EU-Wahlwerbesendungen zeigen keine Wirkung

Das Europäische Parlament startete zur diesjährigen Europawahl erstmals eine europaweite und überparteiliche Informationskampagne. Unter dem Motto „Europawahl - Deine Entscheidung" wurden 18 Millionen Euro in mehrere Dutzend Großinstallationen, Plakate und Fernsehwerbespots investiert, um dem Trend sinkender Wahlbeteiligungsraten entgegenzuwirken. Ergebnissen eines Experiments an der Universität Koblenz-Landau unter dortigen Studierenden zufolge verfehlte die Kampagne aber das Ziel, die Bereitschaft junger Wähler zu vergrößern, sich an der Europawahl zu beteiligen.

Dafür wurde 23 Studierenden der im Rahmen der Kampagne produzierte 32-Sekunden-Fernsehspot gezeigt, wonach sie zu europapolitischen Themen befragt wurden. Die Ergebnisse verglichen Dr. Jürgen Maier, Professor am Institut für Sozialwissenschaften der Universität Koblenz-Landau, sowie Dr. Silke Adam von der FU Berlin mit denen von 25 Studierenden, die den Spot nicht gesehen hatten. Sowohl hinsichtlich der Wahlbeteiligung als auch der Bereitschaft, sich über die EU zu informieren, schnitt die Gruppe derjenigen, die den Fernsehspot gesehen hatten, schlechter ab als die Vergleichsgruppe. Keinesfalls besser sei eine Kampagne verlaufen, die auf Initiative der bayerischen Europaministerin Emilia Müller entstand. Dabei konnte ein mehr als vierminütiger Spot unter dem Motto „Europa – was geht“ mit Komiker Oliver Pocher in der Hauptrolle junge Wähler ebenfalls nicht überzeugen, sich stärker mit der EU auseinanderzusetzen. Jedenfalls unterschieden sich die Ergebnisse hinsichtlich der Wahlbeteiligung und der aktiven Informationssuche der 45 Landauer Studierende umfassenden Gruppe, die diesen Clip gesehen hat, nach der Berücksichtigung von Differenzen im Politikinteresse und Geschlechterzusammensetzung nicht von der oben beschriebenen Vergleichsgruppe, die das Werbematerial nicht zu Gesicht bekam.

Auch bei einer weiteren Landauer Untersuchung sei der Befund ernüchternd gewesen. Dabei seien Wahlwerbesendungen, die die politischen Parteien wie CDU, SPD, FDP, Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke sowie die DVU im Rahmen ihrer Europawahlkampagnen 2009 im Fernsehen ausstrahlten, noch am Donnerstag (4. Juni) 33 Landauer Bürgern vorgespielt worden. Anschließend wurden die Probanden nach ihrer Wahlbeteiligungsabsicht, ihrer beabsichtigten Wahlentscheidung und der Frage, wie sicher sie sich ihrer Entscheidung sind, befragt. Die Ergebnisse wurden mit einer 29-köpfigen Kontrollgruppe verglichen. Den Parteienspots gelang es jedoch weder zu mobilisieren noch die Bürger in ihrer Wahlentscheidung zu bestärken. Insgesamt würden die Studien belegen, dass weder die Wahlwerbesendungen der Parteien noch die mit dem expliziten Ziel der Wählermobilisierung produzierten Spots der paneuropäischen Kampagne beziehungsweise des bayerischen Konkurrenzprodukts Wähler dazu motivieren, sich über Europa zu informieren oder sich bei Europawahlen zu beteiligen. Vor dem Hintergrund der bisherigen Forschungsergebnisse vermuten Wissenschaftler, dass dies nicht zuletzt damit zusammenhängt, dass in solchen Werbespots kaum über die EU und europapolitische Themen informiert wird. Vielmehr stünden nationale Fragestellungen im Vordergrund der Werbesendungen. Wählern falle es deshalb schwer, die Bedeutung von Europawahlen zu erkennen.

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