Die europaweit beherrschenden Themen im vierten Quartal waren der Krieg in Syrien und der Terror in Europa, die Präsidentschaftswahl in den USA Ende November sowie das weitere Erstarken nationalistischer Parteien und Tendenzen in fast allen europäischen Ländern. Ganz offensichtlich haben sich die Verbraucher jedoch nicht von der negativen Nachrichtenlage anstecken lassen. Es scheint, dass die europäische Bevölkerung zunehmend genau selektiert, welche Themen tatsächlich Einfluss auf ihr tägliches Leben haben. Insofern konnten sich die einzelnen Indikatoren Konjunktur- und Einkommenserwartung sowie die Anschaffungsneigung weitgehend unbeeindruckt vom Krieg in Syrien, der Entwicklung in der Türkei, den Präsidentschaftswahlen in den USA sowie dem weiter bestehenden Terror in Europa entwickeln. Relevant war vielmehr die Entwicklung wirtschaftlicher Daten in den einzelnen Ländern. So stieg das GfK Konsumklima für die EU 28 seit September um 5,6 Punkte auf 17,9 Zähler im Dezember.
Deutschland: Konjunkturerwartung deutlich gestiegen
Die Konjunkturerwartung der Deutschen hat sich im Herbst sehr positiv entwickelt. Der Indikator lag mit 16,4 Zählern im Dezember auf fast dem gleichen Niveau wie im Juni (18,0 Zähler, höchster Wert des Jahres 2016). Zum Ende des vierten Quartals legte er stark zu und stieg im Vergleich September um 9,6 Punkte.
Dabei profitiert Deutschland von den guten konjunkturellen Vorgaben. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs im vierten Quartal um 1,7 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahreszeitraum, die Arbeitslosenquote lag mit konstanten 4,2 Prozent auf dem niedrigsten Wert seit der Wiedervereinigung.
Diese positiven wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ließen auch die Einkommenserwartung der deutschen Konsumenten zwischen September und Dezember um weitere 3 Punkte auf 55,6 Zähler steigen. Im November sank der Indikator zwischenzeitlich auf seinen Jahrestiefststand von 44,5 Zählern. Gemessen am Vorjahreszeitpunkt schlägt aber ein Plus von fast 5 Punkten zu Buche. Das Niveau ist als ausgesprochen hoch zu bezeichnen.
Die Anschaffungsneigung konnte ihr hohes Niveau zum Jahresende nicht ganz halten. Der Indikator verlor zwischen September und Dezember 5,3 Punkte. Zum Jahresabschluss stand er damit bei 48,0 Punkten und somit 1 Punkt niedriger als im Vorjahr.
Blick über die Grenzen: Konjunkturerwartung in Frankreich auf Rekordniveau
Die Konjunkturerwartung der Franzosen hat sich im vierten Quartal sehr positiv entwickelt. Die Verbraucher rechnen mit einer deutlich anziehenden Wirtschaft in den nächsten Monaten. So erreichte der Indikator mit 19,8 Zählern im Dezember den höchsten Wert seit August 2007. Zwischen September und Dezember stieg er um 13,0 Punkte. Im Vergleich zum Jahresende 2015 verzeichnete die Konjunkturerwartung in Frankreich ein Plus von 12,6 Punkten.
Auch die Einkommenserwartung der französischen Konsumenten stieg im letzten Quartal um 4,3 Punkte auf -9,6 Punkte. Das bedeutet zwar eine Steigerung im Vergleich zum Ende des dritten Quartals. Der Indikator liegt aber dennoch 4,7 Punkte niedriger als im Vorjahr. Seit Oktober 2007 gehen die französischen Verbraucher von einer mäßigen Einkommensentwicklung aus, was sich an den negativen Werten des Indikators zeigt. Der Grund hierfür ist sicherlich in der konstant hohen Arbeitslosigkeit, insbesondere der hohen Jugendarbeitslosigkeit, sowie der nicht wirklich in Schwung kommenden Wirtschaft zu sehen.
Die gute Entwicklung der Konjunkturerwartung wirkte sich positiv auf die Anschaffungsneigung der Franzosen aus. Die Bereitschaft der Franzosen zu größeren Anschaffungen stieg im Dezember auf den höchsten Wert der letzten 15 Jahre. Der Indikator stieg im vierten Quartal um 4,2 Punkte und stand zum Jahresende bei 12,9 Zähler. Das sind 17,5 Punkte mehr als im Vorjahr.
Großbritannien: Einkommenserwartung erholt sich kaum
Die Konjunkturerwartung der britischen Verbraucher war im Juli mit -28,2 Zählern nach dem Votum für den Brexit zwischenzeitlich auf den niedrigsten Stand seit vier Jahren gesunken und stabilisierte sich erst zum Ende des dritten Quartals. Zwischen September und Dezember ging der Indikator erneut um 9,8 Punkte zurück. Damit lag die Konjunkturerwartung zum Jahresende bei -11,6 Zählern. Das sind 28,2 Punkte weniger als im Vorjahr. Die britischen Konsumenten gehen offensichtlich davon aus, dass sich die Wirtschaft ihres Landes in den kommenden Monaten wegen des Brexit schlechter entwickeln wird. Bisher hatte der angekündigte Brexit allerdings keine spürbaren Auswirkungen auf die Wirtschaftskraft des Landes. Im dritten Quartal 2016 wuchs das Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,2 Prozent.
Im Gegensatz dazu stieg die Einkommenserwartung im vierten Quartal um 13,2 Punkte spürbar und lag zum Jahresende bei 3,2 Zählern. Das bedeutet allerdings ein Minus von 3,4 Punkten gegenüber dem Vorjahreszeitpunkt. Nach der negativen Entwicklung in den Sommermonaten nach dem Brexit-Votum hat sich der Trend des Indikators wieder gewandelt. Positiv beeinflusst wird diese Entwicklung auch durch die niedrige Arbeitslosenquote, die aktuell bei 4,8 Prozent liegt – dem niedrigsten Wert seit dem dritten Quartal 2005.
Den negativen wirtschaftlichen Entwicklungen zum Trotz stieg die Anschaffungsneigung der Briten im vierten Quartal um 8,8 Punkte auf 15,5 Zähler. Der Trend bleibt somit positiv. Im Dezember lag der Indikator rund 5 Punkte über dem Wert des Vorjahreszeitpunkts.
Niederländische Wirtschaft im Aufwind
Die Wirtschaft in den Niederlanden entwickelt sich weiter positiv. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs im dritten Quartal 2016 um 2,5 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Auch die Arbeitslosenquote entwickelte sich positiv. Mit 5,8 Prozent lag sie im dritten Quartal 2016 so niedrig wie seit über vier Jahren nicht mehr (zweites Quartal 2012: 5,7 Prozent).
Die niederländischen Verbraucher gehen offensichtlich davon aus, dass die Konjunktur in den nächsten Monaten weiterhin deutlich wachsen wird. Die Konjunkturerwartung stieg im vierten Quartal um 7,5 Punkte auf den Jahreshöchststand von 25,2 Zählern im Dezember. Der Trend zeigt somit seit Juli 2016 stetig nach oben.
Die positiven wirtschaftlichen Rahmenbedingungen schlagen sich jedoch noch nicht völlig in der Einkommenserwartung nieder. Zwar ist der Indikator von September bis Dezember leicht auf -3,2 Punkte gestiegen. Der Wert der Einkommenserwartung zeigt jedoch, dass die niederländischen Verbraucher mit einer moderaten Einkommensentwicklung in den nächsten Monaten rechnen.
Im Gegensatz dazu lag die Anschaffungsneigung im Dezember mit 22,5 Punkten auf einem guten Niveau. Das bedeutet einen Anstieg um 5,1 Punkte seit September. Im Oktober 2016 erreichte der Indikator mit 23,5 Punkten sogar den höchsten Stand seit Januar 2001.
Belgien: Konjunkturerwartung erholt sich nur langsam
Im Vergleich zu September legte die Konjunkturerwartung in Belgien um 2,3 Punkte zu. Mit lediglich 4,8 Zählern im Dezember notierte der Indikator aber 10,8 Punkte niedriger als zum Vorjahreszeitpunkt. Die belgischen Verbraucher gehen offenbar davon aus, dass die Wirtschaft in den nächsten Monaten lediglich leicht wachsen wird.
Auch die Einkommenserwartung konnte seit September nur leicht zulegen. Der Indikator stieg um 2,2 Punkte auf -13,1 Zähler im Dezember. Dieser Wert zeigt jedoch, dass die Belgier weiterhin von einer schwachen Einkommensentwicklung in den nächsten Monaten ausgehen. Im Vergleich zu Dezember 2015 steht aber immerhin ein Plus von mehr als 3 Punkten zu Buche.
Im Vergleich zur schwachen Konjunktur- und Einkommenserwartung ist die Anschaffungsneigung der Belgier deutlich besser. Im Dezember lag der Indikator bei 16 Punkten. Das sind 1,8 Zähler mehr als im September.
Österreichs Konjunkturerwartung im Aufschwung
Die Konjunkturerwartung der österreichischen Verbraucher stieg im vierten Quartal um 19,2 Punkte auf 12,0 Zähler und notierte somit zum ersten Mal seit Januar 2014 wieder im positiven Bereich. Im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt legte der Indikator sogar um 31 Punkte zu. Österreich scheint nach der von Van der Bellen gewonnenen Bundespräsidentenwahl von einer steigenden Wirtschaftsleistung im Jahr 2017 auszugehen. Das BIP legte laut Europäischer Kommission im dritten Quartal um moderate 1,5 Prozent zu, während die Arbeitslosenquote konstant bei 6,1 Prozent lag.
Dieser Aufschwung der Konjunkturerwartung nach der Wahl hatte jedoch keine Auswirkungen auf die Einkommenserwartung. Dieser Indikator erreichte im März 2016 seinen höchsten Wert (36,5 Punkte) seit Beginn der Erhebungen 1995. Seitdem verlor die Einkommenserwartung in Wellen, insgesamt aber kontinuierlich. Im Dezember lag sie mit 19 Zählern 5,4 Punkte niedriger als noch im September.
Auch die Anschaffungsneigung der österreichischen Verbraucher sank im vierten Quartal. Der Indikator verlor im Vergleich zu September 5,3 Punkte und notierte bei 12,6 Zählern. Der Aufwärtstrend der ersten vier Monate 2016 hielt somit nicht an. Vielmehr sank der Indikator ab Mai (27,6 Zähler) wieder kontinuierlich ab.