Der Showdown beginnt. Keine zwei Wochen, dann steht der ultimative Test für die hoch gewettete Mobilitätsbranche bevor, die zuletzt mit immer neuen Initiativen dies- und jenseits des Atlantiks für Furore gesorgt hat.
Während hierzulande CleverShuttle und bald Moia mit Ridepooling um die Gunst von potenziell mehreren Kunden pro Fahrt kämpfen, hat sich Fahrdienst-Pionier Uber im Rest der Welt in tatsächlich bereits 65 Ländern ausgebreitet. Auf dem Heimatmarkt indes wird Uber von einem drei Jahre jüngeren Wettbewerber herausgefordert, der in den vergangenen zwei Jahren von zahlreichen Skandalen des Branchenprimus und der daraus resultierenden #DeleteUber-Bewegung profitierte – Lyft.
Lyft bringt es in den USA auf einen Marktanteil von 28 Prozent
Der 2012 von Logan Green und John Zimmer gegründete Fahrdienstvermittler ist mit einem Marktanteil von 28 Prozent auf dem amerikanischen Markt zwar die klare Nummer zwei hinter Uber, zieht am schier übermächtigen Rivalen nun jedoch in einer anderen Disziplin vorbei: dem Gang an die Kapitalmärkte.
Bereits Ende März könnte Lyft nämlich bereits an der Wall Street notiert sein. Die Voraussetzung dafür schuf der kalifornische Fahrdienstvermittler, der seinen Service per App in sechs verschiedenen Gattungen anbietet, mit seiner Börsenzulassung Ende vergangenen Jahres.
Roadshow vor Investoren in den nächsten zwölf Tagen
Nachdem die US-Börsenaufsicht SEC grünes Licht gegeben hat, geht der Countdown nun in die heiße Phase. In dieser und der nächsten Woche stellt sich Lyft in einer traditionellen Roadshow, die dem Börsengang unmittelbar vorausgeht, Investoren.
Heute, morgen und Donnerstag pitcht das Start-up aus dem Silicon Valley vor interessierten Kapitalgebern in New York, am Mittwoch ist Boston an der Reihe, gefolgt von Baltimore am Freitag; in der kommenden Woche bereisen CEO Logan Green und Finanzchef Brian Roberts dann die Westküste mit Präsentationen in San Francisco und Los Angeles, die den Abschluss am Donnerstag bilden.
Lyft könnte bereits am 29. März an der Wall Street debütieren
Unmittelbar im Anschluss ermitteln die konsortialführenden Banken JP Morgan, Credit Suisse und Jefferies, die Lyft beim Börsengang begleiten, auf Basis der Investoren-Nachfrage den Ausgabekurs, zu dem Lyft bereits am nächsten Freitag, dem 29. März an der Börse notieren könnte.
Heute konkretisierte Lyft die Rahmendaten des IPOs. So gibt der On-Demand-Fahrdienst 35 Millionen Aktien zu einer Kurstaxe von 62 bis 68 Dollar heraus. Am oberen Ende der Bookbuildungspanne würde Lyft knapp 2,4 Milliarden Dollar frische Mittel einnehmen und mit 23 Milliarden Dollar bewertet werden. Allerdings kann das knapp sieben Jahre alte US-Unternehmen je nach Anlegerinteresse den Ausgabekurs kurzfristig auch noch verändern.
Verluste von 911 Millionen Dollar
Fundamental ist die Bewertung bislang zumindest arg ambitioniert. Im vergangenen Geschäftsjahr fuhr Lyft bei Umsätzen von 2,16 Milliarden Dollar einen Verlust von 911 Millionen Dollar ein. Allerdings wächst Lyft, das neben den USA bislang nur in Kanada vertreten ist, rasant: Die Erlöse könnten 2018 verdoppelt werden und legten 2017 um mehr als 500 Prozent zu. Allerdings haben sich auch die Verluste ausgeweitet: das jährliche Minus stieg im Zuge der Expansion von 682 Millionen Dollar in 2016 auf 688 Millionen Dollar in 2018 bis auf nunmehr 911 Millionen Dollar im vergangenen Jahr an.
Für die hoch gewettete Mobilitätsbranche wird das Lyft-IPO unterdessen zur ultimativen Testfahrt. In den nächsten Monaten – mutmaßlich bis Ende Juni – dürfte schließlich Uber folgen, sofern das Börsenklima mitspielt. Der Branchenprimus Uber fuhr im vergangenen Geschäftsjahr bei Umsätzen von bereits 11,3 Milliarden Dollar happige Verluste von 3,3 Milliarden Dollar ein und strebt nach Bankeinschätzungen aus dem Stand die enorme Bewertung von 120 Milliarden Dollar an – und damit etwa das Fünffache von Lyft. Immerhin: Die Pole Position auf dem Weg zur Wall Street kann Uber Lyft kaum mehr nehmen…