzungen in den Fabriken, Verwaltungen oder im Transportsektor. Das Forschungsinstitut ZEW hat in einer Studie nun herausgefunden, dass 42 Prozent der deutschen Erwerbstätigen in Berufen mit hoher Automatisierungswahrscheinlichkeit arbeiten. Heißt: Rund 18 Millionen Jobs sind gefährdet.

Die Wissenschaftler Carl Frey und Michael Osborne haben in einer vielbeachteten Studie ausgerechnet, dass 47 Prozent aller Jobs in den USA in den kommenden 10 bis 20 Jahren von Robotern oder Software ersetzt werden könnten. Also beschäftigte sich auch das Forschungsinstitut ZEW mit der Jobfrage in Zeiten der Digitalisierung in Deutschland.

Der technologische Wandel findet heutzutage nicht nur auf einem Gebiet, sondern parallel in fast allen Wirtschaftsbereichen statt. Deshalb haben sich hierzuland viele Menschen Berufe gesucht, die eine geringe Wahrscheinlichkeit aufweisen, bald durch Maschinen ersetzt zu werden. Weniger Menschen arbeiten in Berufen mit sehr hoher Automatisierungswahrscheinlichkeit (>90 Prozent). Während in den USA nach ZEW-Berechnungen 49 Prozent der Beschäftigen zu der Gruppe mit hohem Automatisierungsrisiko gezählt werden, sind es in Deutschland 42 Prozent. Das Fazit der Mannheimer ZEW-Forscher: 5 Millionen Jobs seien in Gefahr.

Keine Panik

Laut Studie könnte diese Zahl noch zu hoch sein, da das technische Potenzial meist überschätzt und die Anpassungsfähigkeit der Menschen meist unterschätzt würde, beruhigen die ZEW-Forscher ihre Auftraggeberin, Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles. „Insgesamt bleiben größere Gesamtbeschäftigungseffekte durch zukünftigen technologischen Wandel daher unwahrscheinlich“, vermuten die Mannheimer. Zudem können Menschen, deren bisherige Tätigkeiten von einem Roboter übernommen werden, auf andere, weniger gefährdete Jobs ausweichen. Mehr Bildung könne trotzdem nicht schaden, um die bevorstehenden Anpassungen leichter zu bewältigen. Menschen, die nur über eine Elementarbildung verfügen, weisen eine Automatisierungswahrscheinlichkeit von 80 Prozent auf, während nur 18 Prozent der Promovierten um ihre Jobs bangen müssen.

Gefährdete Jobs

Künstliche Intelligenz kann zum Beispiel Zehntausende Sachbearbeiter in Versicherungen freisetzen. Buchhalter, Anlageberater oder Makler sind gefährdete Berufe. Denn ihre Tätigkeit besteht vorwiegend aus „manueller Datenverarbeitung“, was Computer besser können. Auch die meisten, wenn nicht sogar alle Tätigkeiten von Anlageberatern können und sollten Computer erledigen – weil sie genauer sind und weniger Fehler machen. Roboter in Lagerhäusern oder selbstfahrende Autos sind echte Innovationen, die auf lange Sicht Jobs kosten könnten.

Bundestag reagiert auf Digitalisierung

https://www.youtube.com/watch?v=lk4665L0I1A

“Es wird Zeit, dass die Bundesregierung die Digitalisierung und deren Folgen für Wirtschaft und Arbeitswelt endlich ernst nimmt: Für 30.000 Jobs in der Kohleindustrie opfern die Kanzlerin und ihr Wirtschaftsminister mal eben die deutschen Klimaschutzziele, wenn aber 5 Millionen Jobs durch die Digitalisierung in Frage gestellt werden, dann sieht die Bundesarbeitsministerin diesem Strukturwandel gelassen entgegen”, kritisiert Dieter Janecek, wirtschaftpolitischer Sprecher Bündnis90/Die Grünen im Bundestag.

ZEW-Wirtschaftsforum 2015

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Zum Thema Europa im digitalen Wettbewerb diskutierten beim Wirtschaftsforum viele Experten. Irene Bertschek ist Forschungsbereichleiterin IKT  und sprach darüber, wie sich die digitale Arbeit auf die Beschäftigten auswirken wird. „Dieses Thema ist deshalb so spannend, weil die Digitalisierung die Art und Weise wie wir produzieren und wie wir arbeiten werden, grundlegend verändert. Damit betrifft es alle Wirtschafts- und auch Gesellschaftsbereiche.“ Ist die Industrie 4.0 ein Jobkiller? Martin Przewloka von der technischen Hochschule Mittelhessen weiß, dass durch die Automatisierung Jobs verschwinden werden. „Aber es werden auch neue Arbeitsplätze geschaffen. Im Bereich der Kreativität und im Bereich von Prozessen und Lösungen. Also da, wo der Mensch am meisten gefordert ist, mit seinen besonderen Fähigkeiten.“