FAST, Gehirnaktivität und ein Flickenteppich

Nicht nur Netflix und Co. buhlen mit Streaming-Angeboten um Zuschauer*innen; auch werbefinanzierte TV-Streaming-Kanäle florieren. Für Advertiser sind das erstmal gute Nachrichten.
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Die Sendungen „Bares für Rares“ und „ZDF kocht!“ sind Beispiele für sogenannte „Free-Ad-Supported-Streaming-TV“-Kanäle . (© Imago)

Nutzen Sie schon FAST in Ihrem Media-Mix? Diese „Free-Ad-Supported-Streaming-TV“-Kanäle liegen im Trend: Sie streamen Filme und Sendungen werbefinanziert und sind daher für Zuschauer*innen kostenfrei. Samsung TV Plus und ZDF Studios haben jetzt den Launch von gleich 20 solcher FAST-Channels in Europa bekanntgegeben. Gestartet ist man mit zwei neuen Kanälen in Deutschland („Bares für Rares“ und „ZDF kocht!“).

Durch die Kooperation mit Samsung TV Plus erweitert ZDF Studios – eine privatwirtschaftliche Tochtergesellschaft des ZDF – seine Vertriebsstrategie und bedient die digitalen Sehgewohnheiten der Zuschauerschaft. Wie der gesamte Markt für Connected TV (CTV) ist auch der FAST-Channel-Markt fragmentiert. In diesem kleinteiligen Business könnten sich hochwertige Inhalte als Publikumsmagnet erweisen – so die Hoffnung der Kooperationspartner.

Die Voraussetzungen sind gut: Über Samsung TV Plus können Zuschauer*innen kostenfrei fernsehen und die TV-App ist auf rund zehn Millionen Samsung Smart-TVs in Deutschland vorinstalliert. Lösungen wie diese helfen, Zielgruppen auch jenseits des klassischen Kabel-oder Satelliten-TV auf dem Big Screen anzusprechen.

CTV-Ads: Steigerung der Markenwirkung

Wie solche Connected-TV-Werbung wirkt, hat kürzlich Integral Ad Science (IAS) in Zusammenarbeit mit Neuro-Insight untersucht. In einer Studie wurde die Gehirnaktivität der Teilnehmer gemessen, um die Auswirkungen von Kontext und Anzeigenwiederholung auf CTV-Werbung zu verstehen. Die Ergebnisse sind interessant: Wenn die Tonalität der Anzeigen zum Streaming-Inhalt passt, konnte die Markenwirkung um 14 Prozent gesteigert werden. Passte die Werbung zum Kontext, stieg die Markenwirkung um 39 Prozent. Harmonierten beide – Tonalität und Kontext – mit dem angesehenen Inhalt, stieg die Markenwirkung um knapp 50 Prozent.

Aber Achtung: Häufige Wiederholungen der gleichen Anzeige sollte man vermeiden. Während bei der dritten Wiederholung einer Anzeige noch keine negativen Wirkungen beobachtet wurden, ging bei der vierten Betrachtung die Markenwirkung deutlich um 26 Prozent zurück.

Doch die Frequenz optimal zu dosieren, ist in der Praxis oft leichter gesagt als getan. TV-Sender, Verlage, Gerätehersteller, CTV-Vermarkter und unabhängige App-Anbieter wollen Inhalte vermarkten und kochen gern ihr eigenes Media-Süppchen. Hinzu kommen unterschiedliche Geräte, auf denen die Streams konsumiert werden. Bleibt ein Advertiser bei einem Hersteller oder auf einem Gerät, gibt es meist keine Probleme. Doch für übergreifenden Kampagnen fehlen Standards. Hier kann es zu Überschneidungen kommen, ein übergreifendes Frequency Capping ist nur selten möglich. Ein Flickenteppich digitaler Werbemöglichkeiten und Interessen, den zu glätten noch einige Zeit dauern dürfte.

Schon gehört?

Die Weihnachtsshopping-Saison hat begonnen. Laut einer repräsentativen Umfrage von Criteo startet jede*r dritte Deutsche seine oder ihre Weihnachtseinkäufe mit den Amazon-Prime-Days (die waren vergangene Woche). Nur 18 Prozent warten mit dem Weihnachtsshopping bis zum Black Friday Ende November. Wichtig zu wissen: Der Shopping-Start anlässlich dieser Aktionstage ist nicht auf Amazon begrenzt. 56 Prozent der Befragten gaben an, die Preise auf Amazon mit denen anderer Händler zu vergleichen.

Leider rufen saisonale Höhepunkte auch immer wieder Werbebetrüger auf den Plan. Ad-Fraud bleibt ein Ärgernis für Nutzer*innen, Werbetreibende und die Umwelt. Um den Werbebetrug einzudämmen hat die Werbeplattform MGID jetzt eine Partnerschaft mit der Pixalate geschlossen. Die Analyseplattform für den Schutz vor Ad Fraud arbeitet nun mit der hauseigenen MGDI-Ad-Fraud-Lösung zusammen und bietet eine zusätzliche Verifizierungsebene.

Sicherheit steht auch bei einer weiteren Partnerschaft im Vordergrund: Der Data-Clean-Room-Anbieter Decentriq und das Adtech-Unternehmen Utiq arbeiten zusammen. Utiqs Consent-Service wird in die Plattform von Decentriq integriert, was es Unternehmen ermöglicht, gemeinsam an Datensätzen zu arbeiten, ohne die Datensicherheit zu gefährden. First-Party-Kampagnendaten können auf diese Weise für digitales Marketing genutzt werden, während Verbraucher*innen gleichzeitig die Kontrolle darüber haben, wie ihre Daten verwendet werden.

Litfaßsäule im Wohnzimmer

Übrigens: Völlig ohne Marketing Tech kommt die neue BiFi-Kampagne aus. Statt Out-of-Home wird „In-your-Home“ geworben. Da die beworbenen Salami-Sticks für zu Hause gedacht sind, platziert Scholz & Friends die Werbemittel nicht an Bahnhöfen oder Haltestellen, sondern in den Wohnungen der Zielgruppe. Im Film zur Kampagne wird unter anderem eine Litfaßsäule in einem Wohnzimmer und ein City-Light-Poster in einem Schlafzimmer installiert. Konsument*innen können mitmachen und sich für die Aktion bewerben.

In diesem Sinne. Bleiben Sie inspiriert!

(kaz) ist Fachjournalist für digitales Marketing. Seit Mitte der Nullerjahre begleitet er mit seinen Artikeln die rasanten Entwicklungen der Online-Werbebranche. Der Maschinenraum der Marketing-Technologien fasziniert ihn dabei ebenso wie kreativ umgesetzte Kampagnen. Der freie Autor lebt und arbeitet in Berlin.